Forschungsbericht 1997-98 | |
Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft
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Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 09 - Erziehungswissenschaften Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft Internationale Bildungsforschung | ||||
Alphabetisierung und Grundbildung im Senegal - Zur Konkurrenz und Komplementarität von "modernen" und "angepaßten" Strategien
In der empirisch orientierten bildungswissenschaftlichen Diskussion über afrikanische
Länder wird immer wieder ein durchschnittlich niedriger Lernerfolg der Kinder
festgestellt. Gleichzeitig wird versucht, zu analysieren, inwieweit einerseits verschiedene
Aspekte der "Qualität von Schule und Unterricht" oder aber andererseits die
sozio-kulturellen Herkunftsmilieus der Kinder die beobachtbaren Lernunterschiede
erklären können. Die vorgelegte Pilotstudie untersucht eine repräsentative
Stichprobe von SchülerInnen der vierten und sechsten Klasse verschiedener
öffentlicher und privater (katholischer) moderner Schulen (Unterrichtssprache:
Französisch) in einem teilweise ländlichen, teilweise kleinstädtischen
Arrondissement, ca. 150 km östlich der Hauptsstadt Dakar, und vergleicht ihre
Lernerfolge (Lesen, Schreiben, Rechnen, Verständnis der Operationen) und ihre
schulischen und soziokulturellen Lebensmilieus mit denen von Kindern in "modernen" und
traditionellen islamischen Schulen (privaten "informellen" Schulen; dominierende
Unterrichtssprache: Arabisch), sowie mit denen von Jugendlichen und Erwachsenen in
(informellen) Alphabetisierungskursen in zwei Nationalsprachen. Die Untersuchungsinstrumente
wurden den Unterrichtssprachen der jeweiligen Schulart bzw. den Umgangssprachen des
Herkunftsmilieus angepaßt. Die Ergebnisse zeigen ähnliche Niveaus von Lese- und
Schreibfertigkeiten, sowie Textverständnis bei allen Lernergruppen (Ausnahme:
traditionelle Koranschulen), während Rechenfertigkeiten und -verständnis der
SchülerInnen "informeller Schulen" deutlich niedriger liegen ("Rechnen" spielt im
Curriculum dieser Schulen auch eine geringere oder keine Rolle). Die durchschnittlichen
Lernerfolge der SchülerInnen privater (französischsprachiger, katholischer)
Schulen und der öffentlichen (französischsprachigen) städtischen Schule sind
signifikant besser als die Ergebnisse der ländlichen öffentlichen
(französischsprachigen) und der ländlichen privaten informellen
(arabischsprachigen) Schulen. Eine genauere Berücksichtigung der soziokulturellen
Herkunftsmilieus der SchülerInnen [hierbei insbesondere: die in der Familie
gesprochene(n) Sprache(n)] und der Ergänzung der schulischen Zielsprache
(Französisch für die formalen, Arabisch für die informellen Schulen; nur in
den informellen Alphabetisierungskursen stehen afrikanische Sprachen im Mittelpunkt) durch
die mehr oder weniger intensive Nutzung der afrikanischen Verkehrssprachen durch die Lehrer
(bzw. "dolmetschende" Schüler) zeigt die überragende Bedeutung des "Faktors
Sprache" in der Erklärung von Lernerfolgsunterschieden der SchülerInnen im
Bereich der Grundbildung bzw. Erst- Alphabetisierung. Andere Aspekte der Qualität der
Schule, der Ausstattung mit Schulbüchern, der Länge und Qualität der
Lehrerbildung, der ökonomischen Ausgangslage der SchülerInnen rücken in
den Hintergrund. Der innovative Beitrag unserer Studie - etwa im Vergleich zu parallel
durchgeführten großen Untersuchungen senegalesischer Institutionen - liegt in der
vergleichenden Einbeziehung von informellen Schulen und Alphabetisierungskursen und in
unserer sehr kritischen Distanz zur Validität üblicherweise benutzter Instrumente
und statistischer Analyseverfahren.
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter