Schlaf und Leistungsfähigkeit am Tage

Müdigkeitsbedingtes Fehlverhalten stellt einen erheblichen gesellschaftlichen Kostenfaktor dar, der weltweit auf mehrere hundert Milliarden Dollar jährlich geschätzt wird. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an das "System Mensch" mit zunehmender Technologisierung im Sinne einer "24h-Gesellschaft". In diesem Dissertationsvorhaben sollte überprüft werden, ob und bei wem sich die im Alltag häufig zu beobachtende moderate Restriktion der Schlafzeit auf Leistungsfähigkeit und Befinden am Tage auswirkt. Hierzu wurden 40 Versuchspersonen, die für drei Wochen ihre Schlafdauer von 8 auf 6 Stunden verkürzten mit 40 weiteren Versuchspersonen mit achtstündiger Schlafdauer in ihren Leistungen in einem Reaktionszeittest, sowie verschiedenen psychometrischen Tests verglichen. Die Ergebnisse zeigen, daß selbst eine chronische Reduktion der Schlafdauer um 90 Minuten sich nachteilig auf Tagesmüdigkeit, Leistungsfähigkeit und Stimmung auswirken kann, wobei es sich jedoch insgesamt um eher moderate Effekte handelt. Die differentielle Analyse ergab zusätzlich, daß ein Großteil der Versuchspersonen, insbesondere solche mit typischer Kurzschläferpersönlichkeit, keine oder nur geringfügige Probleme mit einer Schlafverkürzung haben. Deutlich negative Auswirkungen zeigten sich hingegen bei Versuchspersonen mit hoher emotionaler Labilität.

Beteiligte Wissenschaftler:

Prof. Dr. Ch. Becker-Carus (Leiter), Dr. Dipl.-Psych. B. Paterok, Dr. Dipl.-Psych. R.M. Hoffmann, Dr. Dipl.-Psych. T. Müller, Dipl.-Psych. H. Schürmann

Veröffentlichungen:

Müller, T., B. Paterok, R.M. Hoffmann, Ch. Becker-Carus: Auswirkungen chronischer Schlafrestriktion auf Leistungsfähigkeit, Stimmung und Müdigkeit. Somnologie, 2 (1), 65-73, 1997