Forschungsbericht 1997-98 | |
Seminar für
Byzantinistik
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Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 07 - Geschichte / Philosophie Seminar für Byzantinistik Voraussetzungen der byzantinischen Kultur in der jüdisch-christlichen Überlieferung der Antike | ||||
Die Hoffnung auf die Wiederherstellung des Zwölfstämmevolks in Judentum und Christentum
In der Zeit nach der Rückkehr der Juden aus der babylonischen Gefangenschaft (520 v. Chr.)
wuchsen im Judentum Hoffnungen auf die Wiederherstellung der großen Vergangenheit
des Volkes Israel, die mannigfache Gestalt annahmen. Dazu gehörte auch die
Erwartung, in der Endzeit werde Gott die zwölf Stämme Israels wiederherstellen.
R. Stichel untersucht die Ursprünge dieser Erwartung, ihre Verwendung in
Krisensituationen und ihre spätere Verbreitung. Ein vorläufiges Ergebnis stellte er
in einem Vortrag auf einem Kolloquium des Arbeitskreises zur Erforschung der Religions-
und Kulturgeschichte des Antiken Vorderen Orients an der Westfälischen
Wilhelms-Universität (AZERKAVO) über "Religion und Sozialstrukturen in den
Kulturen des antiken Vorderen Orients" (1997) vor.
Im Jahre 1562 verbreitete sich in ganz Westeuropa die Kunde, die zehn
Stämme Israels, die niemals aus dem Zweistromland zurückgekehrt waren,
würden demnächst wiedererscheinen und der osmanischen Macht ein Ende
bereiten. R. Stichel untersucht die Ursprünge des Gerüchts in den messianischen
Vorstellungen des Judentums und verfolgt seine bisher weitgehend unbekannten
Vermittlungswege, wobei italienische, französische, niederländische, englische
und deutsche Zeugnisse, darunter auch Volkslieder, zu berücksichtigen sind.
Vorläufige Ergebnisse hat er in einem Vortrag über "Die zehn Stämme
Israels und die Türken: messianische Hoffnungen von Juden und Christen im 16.
Jahrhundert" auf dem Zwölften World Congress of Jewish Studies (Jerusalem
1997) vorgestellt.
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Hans-Joachim Peter