Forschungsbericht 1997-98 | |
Historisches Seminar
Domplatz 20-22 48143 Münster Tel. (0251) 83-2 4320 Fax: (0251) 83-2 5417 e-mail: althof@uni-muenster.de WWW: http://www.uni-muenster.de/GeschichtePhilosophie/Geschichte/hist-sem/ Direktor: Prof. Dr. G. Althoff, P. Johanek, F. Kämpfer, H. Keller, U. Pfister, B. Stollberg-Rilinger, H. U. Thamer | |
Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 07 - Geschichte / Philosophie Historisches Seminar Neuere und Neueste Geschichte | ||||
Bilder von Krieg und Nation. Zur Konstituierung von nationaler Identität durch visuelle Kriegsdarstellungen
Das Projekt soll einen Beitrag zur Geschichte der Ausformung und Verbreitung der Nationalidee
im 19. Jahrhundert leisten. In den Blick genommen wird dabei die Verknüpfung von
Nationalidee und Krieg; der Krieg spielte als "Katalysator" der Nationalisierung eine
überragende Rolle. Während die bisherige Forschung diesen Zusammenhang
primär aus politik- und sozialgeschichtlicher Perspektive untersuchte, soll hier ein
mediengeschichtlicher Ansatz verfolgt werden: der Krieg nahm schließlich weniger in
seiner "realen" als in seiner bereits durch Medien vermittelten Gestalt auf Nationsidee und
Nationalbewußtsein Einfluß. Der Zugriff auf die Medien erlaubt es zudem,
über die traditionelle Ideengeschichte hinaus, welche die Verbindung von Krieg und
Nation nur als gedankliches Konstrukt beschreiben konnte, nach der Verbreitung
nationalistischen Ideenguts generell und nach seiner spezifischen Ausprägung in
bestimmten Publiken bzw. sozialen Schichten zu fragen. Die identitätskonstitutive
Funktion des Kriegs für die Nation, die der Nationalidee ihre kriegerische Einkleidung
und dem Nationalstaat seinen militärischen Habitus verlieh, wird aber nicht nur in
textuellen, sondern auch in visuellen Kriegsdarstellungen thematisiert. Während zu den
textuellen Darstellungen, also zu den literarisch-publizistischen Quellen bereits eine
umfangreiche Materialsammlung angelegt worden ist, soll die Recherche der Bildquellen: der
Gemälde und Denkmäler, der Panoramen, Bilderbögen und Illustrationen im
Rahmen des Projekts erfolgen. Bei der Auswertung besteht der neue methodische Ansatz darin,
daß die in den Text- und Bildquellen jeweils angelegten Deutungsmuster in einer
vergleichenden Analyse herauspräpariert werden. Dabei muß sich zeigen, ob es
medienspezifische Deutungen gibt [etwa im Bereich der visuellen Medien eine besondere
"nationale Ikonographie"], oder ob sich die verschiedenen Quellen zu einer vergleichsweise
homogenen Deutungskultur der Krieges und der Nation ergänzen. Das
Untersuchungsgebiet soll Preußen-Deutschland und Österreich, der
Untersuchungszeitraum die Phase zwischen dem Italienischen Krieg und dem Beginn des
Wilhelminismus (1859 bis 1890) sein. Die vergleichende Gegenüberstellung der beiden
Staaten bzw. Räume soll sichtbar machen, welche verschiedenen Konzepte von
Nationalismus und Anti-Nationalismus hier wie dort in dieser national- und einigungspolitisch
brisanten Phase entwickelt und gerade im Zusammenhang mit den Kriegen von 1859, 1866 und
1870/71 verhandelt wurden.
Drittmittelgeber:
Beteiligter Wissenschaftler: |
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Hans-Joachim Peter