Forschungsbericht 1997-98 | |
Gerhard-Domagk-Institut für Pathologie
Domagkstr. 17 48149 Münster Tel. (0251) 83-55440 Fax: (0251) 83-55481 e-mail: boeckew@uni-muenster.de WWW: http://medweb.uni-muenster.de/institute/path/ Direktor: Prof. Dr. med. Werner Böcker | |
Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät Gerhard-Domagk-Institut für Pathologie Pädiatrische Tumoren | ||||
Molekulargenetische Untersuchungen zur Expression des Gastrin-Releasing-Peptide (GRP) und des GRP- Rezeptors bei Ewing-Tumoren. Prognostische und therapeutische Applikationen am in-vitro und in-vivo Modell
Mit Hilfe der Differential-Display Polymerase-Kettenreaktion (ddPCR) wurden
Genexpressionsmuster von Tumoren der Ewing-Tumor-Familie mit anderen sog.
"Klein-Blau-Rundzelligen" (SRCT) Tumoren des Kindesalters (Neuroblastome,
Rhabdomyosarkome) verglichen. Dabei wurde eine differentielle Genexpression von GRP bei
Ewing-Tumor-Zellinien, jedoch nicht bei Zellinien anderer SCRT nachgewiesen. Die
Ewing-Tumor Familie ist durch charakteristische chromosomale Translokationen charakterisiert,
die zu Fusionen des EWS Gens von Chromosom 22q12 mit Transkriptionsfaktor-Genen der ETS
Familie wie FLI1 (Chromosom 11q24) und ERG (Chromosom 21q22) führt und in 98%
dieser Tumoren nachgewiesen werden können. Die aus den Translokationen
resultierenden Hybrid-Gene exprimieren chimerische Proteine, denen eine Rolle als aberrante
Transkriptionsfaktoren zugesprochen wird. Bislang sind die Gene, die durch die aberranten
EWS/ETS Fusionstranskripte reguliert werden, weitgehend unbekannt. Eine Strategie zur
Identifizierung differentiell exprimierter Gene bei Tumoren mit EWS/ETS Genfusionen ist die
ddPCR, die Nachweise von Genexpressionen in verschiedenen Geweben simultan erlaubt.
Nachdem mittels der ddPCR differentielle Genexpression von GRP bei allen pNET Zellinien,
jedoch nicht bei anderen SCRT nachgewiesen werden konnte, wurde mit Hilfe einer rt-PCR und
Southern Blotting eine GRP-und. eine GRP-Rezeptor Gen Expression in 7/16 bzw. 4/16 pNET
Primärtumoren gefunden. Mit einem Radioimmunoassay wurde darüberhinaus
gezeigt, daß in diesen Tumoren bioaktives GRP- Protein exprimiert wird. In
präliminären Untersuchungen an mehreren pNET Zellinien konnte
darüberhinaus nachgewiesen werden, daß das in vitro Wachstum der Zellen durch
GRP-Rezeptor Antagonisten signifikant gehemmt, durch GRP-Rezeptor Agonisten jedoch
signifikant gesteigert werden konnte. Diese Ergebnisse sollen am in vivo Modell (NOD-SCID
Mäuse) überprüft werden. Momentan gilt das Vorliegen primärer
Metastasen zum Zeitpunkt der Diagnosestellung als der einzige prognostisch relevante
Parameter bei Patienten mit Ewing-Tumoren. Eine mögliche Korrelation zwischen der Art
des Fusionstranskriptes und der individuellen Prognose ist zwar postuliert, aber noch nicht
endgültig validiert worden. Auch die Frage, ob Ewing-Tumoren mit einer Expression
neuroektodermaler Marker eine schlechtere Prognose als andere Entitäten dieser
Tumorfamilie, wird noch kontrovers diskutiert Die Etablierung neuer prognostischer Marker
für Ewing-Tumoren, unter denen GRP ein Kandidat sein könnte, ist daher von
enormer klinischer Wichtigkeit.
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
||||
Hans-Joachim Peter