Forschungsbericht 1997-98 | |
Institut für Zellbiologie
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Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät Institut für Zellbiologie Einwanderung von Leukozyten in Entzündungsherde | ||||
Adhäsion von Leukozyten an aktiviertes Endothel
Die Einwanderung von Leukozyten in Gewebe wird durch die Adhärenz von Leukozyten
an die Blutgefäßwand eingeleitet. Dies ermöglicht es Leukozyten, sich in
Infektionsherden anzusammeln und Abwehrreaktionen durchzuführen. Eine Vielzahl von
vaskulären Zelladhäsionsmolekülen auf Leukozyten und auf Endothelzellen
vermittelt und kontrolliert die Adhäsion der Blutzellen an die Gefäßwand.
Dieser Prozess läuft in einer Kaskade von hintereinander-geschalteten molekularen
Interaktionen ab. Zunächst vermitteln die Selektine, eine Familie von lektinartigen
Adhäsionsmolekülen, das "Andocken" und Rollen der Leukozyten auf der
Endotheloberfläche. Dies führt zur Verlangsamung der Leukozyten und
ermöglicht den Kontakt mit Signalstoffen auf der Endotheloberfläche, wie
z. B. den Chemokinen. Diese stimulieren die Aktivierung von Integrinen auf der
Leukozytenoberfläche, die dann die effiziente Bindung dieser Zellen an die
Endotheloberfläche vermitteln. Als Liganden der Integrine fungieren Mitglieder der
Immunglobulin (Ig) Superfamilie. Die nun stabil adhärierenden Leukozyten können
sich gezielt fortbewegen und schließlich aktiv durch die Endothelzellschicht
hindurchwandern. Ob sie dabei auschließlich zwischen den Kontaktstellen der
Endothelzellen hindurchwandern oder ob sie auch direkt (transzellulär) durch einzelne
Endothelzellen hindurchwandern können, ist noch nicht abschließend geklärt.
A) Endotheliale Selektine und ihre Liganden auf Leukozyten
Von den drei bekannten Selektinen ist eines, L-Selektin, auf den meisten Leukozyten zu finden,
während E-Selektin ausschließlich von Endothelzellen exprimiert wird und
P-selectin auf Endothel und auf Thrombozyten zu finden ist. Mt Hilfe von
Selektin-Immunglobulin Fusionsproteinen haben wir durch affinitätsisolierung zwei
Glykoproteinliganden der endothelialen Selektine auf neutrophilen Granulozyten der Maus
gefunden. Einer dieser Liganden, der sowohl an E- als auch an P-Selektin bindet, stellte sich als
das Maus-Homologe zum menschlichen P-Selektin Liganden PSGL-1 heraus, während
der andere Ligand ein neues Glykoprotein ist, das wir ESL-1 genannt haben und das
ausschließlich an E-Selektin bindet. Zur Zeit untersuchen wir die molekularen Funktionen
der beiden endothelialen Selektine und ihrer Liganden in vitro als auch in vivo. Wir konnten
zeigen, daß E- und P-selectin in vivo die Einwanderung von TH1 Zellen, nicht jedoch von
Th2 Zellen in die Haut der Maus vermitteln (Austrup et al. Nature, 1997, 385: 81-83). Der in
diesen Prozess verwickelte Ligand für P-selectin konnte als PSGL-1 identifiziert werden
(Borges et al., J. Exp. Med. 1997, 185: 573-578). Außerdem konnte die Funktion von
PSGL-1 beim Eintrit von neutrophilen Granulozyten in das entzündete Peritoneum von
Mäusen in vivo nachgewiesen werden (Borges et al. Blood, 1997, 90: 1934-1942).
B) Protein-spezifische Glykosylierung der Selektin Liganden
Obwohl die Selektine Lektine darstellen, binden sie mit Hoher Spezifität und
Selektivität nur wenige Glykoproteinliganden. Wir versuchen, die Strukturelemente auf
diesen Liganden zu ermitteln, die von den Selektinen erkannt werden. Außerdem sollen
die Mechanismen aufgeklärt werden, die es ermöglichen, daß nur wenige
Proteine in einer Weise glykosyliert werden, die sie zur Bindung an die Selektine
befähigen. In ersten Untersuchungen konnten wir zeigen, daß in der Tat nur ESL-1
und fast kein weiteres Protein selektiv durch die Fukosyltransferasen IV und VII als
Selektinligand aktiviert wird (Zöllner and Vestweber, J. Biol. Chem., 1996, 271:
33002-33008). ESL-1 ist ein ideales Untersuchungsobjekt, um intrazelluläre
Mechanismen der polypeptid-spezifischen Glykosylierung in Zellen zu untersuchen. Für
PSGL-1 konnten wir kürzlich zeigen, daß die zur Bindung an P-selectin und an
E-selectin notwendigen Glykosylierungen in aktivierten T-Zellen unterschiedlich reguliert wird
(Borges et al. J. Biol. Chem. 1997, 272: 28786-28792).
C) Zytokin induzierbare endotheliale Adhäsionsmechanismen
Die Einwanderung von Leukozyten in entzündete Gewebe wird ausgelöst durch
Entzündungsmediatoren wie z.B. Zytokine die endotheliale
Zelladhäsions-moleküle induzieren und damit die Anheftung von Leukozyten an
die Blutgefäßwand einleiten. Vier zytokininduzierbare
Adhäsionsmoleküle wurden bisher auf Endothelzellen identifiziert: E- und
P-Selektin und die beiden Mitglieder der Immunglobulin-Supergenfamilie ICAM-1 und
VCAM-1. Auf der Grundlage indirekter Evidenzen aus einer Reihe von Untersuchungen
verschiedener Arbeitsgruppen ist zu vermuten, daß noch weitere bisher molekular nicht
charakterisierter Mechanismen gibt. Wir haben solch einen Mechanismus auf Maus
Endotheliomazellen definiert, den wir zur Zeit durch einen klassischen monoklonalen
Antikörper Ansatz zu identifizieren versuchen. Im Zuge dieser Arbeiten haben wir
kürzlich ein zwar konstitutiv exprimiertes, aber neues, endothelspezifisches Sialomucin
identifiziert, das wir Endomucin genannt haben (Morgan et al., Blood, 1999, 93: 165-175).
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Hans-Joachim Peter