Forschungsbericht 1997-98 | |
Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin Albert-Schweitzer-Str. 33 48149 Münster Tel. (0251) 83-47251 Fax: (0251) 88704 e-mail: hva@uni-muenster.de WWW: http://medweb.uni-muenster.de/institute/anaest/ Direktor: Prof. Dr. med. H. Van Aken | |
Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin Mediatoren/Immungenetische Prädisposition bei SIRS und Sepsis, PD Dr. E. Berendes (Leiter), Dr. B. Driller, C. Raufhake | ||||
Immungenetische Prädisposition von systemischer Inflammation und Sepsis
Systemische Inflammation (SIRS) und Sepsis sind schwerwiegende Komplikationen in der
operativen Intensivmedizin, die durch die Entwicklung eines multiplen Organversagens auch heute
noch eine Letalität von 40 - 60% haben. Pathogenetisch ist eine generalisierte,
unkontrollierte Freisetzung pro- und antiinflammatorischer Zytokine (u. a. TNFa, IL-10) als Antwort
des Organismus auf einwirkende Noxen (z.B. Trauma, Infektion) wesentlich beteiligt. Neben exo-
und endogenen Einflüssen (z.B. Vorerkrankungen, Alter, Therapie, mikrobielle
Pathogenitätsfaktoren) unterliegt die Zytokinantwort auch immungenetischen
Einflüssen, wie neuere Studien belegen. Es bestehen mehrere, zum Teil funktionelle
Polymorphismen (Einzelbasensubstitutionen bzw. variable Anzahlen von Dinukleotid-Repeats in
Mikrosatelliten) in den Promotor- und genflankierenden Regionen des TNF-Locus und IL-10 Locus.
Untersucht werden soll die Assoziation dieser genetischen Polymorphismen im TNF-Locus und
IL-10 Locus mit Inzidenz und Outcome von SIRS und Sepsis bei kritisch kranken operativen
Intensivpatienten. Die funktionelle Relevanz der Zytokingenpolymorphismen wird im Rahmen einer
Familienuntersuchung in einem standardisierten in vitro Infektionsmodell (Endotoxin bzw.
Superantigene) mit peripheren Blutzellen von Normalprobanden überprüft. Hierzu wird
die Genexpression mittels ELISA und quantitativer RT-PCR in Abhängigkeit vom Genotyp
beurteilt. Durch die Bestimmung einer immungenetischen Prädisposition könnten
Hochrisikopatienten erkannt und gezielten Präventions- bzw. Therapiemaßnahmen
zugeführt werden. Genetische Determination der Zytokinsynthese Nach bisherigen
Forschungsergebnissen scheint die Bereitschaft von Zellen, auf einen Stimulus (z.B. Endotoxin), mit
einer quantitativ unterschiedlichen Produktion von Zytokinen zu reagieren, individuell genetisch
determiniert zu sein. Dies zeigt sich in einer Assoziation von definierten HLA-DR Merkmalen mit
der TNFa-Produktion nach in vitro Stimulation von mononukleären Zellen. Doch auch
Polymorphismen in den Zytokingenen selbst sind in dieser Hinsicht wirksam, wie Studien bei
Normalprobanden und bei Patienten mit unterschiedlichen infektiösen oder immunologischen
Erkrankungen (z.B. systemischer Lupus erythematodes, Meningokokken-Meningitis, Malaria,
Herztransplantation) zeigen. Strukturell kann dieser Zusammenhang darauf beruhen, daß die
Polymorphismen (z.B. Einzelbasensubstitutionen, variable Anzahlen von Dinukleotidrepeats) sich
häufig nicht in den kodierenden Genabschnitten (Exons), sondern in den für die
Genregulation wichtigen Regionen (Promotor, 3'- und 5'-flankierende Regionen) befinden. Die
unterschiedlichen Allele eines Polymorphismus können sich beispielsweise durch eine
unterschiedlich effektive Transkriptionsfaktorbindung auszeichnen. In einer jüngeren
Untersuchung wurde ein Zusammenhang zwischen einem biallelen
NcoI-Restriktionsfragmentlängenpolymorphismus im TNFb-Genlocus und einer
erhöhten TNFa-Expression mit nachfolgend schlechter Prognose bei schwerer Sepsis
gefunden. Es stellt sich daher die Frage, ob durch eine genetisch determinierte, quantitativ
unterschiedliche Expression der für die Pathophysiologie von SIRS und Sepsis relevanten
Zytokine eine individuelle Prädisposition von operativen Intensivpatienten bezüglich
Inzidenz und Outcome von (SIRS) und Sepsis gegeben ist. Als Kandidatengene in diesem Sinne sind
der proinflammatorische Tumornekrosefaktor (TNFa) und das antiinflammatorische Zytokin (IL-10)
besonders interessant.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter