Forschungsbericht 1997-98 | |
Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin Albert-Schweitzer-Str. 33 48149 Münster Tel. (0251) 83-47251 Fax: (0251) 88704 e-mail: hva@uni-muenster.de WWW: http://medweb.uni-muenster.de/institute/anaest/ Direktor: Prof. Dr. med. H. Van Aken | |
Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin Mediatoren/Immungenetische Prädisposition bei SIRS und Sepsis, PD Dr. E. Berendes (Leiter), Dr. B. Driller, C. Raufhake | ||||
Inzidenz und Pathophysiologie endogener Glykoside
Endogene digitalis-ähnliche immunreaktive Substanzen Der Nachweis einer oder mehrerer
endogener digoxin-ähnlicher Substanzen (DLIS) im Serum erfolgte erstmals 1972. Nach
bisherigen Ergebnissen handelt es sich bei DLIS um ein wasserlösliches, hitzestabiles,
proteolytisch nicht spaltbares und an Albumin gebundenes oder frei im Serum nachweisbares Peptid.
Sein Molekulargewicht liegt nach bisherigen Untersuchungen unter 1.000 Dalton. Der Bildungsort
dieser Substanz ist unbekannt. Vermutet wird, daß DLIS in der Nebennierenrinde synthetisiert
wird. Peritoneal- und Hämodialyse haben keine Einflußeinnahme auf die Serumspiegel
dieser Substanz. Identifiziert werden konnten zwei niedrig-molekulare Komponenten, mit
digoxin-ähnlicher Immunreaktion, die die NA+/K+-ATPase hemmen. Die Infusion humanen
Ultrafiltrats mit hohen DLIS-Spiegeln in die Nierenarterien von Hunden führte zu einem
signifikanten Anstieg der Natriumexkretion unabhängig vom renalem Plasmafluß und
glomerulärer Filtrationsrate sowie ohne Beeinflussung der Kaliurese. Angenommen wird,
daß DLIS unabhängig vom Aldosteron, Plasmarenin, Kortisol und adrenokortikotropem
Hormon in die Regulation des Extrazellulärvolumens eingreift. Klinisch konnte DLIS im
Serum nachgewiesen werden bei Patienten mit Nierenversagen, nephrotischen Syndrom,
Leberversagen, primären Aldosteronismus, bei Neu- und Frühgeborenen, bei
Schwangeren, insbesondere während des dritten Trimenons, sowie bei Patientinnen mit
Präeklampsie und gleichzeitig gesteigerter Natriurese. Ferner erfolgte ein Nachweis bei
Patienten mit Subarachnoidalblutung sowie bei Gesunden in sehr niedriger Konzentration.
Organmanifestationen dieser digoxin-ähnlichen Substanz sind vor allen in der Pädiatrie
und forensischen Medizin untersucht worden, um Fehlentscheidungen bei Verdacht auf eine
vorsätzliche Digoxinintoxikation vermeiden zu können. DLIS wurde nachgewiesen in
Nebennieren, Leber, Niere, Gallenblase, Plazenta und Meconium von Neu- und
Frühgeborenen. Ouabain Neben DLIS wurde 1991 erstmalig das strophantinähnliche
Glykosid Ouabain im menschlichen Plasma nachgewiesen. Ouabain selbst wurde während der
Expedition David Livingstone's in Ostafrika Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckt. John Kirk,
ein Botaniker dieser Expedition, wurde auf das Pfeilgift der Massai, gewonnen aus den Samen der
Pflanze Strophantus gratus und den Wurzeln des Ouabain-Baums, aufmerksam und stellte im
Selbstversuch nach perkutaner Applikation fest, daß sich sein Puls verlangsamte. Kleinere
Lebewesen, wie Frösche oder Vögel, verstarben nach Verabreichung der gleichen
Dosis. Die Bildungsorte von humanem, endogenem Ouabain sind vermutlich die Nebennierenrinde
und das Zentralnervensystem. Ouabain hemmt die endogene Na+/K+-ATPase und wurde bei
Patienten mit essentieller Hypertonie, Hypervolämie, Herzinsuffizienz,
Schilddrüsendys-funktionen, Schwangerschaft und Diabetes mellitus nachgewiesen.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter