Forschungsbericht 1997-98 | |
Klinik und Poliklinik für Allgemeine Kinderheilkunde, Pädiatrische Nephrologie Waldeyerstr. 22 48149 Münster Tel. (0251) 83-56217, 83-56215 Fax: (0251) 83-58699 WWW: http://medweb.uni-muenster.de/institute/index.html Leiter: Prof. Dr. M. Bulla | |
Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät Klinik und Poliklinik für Allgemeine Kinderheilkunde Pädiatrische Nephrologie | ||||
Hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS): Erkrankungshäufigkeit, Langzeitprognose, Inzidenz der auslösenden EHEC-Infektion
Das HUS ist die häufigste Ursache des akuten Nierenversagens im Kindesalter. Das
typische, durchfallassoziierte (D+) HUS wird durch verotoxinbildende
enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC) ausgelöst, wobei die Gründe
für die Progression in die Niereninsuffizienz noch unklar sind. Die Inzidenz der durch
EHEC ausgelösten Erkrankungen (von Colitis bis hin zum HUS) scheint in Europa
anzusteigen. Es wurden in Gesamtdeutschland die aufgetretenen HUS-Fälle durch
Fragemeldebögen erfasst, die Patienten auf EHEC-Spezies im Stuhl und
Shigatoxin-Antikörper im Serum am Tag 1, Tag 21 und Tag 50-60 sowie nach 1 und 2
Jahren untersucht. Weiterhin wurde durch Erhebung der Anamnese bzgl. Ernährung,
Tierkontakte, Umfeldbedingungen sowie Umgebungsuntersuchung versucht, Näheres
über die Infektionswege zu erfahren.
In der multizentrischen Studie wurden 1997 95 Patienten (54 Mädchen, 41 Knaben) und
1998 94 Patienten (53 Mädchen, 51 Knaben) erfasst. Das mediane Alter lag bei 34
(1-144) Monate. 97 % bzw. 87 % wiesen einen Durchfall (in 60-70 %
blutiger Durchfall) auf, 75 % bzw. 48 % waren oligoanurisch, 63 % bzw.
56 % bedurften der Dialysebehandlung, 9 % bzw. 23 % waren hypertensiv.
In der Akutphase verstarben 1997 3 Patienten, 1998 1 Patient. 2 Patienten
entwickelten neurologische Residuen. Erkrankungshäufung lag im Sommer vor. Bei
88 % der Patienten konnte im Stuhl oder serologisch eine EHEC-Infektion nachgewiesen
werden. Die Serovare waren 1997 und 1998 vergleichbar, wobei bei den jüngeren
Patienten und insbesondere bei Patienten in Süddeutschland mehr Nicht-O:157 Serovare
gefunden wurden. Anamnese und Umfelduntersuchung ergaben Hinweise auf
Personenübertragung, auf rohmilchvermittelte Infektionen. Gesicherte Infektionswege
konnten darüberhinaus aber nicht identifiziert werden.
In der Pädiatrischen Nephrologie der Med. Einrichtungen der Westfälischen
Wilhelms-Universität wurden im Zeitraum von 1971 bis 1996 145 Patienten mit
HUS (80 Mädchen, 65 Knaben) behandelt. Davon waren 75,2 % dialysepflichtig.
Die Akutmortalität sank von 13,1 % auf 3 % in diesem
Beobachtungszeitraum ab. 31,7 % zeigten in der Akutphase eine cerebrale Beteiligung,
in dieser Gruppe war die Akutmortalität am höchsten (Mortalitätsrisiko
38,1 %). Im Rahmen einer Langzeitbeobachtung über 2-25 Jahre konnten 123 der
Patienten nachuntersucht werden. Es fand sich bei 29,2 % der Patienten eine
Nierendefektheilung (5-mal terminale Niereninsuffizienz). 57,5 % sind nierengesund.
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Hans-Joachim Peter