Forschungsbericht 1997-98 | |
Freiherr-vom-Stein-Institut, Wissenschaftliche Forschungsstelle des Landkreistages Nordrhein-Westfalen,
Düsseldorf
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Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 03 - Rechtswissenschaftliche Fakultät Freiherr-vom-Stein-Institut, Wissenschaftliche Forschungsstelle des Landkreistages Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf Kommunalrecht | ||||
Neues Steuerungsmodell und rechtliche Betätigung der Kommunen
Unter dem Stichwort "Neues Steuerungsmodell" betreiben derzeit zahlreiche Gemeinden und
Kreise in der Bundesrepublik die Modernisierung ihrer Verwaltungsstrukturen. Ziel ist es, die
Kommunalverwaltung am Leitbild eines Dienstleistungsunternehmens auszurichten und durch
eine konzernartige Führungs- und Organisationsstruktur mehr Effektivität und
Effizienz bei der Aufgabenwahrnehmung zu erreichen. Kernelemente sind u.a. die
Einführung dezentraler Gesamtverantwortung in den Fachbereichen, ein neues Verfahren
zu Haushaltsaufstellung und -vollzug (Budgetierung) und neue, outputorientierte
Steuerungsmechanismen für Politik und Verwaltungsführung
(Kontraktmanagement). Wird die dezentrale Verantwortung für Sach- und
Personalressourcen konsequent durchgeführt, erhalten die einzelnen Fachbereiche
lediglich ein Zuschußbudget, mit dessen Hilfe sie bestimmte, im Rahmen eines
"Kontraktes" vereinbarte Leistungsziele umzusetzen haben. Sie haben es in der Hand,
selbständig zu entscheiden, ob benötigte Dienstleistungen selbst erstellt, bei
anderen Dienststellen der Verwaltung in Auftrag gegeben oder am Markt beschafft werden.
Interne Dienstleister in der Verwaltung sehen sich also der Konkurrenz externer Dritter
ausgesetzt. In Zeiten sinkender Budgetzuweisungen bei den Fachabteilungen werden sowohl
diese als auch die internen Dienstleistungsbereiche kreative Überlegungen zur
Verbesserung ihrer Einnahmesituation anstellen. Je größer der den dezentralen
Einheiten zugewiesene Entscheidungsspielraum ist, desto höher ist die
Wahrscheinlichkeit, daß es zur Ausweitung eigenwirtschaftlicher Aktivitäten der
kommunalen "Konzernunternehmen" kommt. Dieser Trend zur Erschließung neuer
Geschäftsfelder für kommunale Unternehmen läßt sich auch empirisch
beobachten. Er wird verstärkt durch die allgemein angespannte Finanzsituation der
Kommunen. Im Rahmen des Projektes werden die rechtlichen Rahmenbedingungen untersucht,
die eine Ausweitung wirtschaftlicher Aktivitäten dezentraler kommunaler Einheiten
reglementieren. In den Blick geraten dabei zunächst die Bestimmungen des
Gemeindewirtschaftsrechts, die durch die Bindung jeglicher wirtschaftlicher Betätigung
an einen "öffentlichen Zweck" der ausschließlich mit dem Ziel der
Einnahmeerzielung betriebenen Erwerbswirtschaft Grenzen setzen. Die Interpretation dieser
Grenzen hat vor dem Hintergrund der verfassungsrechtlichen Gewährleistung der
kommunalen Selbstverwaltung zu erfolgen. Nicht nur das Kommunalrecht, sondern auch das
Wettbewerbsrecht richtet Schranken gegenüber der unkontrollierten Ausweitung
kommunaler Betätigungen auf. Von besonderem Interesse ist dabei die Frage, ob
wettbewerbsrechtlich nicht nur bestimmte Arten kommunaler wirtschaftlicher Aktivitäten
reglementiert werden, sondern ob schon deren prinzipielle Zulässigkeit in Frage steht.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter