Forschungsbericht 1995-96 | |
Institut für Planetologie Wilhelm-Klemm-Straße 10 48149 Münster Tel.: (0251) 83 - 3 34 96 Fax (0251) 83 - 3 63 01 Geschäftsf. Dir. Prof. Dr. T. Spohn | |
Forschungsschwerpunkte 1995 - 1996 Fachbereich 19 - Geowissenschaften Institut für Planetologie Analytische Planetologie (Prof. Dr. E.K. Jessberger ab Okt.1996, Hdoz. Dr. A. Bischoff; Privatdozent Dr. A. Deutsch) |
Mineralogische und chemische Untersuchungen an refraktären Einschlüssen aus kohligen Chondriten
Viele Chondrite enthalten refraktäre Einschlüsse, die aus hochschmelzenden
Mineralen bestehen. Es sind die extraterrestrischen Gesteinskomponenten, welche die meisten
Informationen über die Entstehung der ersten festen Materie in unserem Sonnensystem
sowie über die chemischen und physikalischen Bedingungen im frühen Solarnebel
liefern. Im Rahmen des Forschungsprojektes erfolgten detaillierte petrographische und
chemische Untersuchungen von refraktären Einschlüssen aus verschiedenen
kohligen Chondriten, insbesondere aus Acfer 094 sowie aus CR- und CH-Chondriten.
Letztere enthalten in hohem modalen Anteil die sonst sehr selten auftretende Phase Grossit
(CaAl4O7). In Zusammenarbeit mit der Washington University in
St. Louis konnten Spurenelementgehalte und Isotopenzusammensetzungen
grossithaltiger Einschlüsse bestimmt werden. Die Untersuchungsergebnisse deuten auf
eine primäre Entstehung des Grossits hin und liefern wichtige Hinweise auf die Bildung
refraktärer Minerale im Solarnebel. Einschlüsse aus dem Chondriten
Acfer 094 zeigen ungewöhnliche mineralogische und petrographische Merkmale,
was die Annahme, daß es sich bei Acfer 094 um einen anomalen kohligen Chondrit
handelt, beweiskräftig unterstützt. Die Untersuchung von 70 Einschlüssen aus
CR-Chondriten zeigte, daß diese Einschlußpopulation weniger refraktär ist als
die aus CM- und CH-Chondriten und, bezogen auf den gesamten Temperaturbereich der
Bildung refraktärer Einschlüsse, ein mittleres Temperaturintervall
repräsentiert.
Bei hochauflösenden transmissionselektronenmikroskopischen Untersuchungen an
zahlreichen Ca, Al-reichen Einschlüssen konnten innerhalb dieser Objekte die ca.
100 Nanometer großen Phasen Rutil, Periklas, Korund und CaO erstmalig entdeckt
werden. Diese Entdeckungen lassen Rückschlüsse auf die Entstehungsprozesse der
ersten Feststoffe im Solarnebel zu.
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Hans-Joachim Peter