Forschungsbericht 1995-96 | |
Institut für Siedlungs- und Wohnungswesen Am Stadtgraben 9 Tel. (0251) 83 - 2 29 71 Fax: 83 - 2 29 70 Direktor: Prof. Dr. R. Thoss / Prof. Dr. U. van Suntum | |
Forschungsschwerpunkte 1995 - 1996 Fachbereich 04 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Institut für Siedlungs- und Wohnungswesen Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik |
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Zinsen, Wechselkurse und internationaler Portfoliozusammenhang - Analyse der nationalen und internationalen Finanzverflechtungen im Rahmen eines ökonometrischen Mehrländermodells für die Bundesrepublik Deutschland
Die wirtschaftliche Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland geht seit ihrer
Gründung im Jahr 1949 mit einer wachsenden Integration in die Weltwirtschaft einher.
Bis Ende der 70er Jahre waren die außenwirtschaftlichen Verflechtungen Deutschlands
jedoch von den Güterbewegungen mit dem Ausland dominiert. Finanzwirtschaftliche
Auslandstransaktionen spielten eine untergeordnete Rolle bzw. waren im wesentlichen das
Spiegelbild der Leistungstransaktionen. Mit zunehmender Deregulierung und Liberalisierung der
Finanzmärkte sowie mit dem Abbau bestehender Kapitalverkehrskontrollen gewannen
dann aber die internationalen Kapitalbewegungen schnell innerhalb der internationalen
Wirtschaftsverflechtungen an Bedeutung und weisen bis heute erhebliche Wachstumsraten auf.
In wachsendem Maße sind es dabei nicht länger Reaktionen auf
Güterbewegungen, die den internationalen Kapitalverkehr bestimmen, sondern
internationale Portfolioentscheidungen sowohl anlage- als auch kreditsuchender Investoren.
Mit zunehmendem Umfang der internationalen Portfoliotransaktionen wächst gleichzeitig
aber auch der internationale Zinsverbund. Die Zinsentwicklung in den einzelnen Ländern
kann nicht länger als nationales Phänomen betrachtet werden, sondern ist im
internationalen Kontext, insbesondere im Zusammenhang mit der Zinsentwicklung auf den
Finanzmärkten anderer Länder, zu sehen. Je stärker dabei ein Land in die
Weltwirtschaft integriert ist, desto größere Impulse gehen von der
ausländischen Zinsentwicklung auf die nationalen Finanzmärkte aus.
Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, ein ökonometrisches
Mehrländermodell für die Bundesrepublik Deutschland zu entwickeln, das die
finanziellen Verflechtungen sowohl innerhalb Deutschlands als auch bilateral mit dem Ausland
beschreibt. Einerseits sollen damit Erkenntnisse über die Struktur und die
Bestimmungsfaktoren der Kapitalströme, insbesondere im internationalen Bereich,
gewonnen werden. Andererseits ermöglicht ein derartiges Modell eine empirische
Analyse der Zinsbildung auf den nationalen und internationalen Finanzmärkten sowie der
Interdependenzen zwischen diesen Märkten. Die vorliegende Version dieses
Mehrländermodells umfaßt dabei neben der Bundesrepublik Deutschland die USA
und Japan sowie den zu einem Länderblock zusammengefaßten Rest der Welt. Der
Aufbau des Modells ist jedoch so gestaltet, daß eine spätere Erweiterung um
zusätzliche Länder möglich ist, ohne theoretische Probleme aufzuwerfen.
Der Einsatzbereich des Modells muß vorerst auf die Simulation eingeschränkt
werden. Seine Tauglichkeit als Prognosemodell kann fundiert erst nach der Durchführung
einer ex post-Prognose beurteilt werden. Dafür ist jedoch die Datengrundlage zum
gegenwärtigen Zeitpunkt noch unzureichend. Sinnvoll erscheint außerdem eine
Erweiterung des hier entwickelten Finanzmarktmehrländermodells um ein entsprechend
ausdifferenziertes realwirtschaftliches Mehrländermodell (z. B. den Ansatz von
Reckwerth (1995)), um die Auswirkungen der Änderungen finanzwirtschaftlicher
Variablen auf realwirtschaftliche Größen und deren Rückwirkungen auf den
monetären Bereich zu erfassen.
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Hans-Joachim Peter