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Um die Behandlung von Optionen vorzubereiten
und die grundlegenden Begriffe einzuführen
leiten wir den fairen Preis eines Forwardkontraktes
nocheinmal etwas formaler her.
(Die Vorgehensweise entspricht der in [2].)
Es seien
das Gesamtvermögen eines Akteurs zum Zeitpunkt
,
von dem wir nun annehmen, daß es sich aufteilt
in Barvermögen
und
Anteile eines frei handelbaren Underlyings
(von welchem wir nun annehmen es handele sich um eine Aktie)
mit einem Stückpreis (Kurs zum Zeitpunkt
) von
.
Für das Gesamtvermögen zum Zeitpunkt
gilt also
 |
(4) |
Weiterhin nehmen wir an,
dem betrachteten Akteur
stehe eine risikolose Anlageform für sein Geldvermögen zur Verfügung
mit dem Zinssatz
.
Konkret heißt das, in dem Zeitraum
=
,
vermehre sich das Geldvermögen
um den Betrag
,
wobei
=
.
Der Wert des Aktienvermögens ändert sich dagegen
durch Änderung der Kurse
=
.
Zur formalen Beschreibung ist es hilfreich
die zeitliche Entwicklung
des Vermögens
in zwei Schritte zu unterteilen:
(a) die zeitliche Veränderung des Vermögens
durch Verzinsung des Geldes einerseits und
die Veränderung des Aktienkurses andererseits.
(b) die (instantane) Umschichtung des Vermögens
zwischen Bargeld und Aktien.
Dies führt auf folgendes Modell:
 |
(5) |
(a) Die zeitliche Entwicklung des Vermögens
in der Zeit
=
=
ist daher
wobei
=
.
und
=
.
(b) Eine Vermögensumschichtung
bedeutet Aktienkauf bei Verminderung des Barvermögens
bzw. Aktienverkauf bei Erhöhung des Barvermögens,
wobei
=
.
Die Vermgensumschichtung selbst
ist erfolgsneutral
= 0.
Insgesamt erhalten wir daher für die Änderung
des Vermögens
=
, d.h.,
Durch Iteration folgt
mit diskontierten (auf
abgezinsten)
=
.
Damit erhalten wir ebenfalls
Hierbei haben wir benutzt, daß
=
,
und,
als diskretes Analogon einer partiellen Integration,
 |
(15) |
Addieren wir für den Schlußabrechnungstag (zur Zeit
)
noch die Vermögensänderung durch den zu erfüllenden Terminkontrakt
(
-
aus der Sicht einer Short-Position),
so erhalten wir
 |
(16) |
oder, mit
=
und
=
,
 |
(17) |
Wir erkennen, daß die Wahl
 |
(18) |
den Tradingterm vollständig eliminiert.
Damit werden auch alle Zufallfaktoren,
d.h. die probabilistische Entwicklung
der Aktienkurse
eliminiert.
Die Wahl
=
minimiert also das Risiko
für den Halter der Short-Position.
Dies entspricht einer Hedgestrategie
bei dem das Underlying zu Beginn, d.h. zur Zeit
,
gekauft und bis zum Ende
gehalten wird.
Unter diesen Umständen ergibt sich
 |
(19) |
Ein ``fairer'' Preis
entspricht der Bedingung,
 |
(20) |
Es folgt
 |
(21) |
d.h. der faire Forwardpreis
entspricht dem aufgezinsten
Preis des Underlying zum Zeitpunkt
.
Falls der Forwardpreis dieser Bedingung nicht genügt,
sind daher Arbitragegewinne möglich.
Idealerweise sorgen also entsprechende Arbitrageure dafür, daß sich
dieser Preis am Markt einstellt.
In der Praxis können allerdings z.B. nichtverschwindende Transaktionskosten und ein variables Zinsniveau
zu Abweichungen führen.
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Joerg_Lemm
2000-02-01