100 JAHRE ADOLF HITLER – Abnutzung und Dekonstruktion eines Mythos
DOI:
https://doi.org/10.17879/paradigma-2019-6068Abstract
In nur 16 Stunden Drehzeit gelingt es Christoph Schlingensief, in einem Mühlheimer Bunker ein Chaos zu inszenieren, das die klaustrophobische und apokalyptische Stimmung der letzten Stunden der nationalsozialistischen Führungselite zeigt. Hierbei wird der Wahnsinn einer gescheiterten Ideologie deutlich: Inzest, Intrigen und Gewalt sind bestimmende Merkmale einer Ordnung, die ihren Untergang selbst herbeiführt. Dabei folgt der Film 100 JAHRE ADOLF HITLER (D 1988/89) keiner linearen Erzählweise; Ort und Zeit der Handlung werden nicht weiter expliziert: „Die Ur-Aufgabe des Kinos, Raum und Zeit zu konstituieren (und daher und somit: zu ‚erzählen‘), wird radikal verweigert: es ist der ortlose und der zeitlose Film“ (Seeßlen: 2018).
Dennoch soll hier der Versuch unternommen werden, die Verfahren einer Bedeutungsvermittlung frei zu legen. Erst dann wird es möglich sein, 100 JAHRE ADOLF HITLER im Diskursfeld des deutschen Films zu betrachten. Fokussiert werden soll ein bestimmtes Verhältnis zu Deutschland, Heimat und Geschichte, das sich in den behandelten Texten jeweils unterschiedlich materialisiert. In Schlingensiefs Auftakt seiner Deutschlandtrilogie, so die These dieses Beitrags, manifestiert sich ein Bild von Deutschland, das den/die ZuschauerIn auf Distanz hält, indem es ein im Verborgenen existierendes Deutschland zur Darstellung bringt.
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