Pressemitteilung upm

Fließende Epochen der Urgeschichte

Neu an der Universität Münster: Prof. Dr. Ralf Gleser

Münster (upm), 03. Juni 2009

Prof. Dr. Ralf Gleser ist neuer Leiter der Abteilung für ur- und frühgeschichtliche Archäologie im Historischen Seminar der WWU
Prof. Dr. Ralf Gleser ist neuer Leiter der Abteilung für ur- und frühgeschichtliche Archäologie im Historischen Seminar der WWU Foto: upm/Sauer

Die Übergänge zwischen den großen Epochen der europäischen Urgeschichte, der Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit, sind weitgehend fließend. Das belegen älteste Kupferfunde („Schernauer Artefakte"), die Prof. Dr. Ralf Gleser zusammen mit seinem Kollegen Dr. Albert Schmitz erforscht hat. Seit kurzem leitet Prof. Gleser die Abteilung für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie im Historischen Seminar der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Ein Forschungsschwerpunkt ist die Chronologie und Kulturgeschichte des Neolithikums (Jungsteinzeit) und der frühen Kupferzeit in Mittel- und Südosteuropa (um 5500-3500 v. Chr.). In diese Epoche fallen Innovationen wie Kupfermetallurgie, Rad und Wagen, monumentale Grabbauten und Fernverbindungen, etwa von Bayern ins bulgarische Kupferbergwerk Ai-Bunar.

Der 44-Jährige Wissenschaftler beschäftigt sich auch mit der Form- und Stilanalyse vorgeschichtlicher Keramik. Sie ist von herausragendem Interesse, da es zu dieser Zeit keine schriftlichen Quellen gab. Bestimmte Bevölkerungsgruppen brachten mit den Keramiken ihre Identität zum Ausdruck. „Um ihre Geschichte rekonstruieren zu können brauchen wir Artefakte", sagt Prof. Gleser. Die müssten jedoch in zeitgeschichtliche Kontexte gestellt werden, „denn der Mensch gestaltet seine Landschaft vielfältig". Etwa seine Jenseitsvorstellungen mittels megalithischer Grabbauten.

Neben vorgeschichtlichen Sozialstrukturen untersucht Prof. Gleser auch die jüngere vorrömische Eisenzeit und die Romanisierung in Mittel- und Westeuropa. Über die Kelten hat er sich habilitiert. In der Lehre nimmt der neuberufene Professor die gesamte Vorgeschichte der Menschheit, von der Sesshaftwerdung an, in den Blick.

In der ur- und frühgeschichtlichen Archäologie möchte er erreichen, dass eine große Anzahl von Bachelor-Studierenden in die neuen Masterstudiengänge überführt werden können. Prof. Gleser will die Lehre so gestalten, dass viele Absolventen später im Berufsleben gute Chancen erhalten: „Die Lehre soll sie auf zukünftige berufliche Herausforderungen bestens vorbereiten." Im Sommer leitet er eine Ausgrabung in der Soester Börde. Dabei geht es um eine Megalith-Grabnekropole, also einen frühgeschichtlichen Friedhof.

Der gebürtige Saarbrücker entschied sich für Münster, weil es ein „bekanntes akademisches Zentrum" sei und viele der so genannten „kleinen Fächer" beherberge. Außerdem steckt die Stadt für ihn voller Leben: „Hier spürt man Geschichte hautnah." Bei seinem ersten Besuch erinnerte ihn Münster ein wenig an die Niederlande und an Heidelberg: „Viele Fahrräder, flach und eine Stadt der kurzen Wege."

Abteilung für ur- und frühgeschichtliche Archäologie des Historischen Seminars der WWU Münster