Pressemitteilung upm

Modellversuch "Gestufte Lehramtsausbildung" geht in die nächste Runde

Erste Bachelor-Absolventen starten mit dem Master of Education

Münster (upm), 19. August 2008

500 Studierende der Universität Münster haben sich zum Wintersemester für einen Lehramts-Masterstudiengang an ihrer Hochschule beworben. Sie sind damit die ersten aus einem Modellversuch des Landes Nordrhein-Westfalen zur Umstellung der Lehramtsausbildung auf die neuen Bachelor- und Masterstrukturen, die an der WWU den Titel "Bachelor of Arts" oder "Bachelor of Science" erworben und sich so für den darauf aufbauenden Masterstudiengang qualifiziert haben. Um den Abschluss "Master of Education" zu erlangen, der sie für den Schuldienst vorbereitet, müssen sie nun weitere zwei Semester für das Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen beziehungsweise vier Semester für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen studieren.  

Für eine Bilanz des Modellversuchs ist es nach Ansicht von Dr. Marianne Ravenstein, Prorektorin für Lehre, Studienreform und studentische Angelegenheiten, noch zu früh. "Wir haben sehr viele Erfahrungen gesammelt. Die können wir nutzen, um bei der anstehenden nächsten Reform der Lehrerbildung 2010/11 gut aufgestellt zu sein", so Ravenstein. Bewährt habe sich, dass der sogenannte 2-Fach-Bachelor für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen polyvalent angelegt worden sei. Das heißt, dass die Studierenden mit dem erworbenen Bachelor auch in andere fachwissenschaftliche Studiengänge wechseln können, wenn sie sich im Laufe des Studiums beispielsweise gegen den Lehrerberuf entscheiden. "Die Studierenden sehen das als Chance zur beruflichen Orientierung und schätzen insbesondere die höheren Praxisanteile im Studium", beobachtet auch Dr. Detlef Berntzen, Leiter des Zentrums für Lehrerbildung der WWU.  

"Wer Neuland betritt, muss leider auch mit Anlaufschwierigkeiten und Pannen leben", so Ravenstein. Anfangs mussten die neuen Prüfungsordnungen entwickelt werden, die sehr viele Teil- und Modulabschlussprüfungen umfassen. Das war ein schwieriges Geschäft. "Heute wissen wir, dass die neuen Studiengänge in Teilen zu verschult angelegt wurden und den Studierenden zu viele Teilprüfungen abverlangt wurden." Momentan kämpft die zentrale Verwaltung damit, dass sie den Studierenden, die sich für die Fortsetzung ihres Studiums für einen der neuen Lehramts-Masterstudiengänge beworben haben, nicht rechtzeitig die Bachelor-Zeugnisse ausstellen kann. Die sind eigentlich notwendig, um sich in den Masterstudiengang einzuschreiben. Grund sind Probleme bei der EDV-technischen Umsetzung der Prüfungsordnungen und Modulbeschreibungen, die zur Erstellung der Zeugnisse erforderlich sind. Doch das Rektorat der WWU hat schnell reagiert. In einem Schreiben informiert es zur Zeit die betroffenen Studierenden, dass sie zunächst eine Bescheinigung vom zuständigen Prüfungsamt erhalten, mit der sie sich einschreiben können, also keine Zeit verlieren. Die Studierenden, die ihr Masterstudium nicht an der WWU fortführen, erhalten sofort ein vollwertiges Zeugnis, das ohne Software-Unterstützung erstellt wird. Die anderen erhalten ein automatisch erstelltes Zeugnis mit viermonatiger Verspätung Ende Januar per Post. So ist allen geholfen und die Universitätsverwaltung erhält die Zeit, die sie benötigt, um die Umsetzung der Prüfungsordnungen einer letzten Qualitätsprüfung zu unterziehen.  

"Wir sind sehr ambitioniert an die elektronische Prüfungsverwaltung herangegangen und haben jede Teilleistung der Studierenden erfasst", meint dazu Dr. Stefan Schwartze, Kanzler der WWU. Gedacht war das als Service für die Studierenden, die so jederzeit über das Internet auf ihr "Studienkonto" zugreifen und sich über die von ihnen abgehakten Prüfungen informieren konnten. Doch genau dieser Ansatz hat die Fehlerquote erhöht und macht die Qualitätskontrolle schwierig. In den neuen Masterstudiengängen werde man ein vereinfachtes Verfahren testen, in dem nur noch die zeugnisrelevanten Abschlussnoten der einzelnen Module erfasst werden. "Am Ende werden wir unsere Erfahrungen auswerten und das endgültige Verfahren vereinbaren", so Schwartze.  

Mit der Teilnahme am Modellversuch "Gestufte Studiengänge in der Lehramtsausbildung" des Landes ab dem Wintersemester 2005/06 hat die WWU die Umsetzung des sogenannten Bologna-Prozesses zur EU-weiten Einführung eines zweistufigen und modular aufgebauten Bachelor-Master-Studiengangsystems für Lehramtsstudiengänge begonnen. In den nächsten Jahren wird der Wechsel an allen Hochschulen des Landes vollzogen. Geregelt werden soll das im neuen Lehrerausbildungsgesetz, dessen Entwurf das Innovationsministerium in Düsseldorf Ende Juni vorgelegt hat und das 2010 in Kraft treten soll. Dieser Schritt ist notwendig, um aus dem Modellversuch einen geregelten und verbindlichen Rahmen abzuleiten, der für alle Hochschulen gleichermaßen gilt. Sonst werden Wechsel von einer Hochschule zur anderen unnötig erschwert, so Berntzen. Die WWU setzt sich bei der Vorbereitung des Gesetzes stark dafür ein, dass der polyvalente Charakter der Bachelor-Studiengänge erhalten bleibt.  

An der WWU gehen die Absolventenzahlen im Bereich der Lehramts-Bachelor in den nächsten Durchläufen kontinuierlich nach oben. Bereits zum Sommersemester 2009 rechnen die Prüfungsämter mit einer deutlichen Steigerung auf dann etwa 700 bis 800 Absolventen.  

Zentrum für Lehrerbildung der WWU Münster