Pressemitteilung upm

Kulturkampf auf dem Schulhof

Institut für Ethnologie begleitet Schulprojekt zu interkultureller Kompetenz

Münster (upm), 26. November 2007

interkulturell
Organisieren mit dem Institut für Ethnologie die Ausbildung interkultureller Streitschlichter (v.l.): Elisabeth Knemeyer, Olga Stolz, Andreas Behnen, Sabine Eylert, Dr. Ursula Bertels, Sandra de Vries und Thomas Knollmann Foto: jri

Mal ist es ein zu kurzer Rock, mal das Kopftuch: Wenn sich Jugendliche an der Geschwister-Scholl-Realschule in Münster-Kinderhaus streiten, dann prallen häufig unterschiedliche Weltanschauungen aufeinander. Das Projekt "Interkulturelle Streitschlichter - Interkulturelle Kompetenz als Schlüsselqualifikation in der Ausbildung von Jugendlichen als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in der Stadtteilarbeit" soll nun dazu beitragen, dass Schüler andere kulturelle Standpunkte verstehen lernen und handfeste Auseinandersetzungen vermieden werden. Das Institut für Ethnologie der Universität Münster begleitet das auf zweieinhalb Jahre angelegte Projekt wissenschaftlich. Finanziert wird es vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.  

"Wir haben immer wieder kulturell gelagerte Konflikte", erklärt Schulleiter Andreas Behnen. Rund ein Drittel seiner Schützlinge sind Migranten. Nicht nur Christen, sondern auch Muslime, Buddhisten und Hinduisten drücken in der Realschule die Bänke. Wenn es Streit zwischen ihnen gibt, dann liegt der Grund dafür häufig in interkulturellen Missverständnissen. Für muslimische Jungen seien etwa Kränkungen der Mutter große Ehrverletzungen - und Anlass für extreme Reaktionen. Mädchen stritten sich hingegen um zu freizügige Kleidung, so Behnen. "Für manche Konflikte braucht es einfach interkulturelle Kompetenz."  

Und die sollen die Kinder an der Realschule nun mit Hilfe der WWU Münster lernen: Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge fördert in dem Drittmittelprojekt die Ausbildung von so genannten "interkulturellen Streitschlichtern". Bis zum 31. Dezember 2009 beteiligt es sich mit rund 145.000 Euro. Hinzu kommen Eigenmittel weiterer Projektträger aus dem Stadtteil, etwa dem Begegnungszentrum Sprickmannstraße, dem "Wuddi" Kinderhaus und dem Verein "Ethnologie in Schule und Erwachsenenbildung e. V." (ESE).  

Die siebten Klassen der Geschwister-Scholl-Realschule setzen sich in verschiedenen Unterrichtseinheiten und Projekttagen intensiv mit anderen Kulturen und Religionen auseinander. "In einer Klasse nehmen wir zum Beispiel gerade die indonesische Kultur anhand des Themas 'Reis - mehr als ein Nahrungsmittel' durch", so Sabine Eylert, Koordinatorin in der Kinder- und Jugendbildung der ESE. In der achten Klasse durchlaufen interessierte Schüler Kurse der Streitschlichtungs-AG an der Schule. Sie sollen in den Jahrgangsstufen neun und zehn helfen, Konflikte auf dem Schulhof friedlich beizulegen.  

Das Institut für Ethnologie evaluiert die Maßnahmen. Darüber hinaus beschäftigen sich Studierende in Seminaren mit interkulturellem Lernen an Schulen und in der Erwachsenenbildung. Im Rahmen der Lehrveranstaltungen hospitieren sie zunächst in den Klassen und entwickeln dann selbstständig Unterrichtseinheiten, die die interkulturelle Kompetenz der Kinder fördern.  

Institut für Ethnologie