Westfälische Wilhelms-Universität Münster
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Graduiertenkolleg
"Gesellschaftliche Symbolik im Mittelalter"

 

Zum 1.10.1999 hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft die Einrichtung eines neuen Graduiertenkollegs mit dem Thema 'Gesellschaftliche Symbolik im Mittelalter' an der Universität Münster bewilligt. Es tritt an die Stelle des mit dem 30.9.1999 nach der Höchstförderdauer von 9 Jahren ausgelaufenen Kollegs 'Schriftkultur und Gesellschaft im Mittelalter' und kann dessen Räume und Infrastruktur nutzen. Damit ist eine wichtige Voraussetzung für die Realisierung des geplanten Aufbaustudiengangs 'Mediävistik' in Münster geschaffen.

Zur Kollegthematik

'Symbol' und 'Ritual' sind Zentralkategorien der historischen wie ethnologischen Kulturanthropologie geworden, weil sie sich zur Erfassung der Regelhaftigkeit und (verborgenen) Signifikanz von Kommunikations- und Interaktionsprozessen fremder Gesellschaften besonders gut eignen. Ihre erkenntnistheoretische Problematik liegt jedoch sowohl in der definitorischen Abgrenzung, etwa von Alltagsgewohnheiten, wie auch in der Interpretation ihrer Funktion und ihrer Bedeutung. Angesichts dieser Schwierigkeiten bietet sich das europäische Mittelalter als Paradigma zur Erforschung gesellschaftlicher Symbolik an. Denn die mittelalterlichen Gesellschaften sind aus der Synthese verschiedener kultureller Traditionen und Symbolsysteme hervorgegangen, die sich nach Herkunft und Entwicklungsstand deutlich unterschieden und in Konkurrenz und Interferenz neue Lebensbedingungen, Verhaltensweisen und Ausdrucksformen ausgebildet haben. Dabei machte die Pluralität der Kulturen schon früh das Verständnis- und Übersetzungsproblem virulent und ließ eine Bewußtheit im Umgang mit formalisierter Kommunikation und eine Sensibilität für die Lesbarkeit der Zeichen entstehen, die in einfacheren, homogenen Gesellschaften nicht vonnöten war. Zugleich wurden durch das aus der jüdisch-patristischen Bibelexegese entwickelte System allegorischer Deutung von Welt, Mensch, Geschichte und Gesellschaft alle Lebensbereiche mit transzendenter Signifikanz imprägniert, die den Symbolen eine ontologische Dignität verlieh. Ziel des Graduiertenkollegs ist es, in einem interdisziplinären Verbund exemplarischer Forschungsprojekte diese Deutungs- und Bedeutungskultur, die wohl in Teilbereichen untersucht, aber als solche noch nie thematisiert worden ist, in ihrer Funktion für die Konstituierung und Evolution der mittelalterlichen Gesellschaft zu erfassen.

Mitglieder des Kollegs und Arbeitsvorhaben

Betreuer:

Prof. Dr. Mechthild Albert; Prof. Dr. Gerd Althoff; Prof. Dr. Arnold Angenendt; Prof. Dr. Amand Berteloot; Prof. Dr. Torsten Capelle; Prof. Dr. Volker Honemann; Prof. Dr. Peter Johanek; Prof. Dr. Frank Kämpfer; Prof. Dr. Hagen Keller; Prof. Dr. Christel Meier-Staubach; Prof. Dr. Joachim Poeschke; Prof. Dr. Nikolaus Staubach (Sprecher); Prof. Dr. Rainer Stichel; Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger; Prof. Dr. Tomas Tomasek.

Stipendiaten:

  • Cornell Babendererde, Begräbnis und Totengedenken im weltlichen Reichsfürstenstand des Spätmittelalters (1300-1530)
  • Jörg Bölling, Die Bedeutung der Musik im päpstlichen Zeremoniell des 15. und frühen 16. Jahrhunderts
  • Ulrich Fischer, Pontifex et Opifex. Baumaßnahmen, Stadtplanung und Repräsentation in anglonormannischen Bischofsstädten
  • Dr. Sabine Griese, Zeichenhaft verknappte Kommunikation. Appellmöglichkeiten einseitig bedruckter Holzschnitte des 15. Jahrhunderts
  • Gernot Kirchner, Die adventus-Zeremonie in germanischen Reichen des Frühmittelalters
  • Ingmar Krause, Symbolische Kommunikation im Bereich der frühen Capetinger
  • Michael Richarz, Die politische Philosophie der Christine de Pizan
  • Thorsten Schottke, Signa episcopalia. Untersuchungen zu den 'Zeichen' bischöflicher Repräsentation (Urkunde, Siegel, Zeremoniell) von der 2. Hälfte des 9. bis zum Beginn des 12. Jahrhunderts
  • Dr. Gudrun Tscherpel, Das Bild der Amazonen zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit
  • Christoph Friedrich Weber, Strategien im Umgang mit heraldischer Symbolik in spätmittelalterlichen italienischen Kommunen. Zur Entwicklung eines gesellschaftlichen Symbolsystems im 13. und 14. Jahrhundert anhand von Beispielen aus Bologna, Florenz, Siena, Perugia und Rom
  • Julia Wild, Der Tod mittelalterlicher Herrschaftsträger als rituelle Inszenierung
  • Beatrix Zumbült, Die europäischen Illustrationen des 'Reineke Fuchs' bis zum 17. Jahrhundert.

Kollegiaten ohne Stipendium:

  • Christine Dartmann, Das Lachen der vrouwe. Untersuchungen zur Funktion von lachen in ausgewählten Texten des Minnesangs und der Epik
  • Dr. Claudia Olk, Verbale und bildhafte Elemente symbolischer Wirklichkeitskonstitution in den mittelenglischen Mysterienzyklen
  • Peter Worm, Die Entwicklung der Rekognitionszeichen in früh- und hochmittelalterlichen Königs- und Kaiserurkunden.

 

Prof. Dr. Nikolaus Staubach
Sprecher des Graduiertenkollegs