Westfälische Wilhelms-Universität Münster
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DFG-Forschergruppe "Kulturelle Diversität und die Konstruktion von Gemeinwesen in Südostasien. Kontinuität, Diskontinuität und Transformation"

 

Im Januar 2000 hat an der Westfälischen Wilhelms-Universität die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft zunächst für zwei Jahre finanzierte Forschergruppe Kulturelle Diversität und die Konstruktion von Gemeinwesen in Südostasien: Kontinuität, Diskontinuität und Transformation (FOR 362) ihre Arbeit aufgenommen.

Das zentrale Ziel der Forschergruppe ist die interdisziplinäre Erforschung kulturspezifischer Konfigurationen von Ideen, Werten und Handlungsweisen, über die sich südostasiatische Gesellschaften in Vergangenheit und Gegenwart als 'Gesellschaft', 'Staat' und andere Gemeinwesen konzeptualisier(t)en. Diese Forschungsfrage soll durch regional-vergleichende Untersuchungen von Ethnologen/innen, Historiker/innen, Islamwissenschaftler/innen, Philologen/innen und Politikwissenschaftler/innen auf lokaler, regionaler und nationaler sowie auf supra- und internationaler Ebene beantwortet werden.

Es werden Gesellschaften untersucht, die heute zur Republik Indonesien und zur Demokratischen Volksrepublik Laos gehören.

Die im Jahre 2000 begonnenen Teilprojekte haben ihre Forschungen im Jahre 2001 mit folgenden Schwerpunkten fortgesetzt:

  1. Die Transformation des Gemeinwesens im kolonialen Kontext: Historischer Wandel durch die christliche Mission in Indonesien
    Teilprojektleiter: Prof. H. Gründer; Forscher: PD Dr. Stefan Dietrich

    Schwerpunkt des Teilprojektes ist die Erforschung europäisch-asiatischer Interaktion in Südostasien; in historischer Perspektive untersucht es die Transformation von Gemeinwesen im kolonialen Kontext und konzentriert sich dabei auf historischen Wandel durch christliche Missionen und in christianisierten Gesellschaften. Im Zentrum steht damit die Dialektik zwischen Missionen, ihren Intentionen und dem Christentum als "europäischem Produkt" einerseits und deren Inwertsetzung in "asiatischen" Kontexten andererseits.

    Im Laufe des Jahres 2001 wurden insbesondere Archivforschungen durchgeführt. Es handelte sich dabei um Archivbestände des Regent's Park College, Oxford, der School of Oriental and African Studies und der British Library, London, des Nationalarchivs in Jakarta und des Algemeen Rijksarchief, Den Haag.
     

  2. Systeme modernen und traditionellen Gemeinwesens in Laos
    Teilprojektleiter: Prof. J.D.M. Platenkamp; Forscher: C. Postert, M.A. (Doktorand) und G. Sprenger, M.A. (Doktorand)

    Im Rahmen dieses Teilprojektes wird der Frage nachgegangen, wie in drei ausgewählten Gesellschaften in Laos die Repräsentationen von und die Interaktionen zwischen sogenannten 'zentralen' und 'peripheren' Gesellschaften konzeptualisiert und spezifisch bewertet werden. Zu diesem Zweck werden die lokalen Systeme kultureller Vorstellungen untersucht, in denen die Tiefland-Lao in der Stadt Luang Prabang - dem früheren politischen und rituellen Zentrum des buddhistischen laotischen Königreiches - und die im Hochland lebenden Rmeet und Hmong ihre Gesellschaft konzeptualisieren und diese Konzepte in soziale Handlungen umsetzen.

    Prof. Platenkamp hat im Jahre 2001 die Erforschung der sozial-rituellen Struktur Luang Prabangs vor Ort fortgesetzt. Herr Postert und Herr Sprenger haben ihre ethnologischen Feldforschungen bei den Hmong und Rmeet in Nordlaos beendet und werten zurzeit ihr Datenmaterial aus.

    Für dieses Projekt wurde bereits ein Verlängerungsantrag bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingereicht.
     

  3. Die politisch-administrativen Systeme in Indonesien und Laos zwischen Dezentralisierung und Nationalstaatlichkeit
    Teilprojektleiter: Prof. P. Kevenhörster; Forscher: M. Bünte, M.A. (Doktorand)

    Dieses politikwissenschaftliche Projekt untersucht den aktuellen Dezentralisierungsprozess in Indonesien. Gefragt wird nach den Bedingungsfaktoren einer erfolgreichen Dezentralisierungspolitik in einem der zentralistischsten Länder der Erde. In der ersten Projektphase ging es um die Anknüpfung des Projektes an die einschlägige Transformations- und Dezentralisierungsdebatte und um die Bildung von Kriterien zur Messung einer erfolgreichen Dezentralisierungspolitik.

    In der zweiten Phase des Projektes ging es um die empirische Prüfung der Dezentralisierungspolitik Indonesiens im ersten Jahre der Implementation 2001. Als Fallbeispiele werden die Lokalregierungen in Padang, Westsumatra, und Semarang, Zentraljava, untersucht. Im Mittelpunkt stehen hier die fiskalischen, administrativen und politischen Faktoren, die die Autonomie der Lokalverwaltungen nach der Dezentralisierung beeinflussen.

    Für dieses Projekt wurde bereits ein Verlängerungsantrag bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingereicht.
     

  4. Systeme traditioneller Zentren auf Java
    Teilprojektleiter: Prof. P. Pink (Universität zu Köln); Forscher/in: Chr. Meier, M.A. (Doktorandin) und Dr. E. Wieringa (durch das International Institute for Asian Studies in den Niederlanden finanziert)

    In diesem Teilprojekt werden am Fall des traditionellen javanischen Fürstentums von Cirebon herkömmliche Konzepte von Macht und Legitimität von Herrschaft - und gerechtfertigter Revolte - und Formen ihrer Repräsentation erschlossen. Einen Schwerpunkt bildet die Analyse der traditionellen Literatur der Höfe (insbes. Chroniken, Genealogien, Legenden, Staatslehren). Ein Vergleich mit arabischen und persischen Quellen dient der Erhellung von Integrations- und Transformationsprozessen, dürfte aber auch für die Beurteilung gegenwärtiger Bemühungen um eine islamisch-indonesische Identität aufschlussreich sein. Frau Meier hat nach Vorarbeiten von Januar 2001 bis Januar 2002 Feldforschungen in Cirebon durchgeführt. Sie hat eine Reihe von Zeremonien, in denen die Verflechtungen von Hof und Heiligenkult sichtbar werden, aufgenommen. Sie hat ebenfalls die Interaktionen von traditionellen islamischen Lehreinrichtungen und mystischen Zentren mit den Höfen untersucht und begonnen, die Bibliotheken der Höfe durchzuarbeiten. >/li>

Die vorgestellten Forschungen werden in enger Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Indonesian Institute of Sciences (Lembaga Ilmu Pengetahuan Indonesia) in Jakarta, Indonesien, dem Institute for Cultural Research in Vientiane, Laos, und der National University of Laos durchgeführt. Darüber hinaus sind der Forschergruppe assoziierte Forschungsprojekte der Universitäten Leiden (Niederlande) und Oxford (Großbritannien) und der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris (Frankreich) angeschlossen.

Im Rahmen der Südostasien-Forschung an der WWU wurden zwei weitere Projekte von der Deutschen Forschungsgemeinschaft bewilligt:

  1. Systeme des modernen und traditionellen Gemeinwesens in Bima (Ost-Sumbawa)
    Teilprojektleiter: Prof. J.D.M. Platenkamp; Forscher: Dr. M. Prager
     
  2. Traditionelle Gemeinwesen der Tai und ihre Bedeutung für Prozesse vorkolonialer Staatenbildung
    Teilprojektleiter: Prof. R. Emmerich und Prof. V. Grabowsky; Forscherinnen: PD Dr. F.-M. Liew und J. Raendchen, M.A. (Doktorandin)

Gastwissenschaftler der Forschergruppe in 2001

Um die Expertise der Forschergruppe zu ergänzen, wurden im Jahr 2001 verschiedene Gastwissenschaftler eingeladen, die entsprechend ihrer wissenschaftlichen Schwerpunkte Vorträge hielten bzw. Lehrveranstaltungen durchführten.

Dr. Daniel Fitzpatrick (Australian National University, Canberra) war im Sommersemester 2001 als Gastprofessor in Münster und bot folgende Lehrveranstaltungen an:

  • Company Law
  • Land Law in Indonesia

Dr. Jean-Marc de Grave (ERASME/CNRS, Paris) hielt am 09.05.2001 einen Vortrag zum Thema "The social, political and religious dimensions of martial art schools in Java".

Dr. Thongchai Winichakul (University of Wisconsin) hielt vom 06.11. - 10.11.01 folgende Vorträge:

  • "The Royal Nationalist History in Thailand: from the crypto-colonial period to the cults of Fathers among the Thai bourgeoisie in the present"
  • "Writing at the Interstices: the possibilities of a post-national history in Southeast Asia"
  • "The Ambivalent Memories of the 1976 Massacre in Bangkok"
  • "The Role of Violence in Thai Political Culture: Lessons of the 6 October 1976 incident"

Dr. Gustaaf Houtman (Royal Anthropological Institute, London) war im Wintersemester 2001/02 als Gastwissenschaftler in Münster und bot folgende Lehrveranstaltungen an:

  • Burmese Buddhism: A general introduction
  • Politics and religion in contemporary Burma: A closer look

 

Prof. Dr. J.D.M. Platenkamp
Sprecher der DFG-Forschergruppe