Westfälische Wilhelms-Universität Münster
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Interdisziplinäres Zentrum für Klinische Forschung

 

Im Rahmen des bundesweiten Programms "Gesundheitsforschung 2000" fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit 1996 acht Modellzentren für Interdisziplinäre Klinische Forschung in der Bundesrepublik Deutschland, darunter das IZKF Münster. Die Ziele der Zentren liegen in einer strukturellen Verbesserung der klinischen Forschung und einer stärkeren Verzahnung mit der Grundlagenforschung. Dabei wird intensiv an Nachwuchsförderungsprogrammen gearbeitet, die junge Wissenschaftler frühzeitig in die Eigenverantwortlichkeit führen sollen und zugleich weitere Förderungen durch Bund und Land nach sich ziehen.

Nach dem Anfang Januar 2001 durchgeführten Begutachtungsverfahren durch den Externen Wissenschaftlichen Beirat des IZKF werden seit Juni 2001 drei teilweise neue Schwerpunktbereiche im IZKF Münster gefördert. Innerhalb des fachübergreifenden Leitthemas "Die Chronische Krankheit" befassen sich nun insgesamt 44 Forschungsvorhaben, zwei Nachwuchsgruppen und vier Servicegruppen mit interdisziplinären Fragestellungen zu Herz-Kreislauf-Krankheiten, chronischen Entzündungen, Krebs und Erkrankungen des Nervensystems.

Schwerpunkt  Projektbereich  Thema / Anzahl der Teilvorhaben
1 Kardiovaskuläre Signaltransduktion
A Signaltransduktionsmechanismen in der Gefäßwand / 5 Teilvorhaben
B Pathophysiologie und Molekulargenetik von kardiovaskulären Erkrankungen / 6 Teilvorhaben
2 Molekulare Aspekte der Entzündung
C Zell- und molekularbiologische Grundlagen der Entzündung / 8 Teilvorhaben
D Entstehungsmechanismen entzündlicher Organerkrankungen / 7 Teilvorhaben
E Molekulare Mechanismen der Apoptose / 4 Teilvorhaben
H Molekulare Tumormedizin / 4 Teilvorhaben
3 Molekulare Mechanismen von Erkrankungen des Nervensystems
F Regeneration und Plastizität im Nervensystem / 5 Teilvorhaben
G Molekulare Pathologie von Erkrankungen des Nervensystems / 5 Teilvorhaben

Die Forschungsvorhaben des ersten Schwerpunktes "Kardiovaskuläre Signaltransduktion" befassen sich im Projektbereich A mit Fragestellungen zu molekularen Mechanismen der physiologischen und pathophysiologischen Gefäßveränderungen, die durch die zwei wesentlichen Zelltypen in der Gefäßwand, die glatten Muskelzellen und die Endothelzellen, reguliert werden. Hier sind insbesondere das Proliferations- und Differenzierungsverhalten der glatten Muskelzellen nach Gefäßtrauma, die Regulation des Gefäßtonus, die Regulation endothelialer Gene und Signaltransduktionswege in Endothelzellen Bestandteil aktueller Untersuchungen. Im Projektbereich B befinden sich Teilvorhaben, die sich mit den pathophysiologischen Mechanismen und genetischen Veränderungen verschiedener kardiovaskulärer Erkrankungen, wie z.B. Herzinsuffizienz und Herzhypertrophie, myokardiale Ischämie, koronare Herzerkrankung und Endokarditis auseinandersetzen. Dabei geht es vor allem um Ursachenfindung für die Entstehung chronischer Gefäßerkrankungen und um Maßnahmen zu ihrer Prävention und Behandlung.

Im Mittelpunkt des Schwerpunktes "Molekulare Aspekte der Entzündung" stehen im Projektbereich C grundlagenorientierte Forschungsprojekte, die sich mit der Zell- und Molekularbiologie der am Entzündungsprozeß beteiligten Zellsysteme beschäftigen. Im Vordergrund stehen hier Untersuchungen zur Genexpression entzündungsrelevanter Gene in der Frühphase der Entzündung, zur Immunabwehr und Immunisierungsstrategien. In dem mehr klinisch ausgerichteten Projektbereich D befassen sich gegenwärtig sieben Forschungsvorhaben mit dem Entstehungsmechanismus entzündlicher Organerkrankungen. Untersucht werden unter anderem die Gefäßschädigung bei der Vaskulitis, gentherapeutische Ansätze bei chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen, die Proteaseaktivierung in der Initialphase der Pankreatitis sowie molekulare und zelluläre Mechanismen in Zusammenhang mit der Nierentransplantation. Im neuen Projektbereich E befassen sich vier Forschungsvorhaben mit der Erforschung molekularer Mechanismen der Apoptose, die häufig im Laufe der Pathogenese entzündlicher Erkrankungen auftritt. Im Rahmen des 2. Schwerpunktes wird darüber hinaus ein separater Projektbereich H gefördert, der vier Forschungsprojekte zur Entwicklung neuer therapeutischer Strategien oder Diagnosekonzepte auf der Basis molekularbiologischer Erkenntnisse bei einigen neoplastischen Erkrankungen enthält.

Im 3. Schwerpunkt beherbergt das IZKF zehn Forschungsprojekte, die sich mit der Regeneration und Plastizität neuraler adulter Zellen nach Läsionen z.B. durch Hirninfarkt oder Traumen oder bei Neuropathien und den molekularen Grundlagen der Pathogenese häufiger und relevanter neurologischer Krankheiten befassen. Neben der Entwicklung möglicher therapeutischer Strategien z.B. bei der funktionellen Wiederherstellung eines traumatisierten Sehnervs mittels implantierter Mikroelektrodenarrays werden vor allem auch neuroprotektive Substanzen und in dieser Funktion gewebsspezifisch exprimierte Proteine untersucht. Auch Veränderungen im chronisch-epileptischen Hirngewebe, molekulare Untersuchungen an menschlichen Hirntumoren, Charakterisierung spezifischer Genloci als prognostische Marker bei kindlichen Hirntumoren und mögliche molekulare Ursachen des seltenen Prader-Willi-Syndroms sind aktuelle Forschungsrichtungen in diesem Bereich.

Ein strukturwirksames und stets sehr erfolgreiches Förderinstrument sind die vom Zentrum angebotenen 8 Rotationsstellen für junge, in der Krankenversorgung tätige Wissenschaftler, die durch eine zeitlich befristete Freistellung von der täglichen Routine sich innerhalb der geförderten Forschungsprojekte qualifizieren können. Weiterhin werden gegenwärtig zwei Nachwuchsgruppen mit den Themen "Apoptose und Zelltod" und "Hemisphärenspezialisation für Sprache: Bezug zu Vererbung, Anatomie, Verhalten, Aphasierisiko und Erholungspotential nach Aphasie" gefördert, die sich thematisch an die vorhandenen Schwerpunktbereiche angliedern und mit ihnen verknüpfen.

Um die Kommunikation der thematisch vielfältigen Forschungsvorhaben untereinander zu verstärken, organisiert das IZKF verschiedene Vortragsveranstaltungen, das alle zwei Jahre stattfindende Internationale Symposium "Vascular Biology" des IZKF sowie methodisch orientierte User Clubs und Workshops zu den angebotenen Serviceeinheiten.

Die wissenschaftliche Dienstleistung des IZKF wurde grundlegend evaluiert und im Rahmen der Begutachtung neu strukturiert. Seit Juni 2001 stehen nunmehr 4 Zentrale Projektgruppen (ZPG) allen Mitgliedern der Medizinischen Fakultät und insbesondere den Mitgliedern des Zentrums als Service-Leistungen zur Verfügung. Sie bieten State-of-the-Art-Technology und leisten darüber hinaus methodische und wissenschaftliche Beratungen in den Bereichen Integrierte Funktionelle Genomik (IFG), Transgene Tiermodelle, Kleintierdiagnostik und Ultrastrukturforschung / Nanotechnologie.

Die Serviceeinheit "Integrierte Funktionelle Genomik (IFG)" mit derzeit insgesamt 11 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bietet vor allem eine große Erfahrung in Biochip-Analysen mit der Technologie des Marktführers Affymetrix, in der Hochdurchsatz-SNP-Analytik und in der Proteomanalyse. Durch Investitionen des IZKF im letzten Jahr konnte hier eine weitgehende Automatisierung der Probenvorbereitung vorgenommen und die zu analysierende Proteinmenge auf den Nano-/Femtobereich eingeschränkt werden. Genomik und Proteomik wurden darüber hinaus im Laufe des vergangenen Jahres mit einer großen Bioinformatik gekoppelt, in die die Daten aus beiden Bereichen einmünden. Neben dem Service in der Datenauswertung, Aufbau von Datenbanken und speziellen Analysen bietet die Bioinformatik seit kurzem Schulungen an. Auch die beiden anderen Bereiche ergänzen ihr Angebot durch Fortbildung interessierter Anwender.

 

Prof. Dr. Erik Harms
Vorsitzender des Interdisziplinären Zentrums für Klinische Forschung