Neuere und Neueste Geschichte
Das Problem der Ebenbürtigkeit im deutschen Hochadel der Frühen Neuzeit
Missheiraten, hier insbesondere Ehen zwischen Reichsfürsten und nicht standesgemäßen Partnerinnen, haben in der Frühen Neuzeit wiederholt zu
langwierigen Konflikten geführt. Die Analyse dieser Auseinandersetzungen wird das Selbstverständnis und die Legitimitätsgrundlagen des regierenden
Adels beleuchten, die weniger als politische Ansprüche denn als soziale Praxis angemessen zu begreifen sind. Der Verstoß gegen standesspezifische
Verhaltensregeln aktualisiert Spannungen zwischen individuellen, geschlechtsspezifisch festgelegten Handlungsspielräumen und -ansprüchen,
ständischen Selbstbehauptungsstrategien und dem reichsrechtlichen Dualismus zwischen Reichsfürsten und Kaiser. Die Gegensätze artikulierten sich in
symbolischen Akten, mitunter auch in physischer Gewalt, vor allem aber im Rahmen rechtlicher Verfahren. Die allgemeine Tendenz zur Verrechtlichung sozialer
Beziehungen im 18. Jahrhundert stößt in diesen Konflikten allerdings an signifikante Grenzen, weil die charakteristische Vermengung sozialer und politischer
Normen der vormodernen Adelsgesellschaft in konkurrierende Systeme auseinanderfallen.
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