International - Vergleichende Bildungsforschung
Mémoire de l'Innovation
Entstanden aus einem Forschungsaufenthalt in den Jahren 1998/9 am Institut National de Recherche Pédagogique in Paris sind in den Jahren 2003 und
2004 die im Rahmen einer Forschungsgruppe an eben jenem Institut National de Recherche Pédagogique 2001 aufgenommenen Arbeiten zuende
geführt worden. Die Arbeiten dieser Forschungsgruppe richteten sich auf die von der französischen Bildungspolitik vor allem unter Berücksichtigung
der Programme zur Verminderung sozial bedingter Exclusion und zur Neudefinition der in der Schule zu verbreitenden Wissensbestände betriebenen Programme
zur Schulumgestaltung, zur Vergrößerung der Eigenständigkeit der einzelnen Schule und zur Entwicklung von Kooperationen zwischen Schule und
außerschulischen Einrichtungen, privaten Initiativen und Bereichen. Die hieraus bezogenen Vorschläge und Anregungen des Ministeriums reichten von
organisatorischen Maßnahmen auf der Leitungsebene der Schulen bis hin zu didaktischen Alternativen unter dem signum der Verbesserung der Schulqualität.
Eine weitere Dimension der französischen Politik war die Einführung einer "éducation civique" infolge von mehr und mehr sich in
verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen sich herausstellenden Missständen.
Die
Arbeit der Forschungsgruppe bestand darin, diese der aktuellen politischen Programmatik entstammenden Vorschläge eine historische Tiefendimension
hinzuzufügen. Zu diesem Zweck galt es, die aktuellen Vorschläge mit denjenigen organisatorischen und didaktischen Mitteln und Zielsetzungen zu
konfrontieren, die in der historischen Reformpädagogik für teilweise gleichartig formulierte Ziele bereits formuliert und teilweise auch eingesetzt worden
waren. In Bezug auf wichtige Aufgabenstellungen ergaben sich dabei etliche Übereinstimmungen, die - wie häufig in derartigen Reformphasen - den
Protagonisten der aktuellen Reform nicht oder nicht ausreichend bewusst waren. Diese Bezüge dennoch zum Vorschein zu bringen, schien wichtig zur historischen
Ortsbestimmung gegenwärtiger Reform. Historisierung wurde hier als Gewinn über die Erkenntnis von Reformzusammenhängen und die Bedingungen
der Durchführung von (Bildungs-)Reformen selbst formuliert.
In der konkreten
Fragestellung der Forschungsgruppe erschien dieses Vorhaben in der Form der Frage nach dem "Gedächtnis", das eine sich reformierende Gesellschaft in
Anbetracht gegenwärtiger Aufgaben bewahrt. Aus diesem Grund bearbeitete die Forschungsgruppe die "Mémoire de l'innovation".
In den aus der Arbeit entstandenen Veröffentlichungen wird in einem Band auf die Diagnose- und Argumentations-Parallelität zwischen der historischen
Education Nouvelle (vor allem frankophoner Provenienz) und den Befunden und Remeduren verwiesen, die für das Ende des 20. Jahrhunderts veranschlagt wurden.
Der zweite Band beschäftigt sich mit den neu entstehenden Diskursen über eine "Education civique" und den Konzepten und Programmen, die -
diesmal vor allem auf internationaler Ebene. Konzepte deutscher Reformpädagogik und auch die Deweyschen Arbeiten über "Democracy and
Education" wurde hier als Kontrastmaterial herangezogen. Zielstellung hierbei war, die eher innerfranzösische Debatte aus einer - teilweise als
Beschränkung empfundenen - Selbstbezüglichkeit zu befreien, indem ihre Vorstellungen und Vorschläge mit der internationalen Dimension der
Reformpädagogik / Education Nouvelle kontrastiert wurden.
Zusätzliche
Informationen:
Die Schwerpunkte der Forschungsgruppe am Institut National de Recherche Pédagogique entwickelten sich aus der Gast- (Forschungs-)Professur 1998/9. Dort
ging es um die Mitarbeit an einem europäischen Projekt, das u.a. vom Institut National de Recherche Pédagogique getragen und von der EG getragen
wurde. Sein Titel lautete: "Observatoire européen des innovation en éducation et en formation" und hatte eine Laufzeit von 1996 bis 1998.
Der Abschlussbericht wurde den brüsseler Auftraggebern im Dezember 1998 übergeben. Das Institut National de Recherche Pédagogique entwickelte
daraus eine weitere Forschungsperspektive, die diesmal vor allem die innerfranzösischen Innovationsprojekte in die Betrachtung einbeziehen sollte. Dies geschah
auf dem Hintergrund eines nationalen Innovationsprogramms vor allem von Schulen auf der Ebene der Sekundarstufe I und später auch der Sekundarstufe II.
Bei Beendigung des Forschungsaufenthalts in Paris im Jahre 1999 regte ich die Bildung einer Forschungsgruppe an, die - ausgehend von den an das europäische
Projekt angeschlossenen Arbeiten - die Aufgabe übernehmen sollte, die historischen Phasen der "Innovation" des Bildungssystems mit jenen Initiativen
zu kontrastieren, die als gegenwärtige Innovationen die Verbesserung der Institutionen des französischen Bildungssystems bewerkstelligen sollten.
Dem wissenschaftlichen Beirat des
Institut National de Recherche Pédagogique wurde deshalb der Vorschlag unterbreitet, eine Forschungsgruppe mit diesem Thema einzurichten. Mit Beschluss des
wissenschaftlichen Beirats vom Juni 2001 wurde dieses Projekt angenommen. Infolgedessen wurde eine Forschungsgruppe bis Juni 2004 eingerichtet.
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen:
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