Historische Bildungsforschung
Geisteswissenschaftliche Pädagogik und Nationalsozialismus - Herman Nohl 1914-1949
Die unabgeschlossene erziehungswissenschaftliche Debatte um die Affinität bzw. Distanz der Weimarer "geisteswissenschaftlichen Pädagogik"
zum Nationalsozialismus wird am Beispiel des Göttinger Pädagogikprofessors Herman Nohl, erweitert um theorie-, wissenschafts- und zeitgeschichtliche
Aspekte, fortgesetzt. Aufbauend auf eigene Vorstudien wird das pädagogisch-politische Denken Nohls zwischen Kaiserreich und früher Bundesrepublik im
Kontext der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen seiner Zeit rekonstruiert und als spezifisch geisteswissenschaftlicher Krisendiskurs gelesen. Der Vergleich
mit zeitgenössischen Repräsentanten anderer geisteswissenschaftlicher Disziplinen, die in jüngster Zeit verstärkt untersucht worden sind, weist
auf bemerkenswerte Schnittmengen sowohl hinsichtlich der Haltung zur Weimarer Republik und zur NS-"Machtergreifung" wie auch im Bereich der
akademischen Vergangenheitspolitik nach 1945 hin, die eine präzisere Beurteilung der akademischen Pädagogik dieses Zeitraumes ermöglichen.