Patientenbezogene klinische Forschung
Entwicklung von Therapieverfahren
Ein zentraler Bestandteil der Parodontitistherapie ist die mechanische Entfernung des supra- und subgingival
lokalisierten, mineralisierten und nichtmineralisierten Biofilmes. Die Anwendung der hierzu bisher verwendeten
Instrumente ist zeitaufwendig und techniksensitiv in der Handhabung, auch wird die Therapie von Patienten
meist als unangenehm empfunden. Neben diesen Faktoren beinhalten alle bisher zur Biofilmentfernung
etablierten Instrumentierungstechniken zusätzlich das Risiko irreversibler Wurzelschädigungen. Ziel
war es daher, sichere und effiziente Instrumentierungsverfahren zur Entfernung von Biofilmen zu entwickeln und
zu validieren.
Zur Reduktion des nichtmineralisierten
Biofilmes wurde die Luft-Pulver-Wasserstrahltechnik (LPW) weiterentwickelt. Bei diesem Verfahren kommt der
zur Biofilmentfernung notwendige Substanzabtrag durch die Einwirkung eines auf die Wurzeloberfläche
beschleunigten Strahls aus Druckluft, Wasser und kristallinem Abrasivmedium zustande. Eine zunächst
an konventionellen LPW-Geräten durchgeführte Evaluation des Einflusses verschiedener
Prozessparameter auf den Abtrag zeigte, dass eine zahnsubstanzschonende Biofilmentfernung mit
LPW-Geräten unter Verwendung der bisher benutzen Strahlmittel (Natriumbikarbonatkristalle mit
Korngrößen > 250 µm) in jedem Fall zu klinisch relevanten Wurzelschäden
führt. Daher wurde ein niedrig abrasives Strahlmittel reduzierter Korngröße, bestehend aus
Kristallen eines biokompatiblen organischen Salzes, entwickelt und dessen Sicherheit und Effizienz zur
Biofilmentfernung zunächst in vitro belegt. Die Wirksamkeit subgingivaler Biofilmentfernung mit Hilfe
von LPW Technik unter Verwendung des neuen niedrig abrasiven Strahlmittels wurde anschließend in
einer klinisch-kontrollierten und randomisierten Studie untersucht. Unter Anwendung der niedrig abrasiven
LPW-Technik ließ sich der subgingivale Biofilm in parodontalen Taschen bis 5 mm Sondiertiefe
signifikant effizienter und dabei auch für die Patienten signifikant angenehmer entfernen als unter
Verwendung von Handinstrumenten im positiven Kontrollverfahren. Darüber hinaus erlaubt die neue
Technik die Durchführung der Biofilmentfernung während der unterstützenden
Parodontitistherapie in deutlich kürzerer Zeit.
Neben den oben beschriebenen Techniken zur Biofilmentfernung mit Luft-Pulver-Wasserstrahlgeräten
wurde zum Abtrag subgingivaler Konkremente auf der Basis speziell erhobener Daten zur Wurzelanatomie eine
neuartige Instrumentenspitze für luftgetriebene Schallscaler entwickelt und in vitro validiert. Dieser neue
Instrumentenansatz unterscheidet sich von herkömmlichen Instrumentenspitzen durch eine mit
halbkugelartigen Fortsätzen (0,8 mm Durchmesser und 0,3 mm Höhe) belegte
Oberfläche. Das neue Instrument ermöglicht eine signifikant effizientere Entfernung subgingivalen
Zahnsteins bei signifikant geringerem Wurzeldentinabtrag im Vergleich zur Anwendung konventioneller
Arbeitsspitzen für Schallscaler. Sowohl
die Anwendung des niedrig abrasiven Pulverstrahlsystems zur Biofilmentfernung als auch der neuartigen
Instrumentenspitze zur Konkremententfernung ermöglicht eine signifikant effizientere
Wurzeloberflächenbearbeitung bei deutlich geringerem Abtrag von Zahnsubstanz.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen:
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