Gruppe Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
Charakterisierung der Rolle der Thrombozyten in der Pathogenese chronisch entzündlicher Darmerkrankungen
Einleitung:
Interaktionen zwischen im Blutstrom zirkulierenden Zellen und dem Gefäßendothel im Bereich der Mikrozirkulation des Darms kommt bei der
Initiierung und Aufrechterhaltung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen, wie z.B. der Colitis Ulcerosa, eine entscheidende Bedeutung zu. Neben der Funktion der
Leukozyten für die Entzündung scheinen vor allem die Thrombozyten eine Schlüsselrolle in akuten sowie chronischen Entzündungsprozessen zu
spielen. Wir konnten zeigen, dass Thrombozyten und Leukozyten in der experimentellen Kolitis in der Maus intensiv interagieren und dass die Thrombozyten durch die
Expression von Adhäsionsmolekülen und durch die Freisetzung bioaktiver Substanzen das Entzündungsgeschehen mitinitiieren und -unterhalten. Ebenfalls
konnten wir zeigen, dass die Adhäsion von Leukozyten im Kolitis-geschädigten Darm in thrombozytopenen Tieren signifikant reduziert ist. Auf dieser Erkenntnis
des innigen Zusammenspiels von Leukozyten und Thrombozyten in der Kolitis und der damit implizierten Vernetzung der physiologischen und pathophysiologischen Prozesse
"Entzündung" und "Hämostase" fußt die weitere Projektplanung.
Zielsetzung:
Die Bedeutung der Interaktion zwischen zirkulierenden aktivierten Thrombozyten und Gefäßendothelzellen sowie zwischen Thrombozyten und Leukozyten soll im
Modell der experimentellen Kolitis weiter analysiert werden:
- Durch die Verwendung
eines Komplement-Antikörpers
-
Durch die Verwendung genetisch modifizierter
Tierstämme, die defizient sind für bestimmte Chemokine
Längerfristig
soll das Verständnis über die Rolle der Thrombozyten im Entzündungsgeschehen dann Perspektiven für selektive antithrombozytäre
Therapieansätze liefern.
Material und Methode:
Das Dextran-Sulphate-Sodium (DSS)-Modell der akuten Kolitis in der Maus (Mäusestamm C57Bl/6J), stellt die Basis zur
intravitalmikroskopischen und molekularbiologischen Untersuchung der Rolle der Thrombozyten in der Pathogenese des intestinalen Entzündungsgeschehens dar. Durch
die Zugabe von 3%igem DSS zum Trinkwasser über einen Zeitraum von sechs Tagen wird die akute Kolitis induziert. Es wird das Ausmaß der Entzündung
anhand klinischer Parameter (Leukozytose, Darmlänge und -gewicht) und histologisch (nach Dielemann et al. 1998) evaluiert. Indirekt wird durch die Bestimmung der
Myeloperoxidase die Leukozyteninfiltration beurteilt. Am 7. Tag erfolgt die Durchführung der Intravitalmikroskopie, bei der die Leukozyten (mit Rhodamine 6G) und
die Thrombozyten (mit CFSE) gleichzeitig zur Darstellung gebracht werden.
Gesunde Tiere dienen als Negativ-, Wilttyp-Mäuse
als Positivkontrolle. Im ersten Untersuchungsarm erhalten die Tiere den humanen C5a-Rezeptor-Antagonisten AcF-(OPdChaWR). In weiteren Experimenten soll die Rolle von
Chemokinen für die Aktivierung der Thrombozyten und ihre Interaktion mit Leukozyten durch die Verwendung chemokin-defizienter genetisch modifizierter
Mäuse (knockout für jeweils die Chemokine CxCR3, CxCR6, CCR10) untersucht werden.
Bisherige Ergebnisse:
In Vorversuchen konnte gezeigt werden, dass mit dem Komplement-Antikörper behandelte Tiere eine geringere Ausprägung der Kolitis zeigen. Diese geht mit
einer verminderten Adhäsion von Thrombozyten und Leukozyten in der Mikrozirkulation des Darms einher. Ergebnisse an chemokin-defizienten Tieren liegen zur Zeit
noch nicht vor.
Beteiligter Wissenschaftler:
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