Klinische Neurodermatologie
Lokalisation von Cannabinoidrezeptoren auf kutanen Nervenfasern und neue Therapieoption mit topischen
Cannabinoidagonisten
Nozizeptive Senstionen wie Pruritus und Schmerz werden durch mechanische, thermische und insbesondere
chemische Stimulierung von polymodalen C-Nervenfasern ausgelöst. Die freien Nervenendigungen dieser
marklosen Nervenfasern an der Epidermis-Dermisgrenze bzw. in der Epidermis dienen als Nozizeptoren und
werden entweder direkt (mechanisch, thermisch) oder indirekt durch Freisetzung verschiedener Mediatoren
erregt. Auf der Oberfläche dieser sensorischen Nervenfasern findet sich eine große Anzahl von
Rezeptoren, die noch nicht alle identifiziert sind. Wir konnten in vorherigen Untersuchungen zeigen, dass
Opiatrezeptoren auf den Nervenfasern vorhanden sind (Ständer et al., Regul Pept 2002, 110: 75-83). Eine
verwandte Gruppe sind die Cannabinoidrezeptoren, die ebenfalls in der Haut die Schmerz- und Juckempfindung
beeinflussen. Mittels immunfluoreszenzoptischer Untersuchungen ließen sich sowohl Cannabinoid
Rezeptor 1 und 2 auf den sensorischen und autonomen Nervenfasern der Haut nachweisen. In
physiologischen Untersuchungen einer kooperierenden Arbeitsgruppe konnte gezeigt werden, dass die
Cannabinoidrezeptoren in der Haut funktionell aktiv sind und nozizeptive Sensationen unterdrücken.
Anders als bei den Vanilloidrezeptoren handelt es sich hierbei daher eher um Juckreiz-unterdrückende
Rezeptoren. Dementsprechend erscheint eine Therapie mit Cannabinoidagonisten wirkungsvoll. In einer offenen
Anwendungsbeobachtung behandelten wir 20 Patienten mit chronischem Pruritus unterschiedlicher
Ursache mit einer cannabinoidhaltigen Creme. Bei mildem und mittelschwerem Pruritus konnte ein gutes
Ansprechen der Therapie verzeichnet werden.