Biosynthese von Polyestern und Polythioestern
Im Arbeitskreis werden physiologische, biochemische und molekulare Grundlagen von Stoffwechselleistungen
meist von Bakterien untersucht. Schwerpunkte bilden Untersuchungen zur mikrobiellen Synthese und zur
biotechnologischen Produktion von technisch relevanten Biopolymeren. Hier kommt auch der Bereitstellung
von ausreichenden Mengen neuer Biopolymere eine große Bedeutung zu, um die technischen
Eigenschaften und Materialeigenschaften solcher Biopolymere in Zusammenarbeit mit anderen Instituten und
Einrichtungen in Kooperation untersuchen zu können. Ein weiterer Schwerpunkt sind Untersuchungen
zum biologischen Abbau von Biopolymeren und synthetischen Polymeren. Daneben werden in weiteren
Schwerpunkten die Biosynthese und auch der Abbau niedermolekularer Verbindungen, wie z.B. Aromastoffe,
Speicherlipide und Wachsester untersucht.
In beinahe
allen Schwerpunkten wird angestrebt, die hierbei gewonnenen Erkenntnisse zur Etablierung neuer oder
verbesserter biotechnologischer Verfahren zu nutzen. Die Untersuchungen sollen dazu beitragen,
nachwachsende Rohstoffe, Abfall- und Reststoffe der chemischen Industrie oder der Landwirtschaft,
interessante Inhaltsstoffe von Pflanzen sowie auch fossile Rohstoffe mit Hilfe biotechnologscher Verfahren in
für die Industrie interessante Produkte zu überführen oder zu einer sinnvollen Entsorgung
von Industrieprodukten und Produkten des täglichen Lebens beizutragen.
Seit ca. 16 Jahren wird in der Arbeitsgruppe die Biosynthese wasserunlöslicher, aus
Hydroxyfettsäuren aufgebauten Polyester (PHF) untersucht. Als Modellorganismen dienen Ralstonia
eutropha, Rhodococcus ruber, anoxygene phototrophe Bakterien (z.B. Chromatium
vinosum) und oxygene phototrophe Bakterien (z.B. Synechocystis sp.) Diese Untersuchungen
haben wesentlich zur Aufklärung von Biosynthesewegen der PHF und zur Entdeckung neuer Bausteine
von PHF sowie zur Klonierung und Ermittlung der Primärstrukturen des Schlüsselenzyms
PHF-Synthase aus mittlerweile ca. 60 Bakterien beigetragen. Mittlerweile werden auch
detaillierte Untersuchungen zur Aufklärung von Struktur-Funktionsbeziehungen von PHF-Synthasen
und anderer, an Synthese und Akkumulation von PHF beteiligten Proteine durchgeführt. Einen breiten
Raum nimmt das "metabolic engineering" ein. Hierdurch soll ein Metabolitenfluß ausgehend von
Abbauprodukten einfacher, preiswerter Kohlenstoffquellen in Richtung der Biosynthese von PHF
ermöglicht und optimiert werden. Ziel ist es, möglichst viele unterschiedliche PHF aus wenigen
Kohlenstoffquellen herstellen zu können. Auch die in vitro Synthese von PHF mit Hilfe gereinigter
Enzyme wird untersucht.
Im Zuge der Untersuchungen zur Biosynthese von PHF wurde mit den Polythioestern neben anderen
schwefelhaltigen PHFs eine neue Klasse von Biopolymeren entdeckt. Die Synthese dieser Polythioester, deren
mikrobieller Abbau und die Materialeigenschaften werden zzt. eingehend untersucht. Dabei wurden intensive
Kooperationen mit dem Institut für Organische Chemie der WWU Münster sowie einer
Arbeitsgruppe an der McGill Universität in Montreal (Canada) durchgeführt.
Einen weiteren Schwerpunkt innerhalb des PHF-Projektes bilden Untersuchungen zur Struktur der bakteriellen
PHF-Einschlüsse sowie die Charakterisierung von Proteinen, die an die Oberfläche dieser
PHF-Einschlüsse gebunden sind. In dem Modellorganismus Ralstonia eutropha, dessen
Genomsequenz durch ein Forschungskonsortium (Genomic) in Göttingen zzt. ermittelt wird und an dem
auch die hiesige Arbeitsgruppe beteiligt ist, wurden bereits mehrere dieser Proteine identifiziert.
Die Untersuchungen zielen auch darauf
ab, nachwachsende Rohstoffe oder davon abgeleitete Verbindungen wie Lävulinsäure und
Biodiesel, Rest- und Abfallstoffe wie z.B. Melasse sowie Braunkohlen in PHF zu überführen, die
als neue, biologisch abbaubare Werkstoffe eingesetzt werden können. In Bioreaktoren bis zu 500 l
Nutzvolumen werden Polymermuster zur Ermittlung der Materialeigenschaften durch hieran interessierte
Kooperationspartner produziert.
Ein durch das BML unterstütztes Projekt mit Pflanzengenetikern, die Gene für PHF-Biosynthese
aus Bakterien zur Verfügung gestellt bekamen, wurde im Berichtszeitraum abgeschlossen. Es ist
gelungen, transgene Kulturpflanzen zu erzeugen, die zur Synthese von PHF befähigt sind.
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen:
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