Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Forschungsbericht 2001-2002
 
Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft

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Geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. Armin Bernhard
 
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Forschungsschwerpunkte 2001 - 2002

Fachbereich 06 - Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften
Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft
Didaktik/Bildungsgangforschung


Bildungsgangforschung

Die Projekte der Bildungsgangforschung betreffen im Augenblick unter anderem Kooperationen

  1. mit Jugendlichen und Sozialarbeitern/Sozialpädagogen unterschiedlicher ('einheimischer' oder 'eingewanderter') Herkunft beziehungsweise in Interaktion mit Lehrern, die aus verschiedenen Schulformen (Berufskolleg, Gymnasium, Gesamtschule, Hauptschule) heraus operieren;
  2. mit Straßen-, Brennpunkt- und anderen Sozialarbeitern verschiedener Nationen (Frankreich, Großbritannien, Deutschland) und verschiedener Migrationsgeschichten (black professionalists, maghrebinische animateurs interculturels, türkischstämmige Kiezarbeiter),
  3. schließlich mit Studierenden und (Jung-)Dozenten der Pädagogik/Erziehungswissenschaft.

Der 'Gehalt' der Bildungsgangforschung muss sich übergreifend in einer geschichtlichen Konstellation bewähren, in der das Scheitern des Projekts 'allgemeiner Bildung' (gedacht als gattungsgeschichtlicher, humanisierender Fortschritt) nicht nur als defaitistische sondern auch als realistische Ausgangsbasis für eine (Wieder-)Eröffnung von subjektiven und objektiven Geschichten genutzt wird, die ohne traditionelle Zielvorstellung einer ständigen Höherentwicklung der Gattung auskommen müssen. Pragmatisch geht es der Bildungsgangforschung, kurz zusammengefasst, darum, alle Teilnehmer (Forscher inklusive) bei der (immer nur partiellen) Übernahme ihrer persönlichen, pädagogischen und professionellen, aber auch ihrer gesellschaftlichen Geschichte beziehungsweise angesichts des Scheiterns dieser Bemühungen behilflich zu sein. Die Methode der Bildungsgangforschung vollzieht sich über die Inter-Aktion, Inter-Pretation sowie Inter-Vention mit Lebens- und Lernprozessen wirklicher Menschen und Menschengruppen, die zwischen dem Allgemeinen als Besonderem (exemplarischer Bildung) und dem Besonderen als unterlaufende (Halb-, Ersatz-, Schein-)Bildung oszillieren. Anhand solcher prägnanter Prozesse kann erwiesen werden, dass die menschheitliche Bildung bislang ungenügend interpretiert wurde. Wir sprechen von Bildungsgängen deshalb, weil die herkömmliche pädagogische Bildungstheorie der empirisch-sozialwissenschaftlichen Ergänzung, die psychologischen Lern- und Entwicklungstheorien der Einbettung in umfassendere individuelle und kollektive Bildungsprozesse und die soziologischen Ansätze der Sozialisationsforschung der pädagogisch-praktischen Vervollständigung bedürfen. Dabei beziehen sich diese Weiterungen nicht nur auf einen umfassenderen, wirklichkeitsmächtigeren Bildungsbegriff. Vielmehr stellen sie Bildungsbegriff und Bildungswirklichkeit darüber hinaus in den Interaktionszusammenhang zwischen Menschen und Institutionen sowie in die Verhältnisse zu Gruppen und Gesellschaften ein.

Beteiligte Wissenschaftler:

H. Kordes, N. Nagie, S. Krönchen, Ü. Polat, W. Balster, A. Kreutzer, M. Kühn, W. Hartig; J. Demorgon, M.N. Carpentier

Veröffentlichungen:

Kordes, H.: Such- und Probebewegungen in einer Vielfalt, Zwiespalt und Widerstreit teilenden Weltgesellschaft. In: Nagie, N.: Interkulturelle Bildungsgänge, Münster 2001

Kordes, H.: Eine Methode der Bildungsgangforschung am Beispiel der Begleitforschung interkultureller Bildungsgänge. Schriften der Bildungsgangforschung, Nr. 12, Münster 2000

Kordes, H.: Perspektiven einer interkulturellen, infrareligiösen und glokalen Begleitforschung der Such- und Probebewegungen muslimischer Gesellschaftsmitglieder. In: Alacacioglu, H.: Deutsche Heimat Islam. Münster 2000, S. 103 - 122

 
 

Hans-Joachim Peter
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Datum: 2003-09-08 ---- 2003-09-18