Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Forschungsbericht 2001-2002
 
Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin

Albert-Schweitzer-Str. 33
48149 Münster
Direktor: Prof. Dr. Dr. Otmar Schober
 
Tel. (0251) 83-47362
Fax: (0251) 83-47363
e-mail: nuklear@uni-muenster.de
www: http://medweb.uni-muenster.de/institute/nuklear/
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Forschungsschwerpunkte 2001 - 2002

Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät
Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin


Neurologie

Epilepsie:
Seit 1995 werden Patienten mit erstmals aufgetretener kryptogener fokaler Epilepsie mit verschiedenen nuklearmedizinischen Verfahren untersucht. Die hierbei eingesetzten Methoden wurden international bislang nur für die Diagnostik des anfallsauslösenden Herdes im Rahmen der Operationsvorbereitung bei solchen Epilepsien eingesetzt, bei denen mit Medikamenten eine befriedigende Anfallseinstellung nicht erzielt werden konnte. Die in Münster untersuchte Patientengruppe unterscheidet sich hiervon wesentlich. Erstmals wurden Patienten in früheren Stadien einer fokalen Epilepsie gezielt nuklearmedizinisch untersucht. Ähnlich wie auch in der präoperativen Diagnostik erwies sich die Positronen-emissionstomographische Darstellung des regionalen cerebralen Glukosestoffwechsels als aussichtsreichstes Verfahren für die Diagnostik dieser Patienten. Bei mehr als einem Drittel der Patienten mit nicht-therapierefraktärer Epilepsie finden sich trotz normaler Kernspintomographie bereits mehr oder weniger ausgeprägte Stoffwechselveränderungen in einem Temporallappen. Dies wird nicht selten sogar zum Zeitpunkt der Erstdiagnose festgestellt, wenn also erst wenige Anfälle stattgefunden haben. Durch dieses Ergebnis wird die Hypothese unterstützt, dass bereits vor oder zumindest mit Eintreten von Anfällen eine funktionelle Schädigung des anfallsauslösenden Areals vorliegt und diese somit nicht nur Ausdruck einer Schädigung durch die Anfälle selbst ist. Da es aber mit zunehmender Anfallszahl im Laufe eines Lebens zu einer stärkeren Ausprägung des Hypometabolismus kommt, kann angenommen werden, dass die fortgesetzte Anfallsaktivität zu einer weiteren Störung des Temporallappens führt.

Zwischenzeitlich liegen auch Ergebnisse des klinischen Verlaufes dieser Patientengruppe vor. Es zeigt sich, dass ein Stoffwechseldefekt bereits früh im Krankheitsverlauf auf ein mögliches Versagen der antiepileptischen Medikation hindeutet. Die Positronen-Emissionstomographie kann somit dienlich sein, Patienten frühzeitig einer operativen Therapie zuzuführen. Hierbei ist offensichtlich die temporo-mesiale Stoffwechselintensität von größerer Bedeutung als die temporolaterale.

Hirntumoren:
Mit Hilfe der Iod-123-markierten Aminosäure IMT wurden Einzelphotonen-emissionstomographische Aufnahmen des Gehirns von Patienten mit Hirntumoren angefertigt. Es konnte gezeigt werden, dass anhand der Aminosäure-Aufnahme von Hirntumoren besonders dann ein diagnostischer Zugewinn zu erwarten ist, wenn die Ergebnisse anderer Verfahren wie der Thallium-Szintigraphie bei der Befundung berücksichtigt werden. Die anfangs gehegten Erwartungen, die Intensität der Aminosäure-Anreicherung sei für eine nichtinvasive Graduierung der Tumoren geeignet, kann durch die aktuelle Datenlage nicht mehr aufrecht erhalten werden. Insbesondere erbringt die Speicherintensität von Aminosäuren keinen Informationszuwachs, wenn eine differenzierte neuroradiologische Bewertung unter Zuhilfenahme der Kernspintomographie bereits vorliegt. Dennoch wurde gezeigt, dass der Nachweis einer Aminosäure-Aufnahme sowohl in der Primärtumorsituation als auch bei Verdacht auf Tumorrezidiv mit einer schlechteren Prognose der Patienten assoziiert ist.

Als neues Verfahren wurde die Aminosäure-PET mit Fluor-Ethyl-Tyrosin (FET) eingeführt. Erste Auswertungen deuten auf eine vergleichbare biologische Aussage des Verfahrens bei deutlich besserer technischer Qualität hin, die neue Anwendungen erlaubt. Auch liegen erste Ergebnisse für die Untersuchung experimenteller Hirntumoren im Tiermodell unter Verwendung des neuen Tier-PET vor. Hier erweist sich die Glucose-PET als aussichtsreiches Verfahren für die nicht-invasive Therapiekontrolle

Aktivierungs-Studien:
In Kooperation mit mehreren Kliniken werden mit Hilfe der Wasser-PET Studien zur zerebralen Repräsentation unterschiedlicher Hirnleistungen durchgeführt.

Kooperationen:
Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie, Univ.-Prof. Dr. H. Wassmann
(E-Mail: neuroch@uni-muenster.de)

Klinik und Poliklinik für Neurologie, Univ.-Prof. Dr. E.B. Ringelstein
( E-Mail: neurologie@uni-muenster.de)

Institut für Neuropathologie, Univ.-Prof. Dr. W. Paulus
(E-Mail: werner.paulus@uni-muenster.de)

Institut für Reproduktionsmedizin, Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. Eberhard Nieschlag, FRCP
(E-Mail: nieschl@uni-muenster.de)

Klinik und Poliklinik für Kinderheilkunde, Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, Univ.-Prof. Dr. H. Jürgens
(eMail: paedonc@uni-muenster.de)

Klinik und Poliklinik für Kinderheilkunde, Neuropädiatrie, Univ.-Prof. Dr. G. Kurlemann
(eMail: kurlemg@uni-muenster.de)

Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. Gereon Heuft,
(E-Mail: psychosomatik@mednet.uni-muenster.de)

Beteiligte Wissenschaftler:

Prof. Dr. Dr. O. Schober, PD Dr. M. Weckesser, PD Dr. P. Matheja, PD Dr. C. Franzius, PD Dr. B. Riemann, Dr. J. Löttgen, Prof. Dr. T. Kuwert, Dr. K. Kopka, Prof. Dr. J. Sciuk

Veröffentlichungen:

Matheja P, Weckesser M, Rickert C, Franzius C, Palkovic S, Riemann B, Schober O. I-123-iodo-L-alpha-methyl tyrosine SPECT in non-parenchymal brain tumors. Nuklearmedizin. 2002; 4: 191-196.

Matheja P, Weckesser M, Debus O, Franzius C, Löttgen J, Schober O, Kurlemann G. Moyamoya Syndrome: ECD SPECT after EEG Controlled Hyperventilation Demonstrates Impaired Hemodynamics. Nuklearmedizin. 2002; 41: 42-46.

Riemann B, Papke K, Hoess N, Kuwert T, Weckesser M, Matheja P, Wassmann H, Heindel W, Schober O. Non-invasive Grading of Untreated Gliomas: A Comparative Study Using MRI and 123I-IMT SPECT. Radiology. 2002;225: 567-574.

Weckesser M, Matheja P, Schwarzrock A, Rickert CH, Sträter R, Palkovic S, Riemann B, Kopka K, Lüdemann P, Paulus W, Wassmann H, Schober O. Prognostic significance of amino acid transport imaging in patients with brain tumors. Neurosurgery 2002; 50: 958-65.

Franzius C, Kopka K, van Valen F, Eckervogt V, Riemann B, Sciuk J, Schober O. Characterisation of 3-[I-123]iodo-L-alpha-methyl tyrosine ([I-123]IMT) transport into human Ewing's sarcoma cells in vitro. Nucl Med Biol. 2001; 28: 123-128.

Kopka K, Stögbauer F, Riemann B, Winters S, Weckesser M, Ringelstein EB, Schober O. Characterisation of 3[123I]iodo-I-a-methyl tyrosine transport in astrocytes of neonantal rats. J Neuro Chem. 2001; 76: 97-104.

Matheja P, Kuwert T, Lüdemann P, Weckesser M, Schuierer G, Diehl B, Ringelstein B, Schober O. Temporal hypometabolism at the onset of cryptogenic partial epilepsy. Eur J Nucl Med 2001; 28: 625-632.

Matheja P, Luedemann P, Kuwert T, Weckesser M, Kellinghaus C, Weitemeyer L, Diehl B, Schuierer G, Ringelstein EB, Schober O. Disturbed Benzodiazepine receptor function at the onset of temporal lobe epilepsy. J Neurol. 2001; 248: 585-591.

Weckesser M, Matheja P, Rickert CH, Sträter R, Palkovic S, Löttgen J, Kurlemann G, Paulus W, Wassmann H, Schober O. High uptake of 3-I-123-iodo-alpha-methyl tyrosine in pilocytic astrocytomas. Eur J Nucl Med 2001; 28: 273-281.

Zitzmann M, Weckesser M, Schober O, Nieschlag E. Changes in cerebral glucose metabolism and visuospatial capability in hypogonadal males under testosterone substitution therapy. Exp Clin Endocrinol Diabetes 2001; 109: 302-304.

Matheja P, Schober O. 123I-IMT SPET: introducing another research tool into clinical neuro-oncology? Eur J Nucl Med. 2001; 28: 1-4.

 
 

Hans-Joachim Peter
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Datum: 2004-02-02