Forschungsbericht 1999-2000   
WWU-Logo Sonderforschungsbereich 231
Träger, Felder, Formen pragmatischer
Schriftlichkeit im Mittelalter

Salzstr. 41
48143 Münster
Tel. (0251) 83-2 79 13
Fax: (0251) 83-2 79 11
e-mail: SFB231@uni-muenster.de
WWW: http://www.uni-muenster.de/MittelalterSchriftlichkeit

Sprecherin: Prof. Dr. Christel Meier-Staubach

 
 
 
[Pfeile  gelb] Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Sonderforschungsbereiche
Sonderforschungsbereich 231: Träger, Felder, Formen pragmatischer Schriftlichkeit im Mittelalter
Teilprojekt K/Prof. Dr. Dr. h.c. Arnold Angenendt
 


"Gezählte Frömmigkeit".
Schriftlichkeit als Instrument der Absicherung und Beförderung
des Zählens von Frömmigkeitsakten

Im Anschluß an die geleisteten Arbeiten zur Typologie des Zählens von Frömmigkeitsakten und dessen schriftgebundenen Medien konnte die unter systematischen Gesichtspunkten erfolgte Auswertung der Ergebnisse bis zum Jahr 1999 weiter vorangetrieben werden.

Die im Projekt erarbeiteten Studien zu Buße, Almosen, Eucharistie und Gebet belegen über die bisherigen Ergebnisse hinaus, wie sehr der Einsatz von Schriftlichkeit während des Frühmittelalters vor allem im Dienste der kultischen Reinheit stand, während in hoch- und spätmittelalterlicher Zeit zunehmend das ethische Reinheitsdenken an Einfluß gewann. Eine ähnliche entwicklungsgeschichtliche Linie läßt sich unter den Gesichtspunkten "Veräußerlichung" und "Verinnerlichung" nachzeichnen: Im Frühmittelalter propagierte man mittels des Einsatzes von Schriftlichkeit vor allem eine dem äußeren Ausgleichsdenken, dem kosmischen Gleichgewicht von Gabe und Gegengabe verpflichtete Frömmigkeit, wohingegen pragmatische Schriftlichkeit im späten Mittelalter zunehmend der Anleitung von Verinnerlichung diente. Somit konnte der Einsatz der Schriftlichkeit im Mittelalter zum einen der Verbreitung von Logiken dienen, wie sie eigentlich oralen Kulturen eigen sind; zum anderen war der Rückgriff auf Literalität im Mittelalter von dem Bemühen motiviert, Gedankengut zu verbreiten, wie es vornehmlich Hochreligionen eigen ist.

Beteiligte Wissenschaftler:

Prof. Dr. Dr. h.c. A. Angenendt (Leiter), Th. Braucks, Dipl.-Theol. R. Busch, Dr. Th. Lentes, Prof. Dr. H. Lutterbach

Veröffentlichungen:

Angenendt, A.: Geschichte der Religiosität im Mittelalter, Darmstadt 22000

--,: Grab und Schrift, in: Hagen Keller - Christel Meier - Thomas Scharff (Hg.), Schriftlichkeit und Lebenspraxis im Mittelalter. Erfassen, Bewahren, Verändern (Münstersche Mittelalter-Schriften 76), München 1999, S. 10-23

--,: Das Grab als Haus des Toten. Religionsgeschichtlich - christlich - mittelalterlich, in: W. Maier - W. Schmid - M. V. Schwarz (Hgg.), Grabmäler. Tendenzen der Forschung an Beispielen aus Mittelalter und früher Neuzeit, Berlin 2000, 11-29

--,: Revolution in der Religion, in: Johannes Fried (Hg.), Sammelband des Sonderforschungsbereichs/Forschungskollegs "Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel" in Frankfurt (im Druck)

--,: Welt- und Personverständnis in christlicher Auffassung. Grenzen und Entgrenzungen (Aufsatz im Druck)

-- u.a.: Gezählte Frömmigkeit, in: Frühmittelalterliche Studien 29 (1995), S. 1-71

Lentes, Th.: Andacht und Gebärde. Das religiöse Ausdrucksverhalten, in: B. Jussen - C. Koslofsky (Hgg.), Kulturelle Reformation. Sinnformation im Umbruch 1400-1600, Göttingen 1999, S. 29-67

--,: Text des Kanons und Heiliger Text. Der Psalter im Mittelalter, in: E. Zenger (Hg.), Der Psalter in Judentum und Christentum, Freiburg - Basel - Wien 1998, S. 323-354

--,: Auf der Suche nach dem Ort des Gedächtnisses, in: K. Krüger - A. Nova (Hgg.), Imagination und Wirklichkeit. Zum Verhältnis von mentalen und realen Bildern in der frühen Neuzeit, Mainz 2000, S. 1-35

Lutterbach, H.: Sexualität im Mittelalter. Eine Kulturstudie anhand von Bußbüchern des 6. bis 12. Jahrhunderts (Archiv für Kulturgeschichte, Beihefte 43), Köln - Weimar 1999

--,: Art. Sexualität. III. Historisch-theologisch, in: LThK 9 (32000), Sp. 516-518

--,: Abaelards Lebensregel für Klosterfrauen. Zum Umgang mit fundierenden Texten, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige, 1999

 
 
[Startseite (Rektorat)] [Inhaltsverzeichnis] [vorherige Seite] [nächste Seite]

Hans-Joachim Peter
EMail: vdv12@uni-muenster.de
HTML-Einrichtung: Izabela Klak
Informationskennung: FO31AF01
Datum: 2001-10-17 ---- 2001-11-29