Forschungsbericht 1997-98 | |
Sonderforschungsbereich 293
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Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Sonderforschungsbereiche Sonderforschungsbereich 293 Biochemie | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Teilprojekt A5 (Galla): Migration von immunkompetenten Zellen über die Blut-Hirn-Schranke in vitro
Stand der Erkenntnis bei der Antragstellung und Ausgangsfragestellung
Angewandte Methoden
Ergebnisse und ihre Bedeutung
Entzündungsreaktionen an der
Blut-Hirn-Schranke in vitro
Ziel der bisherigen Arbeiten war es, ein in vitro-Modell der
Blut-Hirn-Schranke zu entwickeln und zu charakterisieren, welches in Folgeexperimenten als
Grundlage für funktionale Studien dienen sollte. Vor diesem Hintergrund wurden
zunächst die cerebralen Kapillarendothelzellen, deren Kultur aus Schweinehirn in der
Arbeitsgruppe bereits etabliert war, näher analysiert. Schwerpunktmäßig
sollten auf der Seite des Endothels die Zelladhäsionsmoleküle analysiert werden,
die in einer Kaskade von Ereignissen die Adhäsion und Transmigration von Leukocyten
und Lymphocyten ermöglichen [Springer, T.A. (1995) Annu. Rev. Physiol. 57,
827 - 72]. Meilensteine der bisherigen Arbeit waren der Nachweis der wichtigsten
entzündungsrelevanten Zelladhäsionsmoleküle, Untersuchungen ihrer
Regulation durch Entzündungsmediatoren, sowie die Klärung der zellulären
Lokalisation. Da im Verlauf von Entzündungsreaktionen mit der Expression endothelialer
Adhäsionsmoleküle und Einwanderung von Entzündungszellen in vitro eine
erhöhte Permeabilität der Endothelzellen einhergeht, wurde weiterhin die Wirkung
verschiedener Entzündungsmediatoren auf die Ionen-Permeabilität der cerebralen
Endothelzellen untersucht. Dabei wurde festgestellt, daß einzelne Mediatoren wie
Tumornekrosfaktor-a (TNFa)
konzentrationsabhängig die Permeabilität für Ionen stark erhöhen.
Neben der künstlichen Induktion entzündungsbedingter Eigenschaften des
cerebralen Endothels sollte auch deren Inhibition erreicht werden, um eine weitergehende
Regulation des Entzündungszustandes in vitro zu ermöglichen. Dies konnte durch
Corticoide erzielt werden, die sowohl die Expression der Zelladhäsionsmoleküle
inhibieren, als auch der Cytokininduzierten Ionen-Permeabilität entgegenwirken, wobei
letzterer Effekt nicht entzündungsspezifisch, sondern eher allgemeiner Art [Hoheisel
et al. 1998] ist. Nach dieser Charakterisierung der Entzündungsreaktionen wurden
erste funktionelle Studien zur Extravasation von Entzündungszellen über die
Blut-Hirn-Schranken-Endothels in vitro durchgeführt. Hierzu wurden zunächst
Lymphocyten sowohl aus Schweineblut als auch aus Lymphknoten isoliert und charakterisiert.
Während aus dem Blut die gesamte Lymphocyten-Fraktion eingesetzt wurde, dienten die
Lymphocyten der Lymphknoten zur Gewinnung reiner CD4+-T-Zell-Kulturen. Mit den
unterschiedlichen Lymphocytenpopulationen konnten erste Transmigrationsexperimente an
Monoschichten aus cerebralen Kapillarendothelzellen, welche auf großporigen Filtern
kultiviert wurden, durchgeführt werden. Erste Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin,
daß die Transmigrationsrate unabhängig von der Aktivierung des Endothels, jedoch
abhängig vom Aktivierungszustand der Lymphocyten ist. Dieses vorläufige
Ergebnis geht mit der bekannten Beobachtung einher, daß in das Gehirn lediglich
aktivierte, nicht aber naive Lymphocyten einwandern können [Wekerle et al.
(1986), Trends Neurosci. 9, 221 - 227].
Analyse der
Zelladhäsionsmoleküle cerebraler Kapillarendothelzellen
Nachweis von Zelladhäsionsmolekülen durch Western Blot Nach Induktion durch den
Tumornekrosefaktor-a gelang der Nachweis der wichtigsten
entzündungsrelevanten Zelladhäsionsmoleküle durch Western Blot.
Exprimiert werden von den kultivierten cerebralen Kapillarendothelzellen die
Adhäsionsmoleküle E-Selektin, VCAM-1, ICAM-1 und PECAM-1. Der
Einfluß von Cytokinen und Serum auf die Expression der
Zelladhäsionsmoleküle. Um die Regulation der Oberflächen-Expression der
Adhäsionsmoleküle studieren zu können, wurde zunächst ein
Zelloberflächen-ELISA entwickelt. Da die Epitope der
Zell-adhäsionsmoleküle durch jegliche Fixierung zerstört wurden, gelang die
Durch-führung des ELISA erst, nachdem die Endothelzellen vor Gabe der
Adhäsionsmolekülspezifischen Antikörper statt einer Fixierung lediglich auf
4°C abgekühlt wurden. Die Zelloberflächen-ELISAs zeigten eine
Induzierbarkeit des E-Selektin, VCAM-1 und ICAM-1 mit Tumornekrosefaktor-a auf. Dabei entsprach die Kinetik der Expression an der
Zelloberfläche dem bekannten Muster mit einer maximalen Expression des E-Selektin,
VCAM-1 und ICAM-1 nach 4 h, 8 - 16 h bzw. 24 h. Neben
dem Tumornekrosefaktor-a wurden auch die humanen,
rekombinanten Cytokine Interferon-g, Interleukin-1b und Interleukin-4 auf ihre Induktionsfähigkeit untersucht. Es
zeigten sich jedoch bei keinem dieser Cytokine Auswirkungen auf die Expression von
Zelladhäsionsmolekülen. Hierbei ist zu bemerken, daß die generelle
Kreuzreaktivität dieser humanen rekombinanten Moleküle auf das porcine System
auch nach anderen Studien in Frage gestellt wurde [Batten et al. (1996) Immunol. 87,
127 - 33]. Cytokine aus Schwein sind jedoch kommerziell nicht erhältlich.
Die Untersuchungen mit dem Zelloberflächen-ELISA zeigten weiterhin, daß die
Zelladhäsionsmoleküle E-Selektin, VCAM-1 und ICAM-1 neben dem
Tumornekrosefaktor-a auch durch das den Kulturen
üblicherweise zugesetzte Serum induziert werden. Dabei entspricht die Expressionskinetik
dem bereits beschriebenen zeitlichen Verlauf. Da denkbar ist, daß im verwendeten
Ochsenserum Antikörper existieren, die mit den porcinen Endothelzell-Oberflächen
kreuzreagieren und so den entzündungsfördernden Effekt des Serums durch
Anlagerung von Immunkomplexen mit anschließender Komplementaktivierung
hervorrufen, wurde das Serum einer Hitzebehandlung ausgesetzt. Durch die
Hitzeinstabilität verschiedener Komplement-Komponenten wäre dieser
Aktivierungsweg nach der Hitzeinaktivierung des Serums ausgeschaltet, was auch
tatsächlich beobachtet wurde. Die Expression des PECAM-1 erfolgte konstitutiv auf
hohem Niveau und wurde weder durch Cytokine, noch durch Serum beeinflußt. Die
Lokalisation der Zelladhäsionsmoleküle Neben Western Blot und
Zelloberflächen-ELISA wurden die Zelladhäsionsmoleküle E-Selektin,
VCAM-1, ICAM-1 und PECAM-1 durch indirekte Immunfluoreszenzen nachgewiesen. Es
konnte gezeigt werden, daß alle genannten Adhäsionsmoleküle
membranständig sind, wobei das PECAM-1 sich verstärkt an den
Zell-Zell-Kontakten befindet. Weitergehende Untersuchungen mit der konfokalen
Laser-Scanning-Mikroskopie erlaubten bei den intensiven Fluoreszenzbildern des E-Selektin
und des PECAM-1 die Aufnahme von vertikalen Schnittbildern durch einzelne Zellen. Diese
zeigten sowohl beim PECAM-1, als auch bei E-Selektin eine unpolare Verteilung mit sowohl
apikaler, als auch basolateraler Lokalisation. Der Einfluß von Cytokinen und Serum auf
die Expression und Lokalisation des ZO-1 Neben der Wirkung auf die
Zelladhäsionsmoleküle wurde auch der Effekt von Entzündungsmediatoren
auf die Ausbildung der tight junctions untersucht, die sich bei dem cerebralen
Kapillarendothelzellen durch eine besonders komplexe Struktur auszeichnen, und dadurch die
molekulare Basis der geringen Permeabilität der Blut-Hirn-Schranke bilden. Hierzu
wurden neben den im nächsten Abschnitt dargestellten Messungen des transendothelialen
Widerstandes auch die Expression und Lokalisation des tight junction-assoziierten
Moleküls ZO-1 nach Applikation von Cytokinen oder nicht-hitzeinaktivierten Serum
mittels der indirekten Immunfluoreszenz untersucht. In keinem Fall ergab sich eine
Veränderung der starken, auf die Zell-Zell-Kontakte beschränkten Lokalisation des
ZO-1.
Der Einfluß von Cytokinen und Serum auf den transendothelialen
Widerstand
Die Erhöhung der Permeabilität des Endothels stellt bei
Entzündungsreaktionen in vivo neben der Expression spezifischer
Oberflächenmoleküle eine zweite weitreichende Veränderung dar. Um diese
Effekte in vitro zu studieren, wurde als leicht meßbarer Parameter der transendotheliale
Widerstand (TER) bestimmt, der eine Aussage über die Ionenpermeabilität von
Monoschichten cerebraler Kapillarendothelzellen erlaubt. Die Messung des TER erfolgte mit der
Impedanzspektroskopie, die durch das Meßprinzip und die technische Ausführung
der Elektroden eine hohe Meßgenauigkeit erzielt (vergl. 3.2). Der transendotheliale
Widerstand im Kulturverlauf Zunächst wurde der TER unter den üblicherweise
angewendeten Kulturbedingungen (Medium M 199 mit 10 % hitzeinaktiviertem
Serum) bestimmt. Der Verlauf des TER zeigt dabei einen Anstieg von ca. 50 W x cm2 am 6. Kulturtag (einem Tag nach Aussaat
der Endothelzellen auf Filtern) bis zu einem Maximum von etwa
150 - 200 W x cm2 am 8.
Bis 9. Tag. Danach fällt der TER wieder ab und erreicht ca. 50 W x cm2 am 12. Kulturtag. Der Einfluß von
Cytokinen auf den TER Zur Untersuchung des Einflusses von Cytokinen auf den TER wurden
dem Kulturmedium am 7. oder 8. Kulturtag die humanen, rekombinanten Cytokine
Tumornekrosefaktor-a, Interferon-g
oder Interleukin-4 in Konzentrationen von 10 - 1000 U/ml sowie humanes,
rekombinantes Interleukin-1b in einer Konzentration von
1 - 100 U/ml zugeführt. Die Wirkung des Tumornekrosefaktor-a bestand in Konzentrationsbereich von
10 - 100 U/ml in einer reversiblen TER-Absenkung (bis zu 30 % nach
4 h) während 1000 U/ml Tumornekrosefaktor-a zu einem irreversiblen TER-Abfall um bis zu 50 %
nach 24 h führen. Die weiteren humanen, rekombinanten Cytokine zeigten
keinen Effekt (zur Frage der Kreuzreaktivität s. Kap. 1). Die beschriebenen Wirkungen
der Cytokine auf den TER zeigten sich in gleicher Weise auch bei den Kulturen cerebraler
Kapillarendothelzellen mit sehr hohem TER (400 - 1000 W x cm2 am 7. und 8. Kulturtag), die in dem Medium DMEM /
HAMïs F12 mit Zusatz von Hydrocortison, Insulin und dem Wachstumsfaktor EGF erreicht
werden konnten. Der Einfluß von Serum auf den TER Da neben den Cytokinen auch
Ochsenserum zu einer Induktion der Zelladhäsionsmoleküle führte, wurde
dessen Wirkung auf den TER ebenfalls näher untersucht. Ausgehend von
standardmäßig kultivierten Endothelzellen mit dem Medium M199 mit 10 %
hitzeinaktiviertem Serum konnte gezeigt werden, daß ein Wechsel des Kultur-mediums zu
normalem Serum einen TER-Abfall von ca. 30 W x cm2 (ca. 15 %) führte. Eine
ähnliche Wirkung des normalen Serums gegenüber hitzeinaktiviertem Serum
konnte an hochohmigen Endothelzellmonschichten, kultiviert mit DMEM/HAMïs F12 mit
Hydrocortison, Insulin und EGF gezeigt werden. Bei diesem Experiment erfolgte eine Zugabe
von normalem oder hitzeinaktiviertem Serum, die in beiden Fällen zu einem starken
Abfall des TER um ca. 150 W x cm2
(~50 %) führte, der bereits als genereller Effekt des Serums bekannt war (Hoheisel
et al., 1998). Im Vergleich zum hitzeinaktivierten Serum bewirkt das nicht inaktivierte
Serum jedoch einen TER-Abfall um weitere 30 - 50 W x cm2. Die in den hier geschilderten Arbeiten erlangten
Erkenntnisse über die entzündungsfördernde Wirkung von normalem Serum
führten zu den mittlerweile standardmäßig angewandten Kulturbedingungen
mit hitzeinaktiviertem statt normalem Serum, wodurch überhaupt erst Untersuchungen zur
Wirkung anderer inflammatorischer Mediatoren möglich wurden. Der Einfluß von
Corticoiden auf die Expression von Zelladhäsionsmolekülen Corticoide, wie
Hydrocortison oder Dexamethason, üben eine entzündungshemmende Wirkung aus
und werden auch in der Medizin bei einer Vielzahl von Krankheitsbildern eingesetzt. Bekannt
ist, daß die Wirkung allgemein rezeptorvermittelt auf der Transkriptionsebene erfolgt,
wenngleich es über die Wirkung auf das vaskuläre Endothel nur wenige
Erkenntnisse über potentielle Zielproteine gibt. Zur Untersuchung des
antiinflammatorischen Effektes von Corticoiden auf die cerebralen Kapillarendothelzellen wurde
zunächst deren Wirkung auf die Expression der Adhäsionsmoleküle mit
Hilfe des Zelloberflächen-ELISA untersucht. Dabei konnte gezeigt werden, daß bei
gleichzeitiger Applikation von Hydrocortison oder Dexamethason (je 550 nM) mit
Tumornekrosefaktor-a oder nicht-aktiviertem Serum die
Expression des E-Selektin und des ICAM-1 um 30 - 50 % inhibiert wurden.
Der Einfluß von Corticoiden auf den TER Neben der Überprüfung der
Wirkung von Corticoiden auf die Expression der Adhäsionsmoleküle wurde auch
deren Effekt auf den TER untersucht. Zeitgleich zur Gabe des TER-senkenden Cytokins
Tumornekrosefaktor-a wurde Hydrocortison appliziert. Dadurch
erhöhte sich der TER um 80 - 100 %. Dieser Anstieg war
unabhängig von der Konzentration an Tumornekrosefaktor-a (0 - 1000 U/ml) zu beobachten, so daß die
Differenzen zwischen den TER, die sich nach Zugabe unterschiedlicher Konzentration an
Tumornekrosefaktor-a ergaben (s. Kap. 2) weiterhin bestehen
bleiben. Ein analoger Effekt des Hydrocortisons konnte bei der Umstellung des Kulturmediums
auf nichtinaktiviertes Serum ( s. Kap. 2) mit gleichzeitiger Zugabe von Hydrocortison gefunden
werden. Diese Ergebnisse legen den Schluß nahe, daß Hydrocortison generell zu
einer Erhöhung des TER der kultivierten cerebralen Kapillarendothelzellen führt,
wobei bestehende Unterscheide zwischen den TER von Endothelzellen mit unterschiedlichem
Grad nicht nivelliert werden. Zusammenfassend ist Hydrocortison in seiner Wirkung auf das
cerebrale Endothel als ein Gegenspieler des Tumornekrosefaktor-a zu betrachten, der in einer spezifischen antiinflammtorischen Wirkung
die Expression von Adhäsionsmolekülen inhibiert und über einen generellen,
nicht entzündungsspezifischen Weg zu einer Erhöhung des transendothelialen
Widerstandes führt.
Transmigrationsstudien
Isolierung und Charakterisierung porciner Lymphocyten Nach der Charakterisierung endothelialer
Adhäsionsmoleküle und Studien zu den Effekten entzündungswirksamer und
antiinflammtorischer Mediatoren wurden erste funktionelle Studien zur Transmigration von
Lymphocyten durchgeführt. Da von einem allogenen Kokulturmodell ausgegangen
werden sollte, um eine optimale Wechselwirkung endothelialer und leukocytärer
Adhäsionsmoleküle sicherzustellen, mußten neben den cerebralen
Kapillarendothelzellen auch die Lymphocyten aus Schwein gewonnen werden. Hierzu wurde
zunächst die Lymphocytenfraktion aus Vollblut frisch geschlachteter Tiere isoliert und
charakterisiert. Die Isolierung glang mit Hilfe zweier Dichtegradientenzentrifugationen, wobei
ein diskontinuierlicher Ficollgradient der Isolierung der mononukleären Zellen diente und
ein sich anschließender kontinuierlicher Percollgradient die Isolierung einer
Lymphocytenfraktion und die Abtrennung einer Monocytenfraktion erlaubte. Die Analyse der
Lymphocytenfraktion mit Hilfe des FACS (Fluorescenceactivated cell-sorter) ergab, daß
noch Fremdzellen in Form von Monocyten und Granulocyten vorhanden waren. Mit Hilfe eines
Monocytenspezifischen Antikörpers, der gegen das CD14-analoge Molekül aus
Schwein gerichtet war, konnte ein Monocytenanteil von 9 % ermittelt werden. Eine
weitere Quelle zur Gewinnung von Lymphocyten stellten die Lymphknoten des Halsbereiches
dar. Nach dem Ausspülen der Lymphocyten und Markierung mit einem neu auf dem
Markt befindlichen Antikörper gegen das porcine CD4 (Corezeptor des MHC
II-Komplexes auf T-Helferzellen) konnte mit Hilfe des FACS eine reine Po-pulation an
CD4+-Lymphocyten gewonnen werden. Der Anteil dieser CD4+-positiven Zellen an der
Gesamtpopulation betrug dabei 39 %. Entwicklung eines in vitro-Modells für
Transmigrationsstudien Um die cerebralen Kapillarendothelzellen und die Lymphocyten in
einem gemeinsamen Transmigrationsmodell zusammenführen zu können,
mußten zunächst Vorarbeiten zur Kokultur beider Zelltypen durchgeführt
werden. Zunächst wurde für die Endothelzellen nach einer geeigneten
dreidimensionalen Matrix gesucht, in welche die Lymphocyten nach dem Durchdringen der
Endothel-zell-monoschicht einwandern sollten. Mit Gelantine- oder Collagengelen gelang die
Ausbildung einer Endothelzellmonoschicht nicht. Daher wurden großporige Filter
(8 mm) verwendet, die von den Lymphocyten durchwandert werden können.
Messungen des transendothelialen Widerstandes zeigten, daß auch bei diesen
großporigen Filtern eine intakte Endothelzellmonoschicht ausgebildet wird. Bei
gemeinsamem Kokulturmedium zeigte sich, daß das in der Literatur häufig zitierte
Medium RPMI für die cerebralen Kapillarendothelzellen ungeeignet ist, da die
Ausbildung intakter Endothelzellmonoschichten verhindert wird oder aber der transendotheliale
Widerstand mit 25 - 50 W x cm2 sehr gering ist. Ein hohes Grundniveau bildet
jedoch die Voraussetzung für die Detektion eines möglichen Abfalls des
Widerstandes während der Transmigration von Entzündungszellen. Daher wurde
das Medium M199 verwendet. Die Art des zugesetzten Serums hatte keinen Einfluß auf
die Vitalität der Lymphocyten. Da bekannt war, daß der TER allgemein mit
zunehmender Serumkonzentration abnimmt, die Lymphocyten jedoch eher eine höhere
Serumkonzentration zur Erhaltung ihrer Vitalität benötigen, wurden umfangreiche
Experimente zur Einstellung einer optimalen Serumkonzentration des Kokulturmediums
durchgeführt. Dabei ergab sich eine Konzentration von 5 % hitzeinaktivierten
Ochsenserum, welches am Kulturtag 7 - 9 zu einem hohem TER mit bis zu
180 - 250 W x cm2 führt
und keine verringerte Vitalität der Lymphocyten im Vergleich zu einer
Serumkonzentration von 10 % bewirkt. Transmigration der Lymphocytenfraktion aus
zentralem Schweineblut durch Monoschichten cerebraler Kapillarendothelzellen Bei ersten
Transmigrationsexperimenten mit aufgereinigten Lymphocyten aus zentralem Blut
bewährte sich das zugrunde gelegte Versuchskonzept. Bei Zugabe von
3,3 x 105; Lymphocyten pro cm2 (Verhältnis
Lymphocyten : Endothelzellen = 20 : 1)
durchwanderten etwa 10 % der Zellen innerhalb von 24 h das cerebrale Endothel.
In Kontrollexperimenten mit Filtern ohne Endothelzellen waren es 50 %. Die
Quantifizierung der Lymphocyten erfolgte bei diesen Experimenten über
Fluoreszenzsonden, welche vor Versuchsbeginn in die Zellmembran eingelagert wurden.
Studien zur Wirkung der Lymphocyten auf den transendothelialen Widerstand führten zu
dem Ergebnis, daß die Entzündungszellen den TER konzentrationsabhängig
erniedrigen. Die Absenkung des TER beträgt bei der maximal eingesetzten
Lymphocytenkonzentration von 4 x 105; Zellen pro cm2 nach
6 - 12 h etwa 70 - 80 W x cm2 (ca. 70 - 80 %).
Transmigration von CD4+-Lymphocyten aus Lymphknoten durch Monoschichten cerebraler
Kapillarendothelzellen Analoge Versuche zu den Experimenten mit der Lymphocytenfraktion
aus Blut wurden auch mit Kulturen reiner CD4+-T-Zellen durchgeführt. Dabei betrug die
Transmigrationsrate nach 24 h lediglich 0,1 % und war unabhängig von der
Vorinkubation der Endothelzellen mit den Cytokinen Tumornekrosefaktor-a, Interferon-g, Interleukin-4 oder
Interleukin-1b. Eine Aktivierung der Lymphocyten hingegen mit
den Lektinen Concanavalin A oder Phytohämagglutinin A führte zu einer etwa
300 % erhöhten Transmigration. Die generell geringe Transmigrationsrate der
CD4+-Lymphocyten korreliert mit einer nur geringen Absenkung des TER während des
Transmigrationsprozesses, die nach 6-24 h lediglich 20 W x cm2 (etwa 12 % ) beträgt. Die starke
Tendenz der Lymphocytenfraktion aus Blut zur Transmigration durch das cerebrale Endothel
läßt im Vergleich zu den Befunden mit reinen CD4+-Lymphocyten vermuten,
daß generell unterschiedliche Vorgänge ablaufen. Dabei ist insbesondere zu
beachten, daß die Lymphocytenfraktion aus Blut einen hohen Anteil an Monocyten und
Granulocyten besitzt, wobei allein der Anteil CD14-positiver Monocyten bei 9 % liegt. Es
kann daher noch nicht ausgeschlossen werden, daß bei diesem experimentellen Ansatz
auch die Fremdzellenpopulationen mit für die hohe Transmigrationsrate verantwortlich
sein können. Die hier geschilderten Ergebnisse zur Transmigration CD4-positiver Zellen
weisen deshalb lediglich vorläufigen Charakter auf, da sie statistisch noch nicht
abgesichert sind und noch einige methodische Probleme zu lösen sind. Hierzu zählt
die Quantifizierung transmigrierter Lymphocyten, welche durch die geringe Transmigrationsrate
nicht mehr über die Fluoreszenzmarkierung erfolgen kann (Unterschreitung der
Nachweisgrenze). Daher wurden die Zellen mikroskopisch ausgezählt, wobei sich jedoch
aufgrund von Zellresten der Endothelzellen und möglicherweise auch der Lymphozyten
eine hohe Ungenauigkeit ergab. Weiterhin führte die Aktivierung der Lymphocyten mit
Lektinen teilweise auch zu einer Quervernetzung verschiedener Zellen, wobei die Aggregate
einerseits der Transmigration entzogen werden könnten und andererseits jedoch eine
undefinierte Wirkung auf das Endothel und den TER ausüben könnten.
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Hans-Joachim Peter