Forschungsbericht 1997-98   
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insb. Unternehmensforschung

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Direktor: Prof. Dr. Wolfgang von Zwehl

 
 
 
[Pfeile blau] Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 04 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insb. Unternehmensforschung
Rechnungswesen und Controlling
 


Grundsätze ordnungsmäßiger Prüfungen (GoP)

Prüfungen sind Vergleichshandlungen, mit deren Hilfe ein Urteil über das Maß der Übereinstimmung eines Istobjektes mit einem Sollobjekt getroffen werden soll; bei einfachen Prüfungen geht es dabei um den Soll-Ist-Vergleich der Ausprägungen eines Merkmals, bei komplexen Prüfungen um den entsprechenden Vergleich mehrerer Merkmale. Universitäre Abschlußprüfungen sind besonders komplexe Prüfungen. Sie bedürfen einer sorgfältigen rechtlichen Absicherung, weil sie vielfach die Voraussetzung für die Aufnahme beruflicher Tätigkeiten sind. Deshalb verlangt der Gesetzgeber, daß sie aufgrund von "Prüfungsordnungen abgelegt [werden], die von der Hochschule als Satzung erlassen worden sind". Der Satzungsgeber hat dabei grundsätzlich die Möglichkeit, den Prüfungsprozeß in allen Einzelheiten zu regeln. Die entsprechende Ordnung würde in diesem Fall jedoch äußerst schwer zu lesen und zu handhaben sein; zudem fehlte es ihr an Flexibilität. Deshalb sind Prüfungsordnungen in der Realität durch eine Mischung aus exakten Regelungen und unscharfen Formulierungen gekennzeichnet.

Neben den beiden Arten kodifizierter Regelungen gibt es aber noch ein Tertium, nämlich ungeschriebene Regeln, die bei der Prüfung zu beachten sind. Diese ungeschriebenen Regeln sollen dazu beitragen, daß das Ziel der jeweiligen Prüfung erreicht wird. Sie werden hier unter dem Sammelbegriff "Grundsätze ordnungsmäßiger Prüfungen" (GoP) zusammengefaßt. GoP ergänzen damit die in Gesetzen und Prüfungsordnungen festgelegten prüfungsrelevanten Regelungen und sind somit ihrem Wesen nach selbst ein unbestimmter, auslegungsbedürftiger Rechtsbegriff.

Die Grundsätze ordnungsmäßiger Prüfungen sind damit den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung, die die Kaufleute bei ihrer Buchführung und Rechnungslegung neben den gesetzlichen Bestimmungen beachten müssen, prinzipiell vergleichbar. Anders als die Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung tauchen sie allerdings bislang in rechtlichen Bestimmungen nicht explizit auf. Gleichwohl haben die Menschen, insbesondere solche, die regelmäßig mit Prüfungen zu tun haben, Vorstellungen davon, welche ungeschriebenen Regeln bei Prüfungen zu beachten sind.

Der Begriff der Grundsätze ordnungsmäßiger Prüfungen wurde oben im Kontext universitärer Abschlußprüfungen entwickelt. Tatsächlich aber greifen die GoP viel weiter. Sie müssen vom Grundsatz her für alle Arten von Prüfungen gelten, in denen Menschen daraufhin geprüft werden, ob sie das Ziel der vorangehenden Ausbildung oder Vorbereitung erreicht haben. GoP gelten mithin für Promotionsprüfungen, Diplomprüfungen, Abiturprüfungen, Führerscheinprüfungen, Anglerprüfungen usw. Auf die Art der Prüfung kommt es ebensowenig an wie auf die konkreten Prüfungsinhalte.

Ziel des Projektes war die Entwicklung zentraler Grunsätze ordnugnsmäßige Prüfung. Dabei wurden die Grundsätze ordnungsmäßiger Prüfungen für die aufeinander folgenden Phasen des Prüfungsgeschehens - Vorbereitung, Durchführung sowie Nachbereitung - entwickelt, wobei das Schwergewicht bei den Grundsätzen der Prüfungsdurchführung lag. Es zeigte sich, daß es eine Reihe von Grundsätzen gibt, die - bei durchaus anderen Inhalten - mit denselben Begriffen belegt werden können, wie man sie von den GoB her kennt. Auch Grundsätze der Dokumentation gibt es in beiden Systemen, und zwar mit vielen Gemeinsamkeiten im Detail, aber auch mit einem deutlichen grundlegenden Unterschied: Im Rahmen der GoB ist die Dokumentation notwendige Voraussetzung für die Rechnungslegung, im Rahmen der GoP dagegen allenfalls Folge der Prüfung.

Beteiligter Wissenschaftler:

Prof. Dr. W. v. Zwehl

Veröffentlichungen:

v. Zwehl, W.: Grundsätze ordnungsmäßiger Prüfungen, in: Unternehmensrechnung und -besteuerung, Grundfragen und Entwicklungen, Festschrift fürDietrich Börner zum 65. Geburtstag, hrsg. von Meffert, H. und Krawitz, N., Wiesbaden 1998, S. 711-733.

 
 
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Hans-Joachim Peter
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Datum: 1999-12-22