Anna Monika Lintz (Münster)

Betreuer: Prof. Lohsse


Titel der Dissertation:

fidem frangenti – Zur Entstehung des Rücktrittsrechts in der Dekretistik


Kurzbeschreibung:

Die rechtshistorische Forschung nimmt an, dass die Entwicklung eines allgemeinen außervertraglichen Rücktrittsrechts eine Errungenschaft der Kanonistik sei. Konkret habe der Dekretist Huguccio, der im 12. Jahrhundert in Bologna das Decretum Gratiani kommentierte, den Gedanken fides non est servanda ei qui frangit fidem entwickelt. Darin liege ein Fundament des Rücktrittsrechts, da die Idee zum Ausdruck gebracht werde, die Vertragspflichten seien derart eng verknüpft, dass der Vertragsbruch einer Partei die Vertragslösung der anderen rechtfertige.

In meinem Dissertationsvorhaben hinterfrage ich diesen Forschungsstand. Formulierte Huguccio tatsächlich ein vertragsabstraktes Lösungsrecht?

Dafür stelle ich zunächst den Rechtsgedanken fides non est servanda ei qui frangit fidem kontextualisiert dar, um dann das Decretum Gratiani und die Summa Decretorum des Huguccio zu analysieren. Für die Untersuchung wähle ich einen verflechtungsgeschichtlichen Ansatz, durch den theologische wie juristische Eigenheiten der Dekretistik berücksichtigt werden sollen. Durch den interdisziplinären Zugriff werden die Eigenarten des Decretum Gratiani als kanonischer Sammlung und die Spezifika der Kanonistik des 12. Jahrhunderts als sich emanzipierender Wissenschaft berücksichtigt. Voraussichtlich wird mein Forschungsvorhaben sowohl die Entstehungszeit des Rechtssatzes wie auch die durch die bisherige Interpretation widerlegen.