Maciej Komornik (Bonn)

Betreuer: Prof. Schmoeckel


Titel der Dissertation:

Francois Gény und die Freirechtsbewegung

Eine rechtshistorische Untersuchung zum Werk von Francois Gény und seiner Rezeption in Deutschland


Kurzbeschreibung:

1899 veröffentlichte der französischer Rechtswissenschaftler François Gény (1861-1959) ein großangelegtes Werk zur Erneuerung der Rechtsquellen- und Interpretationslehre unter dem Titel „Méthode d'interpretation et sources en droit privé positif“. Gény wandte sich mit seinem Programm direkt an das französische juristische Publikum. Gleichzeitig weckte er aber ein großes Interesse in den deutschsprachigen Ländern - nicht zuletzt unter den deutschen und österreichischen Wissenschaftlern, die als Teil einer Freirechtsbewegung den Ton der deutschen Methodendebatte bis zum ersten Weltkrieg bestimmten und darüber hinaus die Entwicklung und Etablierung einer kritischen Erzählung über die alten Rechtsmethoden dauerhaft in der Rechtsforschung geprägt haben. Auch Gény wird heute in Deutschland entweder als Vorläufer oder sogar als Anhänger der Freirechtsbewegung bezeichnet. Dabei blendet man aber gerade in dem Werk Génys offensichtliche Verknüpfungen und Anspielungen sowohl auf die deutschen Debatten vor 1899, als auch auf die wissenschaftlichen Strömungen in Frankreich aus, die bisher weder in der französischen noch in der deutschen Forschung in Betracht gezogen worden sind. Das Promotionsvorhaben versucht hier eine Forschungslücke zu schließen. Vor dem Hintergrund einer seit den 1980 ansetzenden kritischen Hinterfragung der Narrative um die Begriffsjurisprudenz in Deutschland und die l’École de l‘Exégèse in Frankreich untersucht die Arbeit das Programm Génys aus dem Jahre 1899 und beleuchtet die bisherigen Zusammenhänge. Es wird dabei auf den Topos der libre recherche scientifique, seine Genese und Verortung in der Gényschen Methode eingegangen als auch seine spätere Rezeption unter den Freirechtlern.