Einführungen in die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts
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2.1. Konsum - Facts  vor


Alltagsgeschichte

1. WAS IST ALLTAGSGESCHICHTE?

Mit Arbeit stellen Konsum (d. h. Ernährung, Genussmittel/Drogen, Kleidung, Wohnen) und Reproduktion (Sexualität, Familie, Freizeit, Krankheitsgeschichte) wichtige Gegenstände der so genannten Alltagsgeschichte dar. Hauptrichtungen sind:

nach unten 1.1. Die »unbewegliche Geschichte« (histoire immobile)
nach unten 1.2. Erschließung alltäglicher Handlungsräume
nach unten 1.3. Kultur und ihre Differenzierung

 

  1.1. Die »unbewegliche Geschichte« (histoire immobile)  
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Geschichte von für die Zeitgenossen (und uns) selbstverständlichen Dingen, die in den Quellen selten explizit thematisiert werden und sich nur wenig bemerkbar verändern. Es werden politisch wenig relevante, eben "immobil" erscheinende Themen erschlossen.

Dieser Ansatz ist ein z.T. schon älterer, auf die Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts und die französische Glossar Annales-Schule zurückgehender. Ziel ist das Herausarbeiten der Historizität scheinbar unhistorischer Dinge, z. B. von Sexualität, Krankheit und Tod oder der materiellen Alltagskultur (Ernährung, Kleidung etc.).

  1.2. Erschließung alltäglicher Handlungsräume  
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Ausgangspunkt: Auch wenn Menschen rational handeln, tun sie dies auf der Basis von Wissensbeständen, die sie in ihrer bisherigen Biographie in ihrer alltäglich erfahrenen und erlittenen Lebenswelt aufgebaut haben.

Dieser Ansatz entstand in den 1980er Jahren. Sein Ziel der historischen Analyse ist es, Handlungsmuster v. a. der "kleinen Leute" aus diesem Kontext heraus zu verstehen. Im Vordergrund steht dabei die Aufschlüsselung von politischem (Protest-)Verhalten von Unterschichten.

  1.3. Kultur und ihre Differenzierung  
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Kultur wird hier jenseits der organisierten Hochkultur (Kunst, Kulturbetrieb) verstanden als System bewusster und unbewusster Wahrnehmungsformen und Werthaltungen, die Alltagshandeln anleiten. Die konkrete Ausprägung der oben genannten Bereiche des Alltags ist somit auch als kulturelles System aufzufassen. Kultur ist stark entlang sozialer Ungleichheit differenziert, und eine kulturelle Äußerung kann deshalb auch als Mittel der sozialen Abgrenzung eingesetzt werden.

Literatur Kaschuba, Lebenswelt.

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