Zur Geschichte des Neutestamentlichen Seminars

Mit der Gründung der Evangelisch-Theologischen Fakultät an der Westfälischen Wilhelms-Universität im Jahre 1914 beginnt auch die Geschichte des neutestamentlichen Seminars in Münster. Nachdem der erste Ordinarius, Johannes Leipoldt, schon 1916 einem Ruf nach Leipzig folgt, wird Otto Schmitz bis zu seiner Zwangsemeritierung 1934 den Lehrstuhl innehaben. Die Nachfolge von Schmitz tritt 1934 Hans Wilhelm Schmidt an, dieser wird 1935 von dem aus Bonn zwangsversetzten Hans Emil Weber abgelöst. Weber, wie Schmitz aktives Mitglied der BK, emeritierte 1937 auf eigenen Wunsch.

1937 verkündete der damalige Dekan Friedrich Wilhelm Schmidt, dass die Fakultät nunmehr Theologen suche, die „der Theologie der Bekenntniskreise sachlich überlegen und sie darum auf die Dauer zu schlagen befähigt“ sind , und berief, ohne ordentliches Berufungsverfahren, für 1937 Helmut Kittel aus Danzig für eine Lehrstuhlvertretung, 1938 erfolgt dessen endgültige Berufung.

Mit der Neuordnung der Fakultät nach dem Kriege wird 1945 der praktische Theologe Helmuth Schreiner von der (juristisch noch nicht existenten) Landeskirche beauftragt, u.a. die Besetzung der Stellen in Münster neu zu regeln. Sein Resümee über die noch beschäftigten Professoren lautete „Soweit es sich bis jetzt übersehen lässt, kommt keiner der bisherigen ordentlichen Professoren für die Arbeit der Zukunft in Frage.“, wenngleich ein wirklicher Entnazifizierungsfall nicht vorlag.

Die Neubesetzungen der einzelnen Ordinariatsstellen erwies sich als schwierig; Berufungen von Günter Bornkamm, Ernst Käsemann und Otto Michel scheiterten aus unterschiedlichen Gründen. Zum Wintersemester 1947/48 konnte schließlich Karl-Heinrich Rengstorf, nach seiner Vertreibung aus dem Kieler Universitätsamt 1936 Direktor des Predigerseminars in Loccum, für die neutestamentliche Professur gewonnen werden (Rengstorf war 1952/53 auch Rektor der Universität), der hier bis 1971 tätig war. Mit der Ernennung Werner Foersters zum Ordinarius – er hatte vor dem Kriege ein Extraordinariat inne und war 1938 zwangsversetzt worden – war das Neue Testament 1959 erstmals zweifach besetzt.

Zu erwähnen ist an dieser Stelle noch Ernst Haenchen, der, von Hause aus Systematiker, seit 1949 als Emeritus Vorlesungen hielt und einen Lehrauftrag für lateinische Sprachkurse innehatte. In dieser Zeit seines Wirkens verfasste er seine Kommentare zur Apostelgeschichte sowie zum Markus- und Johannesevangelium. Foersters Nachfolger für die ordentliche Professur für Neutestamentliche Ein-leitungswissenschaft und Theologie wurde 1961 Willi Marxsen, der in Münster bis zu seiner Emeritierung 1984 wirken sollte.

Von 1967-1993 war Günter Klein am Neutestamentlichen Seminar, mit Alfred Suhl (1972-1999) und Martin Rese (1980-2000) waren zwei weitere Neutestamentler auf C3-Professuren beschäftigt.

1914
Gründung der Evangelisch-Theologischen Fakultät

1916
Otto Schmitz wird Nachfolger des ersten Ordinarius Johannes Leipoldt

1934
Hans Wilhelm Schmidt wird Nachfolger von Otto Schmitz

1935
Hans Emil Weber wird Nachfolger von Hans Wilhelm Schmidt

1937/1938
Berufung von Helmut Kittel

1945
Neuordnung der Fakultät und Neuregelung der Stellenbesetzungspraxis durch Helmuth Schreiner

1947/1948
Neubesetzung des Lehrstuhls mit Karl-Heinrich Rengstorf (1952/1953 auch Rektor der WWU)

1959
Ernennung Werner Foersters zum zweiten Ordinarius

1961
Willi Marxsen wird Nachfolger von Werner Foerster

1967
Berufung von Günter Klein zum Ordinarius; außerordentliche Professuren haben in den folgenden Jahren Alfred Suhl (1972-1999) und Martin Rese (1980-2000) inne

1985
Dietrich-Alex Koch wird Nachfolger von Willi Marxsen

1994
Jens-Wilhelm Taeger wird Nachfolger von Günter Klein

2007
Hermut Löhr wird Nachfolger von Jens-Wilhelm Taeger

2011
Nach Auflösung des Instituts für Evangelische Theologie und ihre Didaktik Beitritt von Christina Hoegen-Rohls (Professur für Bibelwissenschaften [Altes und Neues Testament] und ihre Didaktik) zum Neutestamentlichen Seminar

2018
Eve-Marie Becker wird Nachfolgerin von Hermut Löhr