Hadith

Innerislamischer Wissenstransfer im Rahmen arabisch-osmanischer Übersetzungen von Werken der Hadithwissenschaft (1400–1750)

Projektleiter: Philip Bockholt
Bearbeiter: Muhammed Sofu

Das Projekt setzt sich mit Übersetzungen von Werken der Hadithwissenschaft, d.h. mit Taten, Aussprüchen und Billigungen des Propheten sowie Informationen zu seiner Biografie, physischen Merkmalen und Charakterzügen auseinander. Es zielt darauf ab, zu ergründen, in welcher Funktion Hadith-Übersetzungen als Mittel zur Verbreitung von religiösem Wissen genutzt wurden und welchen Beitrag sie bei der Entstehung religiöser Überzeugungen im Osmanischen Reich geleistet haben. Da Hadithe nach dem Koran allgemein als die zweite Quelle der islamischen Normenlehre angesehen werden, ist ihren Übersetzungen besondere Bedeutung beizumessen.

Untersucht werden insbesondere Übersetzungen aus dem Subgenre der sogenannten arbaʿīnāt/arbaʿūna ḥadīṯan (thematische Sammlungen von je vierzig Hadithen (aḥādīṯ); pers. čihil ḥadīs̱, türk. kırk ḥadīs̱), welches eine sehr populäre Literaturform im Osmanischen Reich während der Frühen Neuzeit war. Weil Sammlungen der Vierzig Hadithe in poetischer und didaktisch aufbereiteter Form zirkulierten, sind sie für eine systematische Auswertung der Adaptions- und Rezeptionsgeschichte formal und funktional unterschiedlich stark ausdifferenzierter Textformen besonders geeignet. Beleuchtet wird u.a., inwieweit Übersetzungen den ursprünglichen Inhalt oder die jeweilige Bedeutung sowie stilistische Nuancen des Originaltextes genau und präzise beibehielten oder nicht vielmehr eine Abwandlung des Originaltextes vorliegt. Anhand von paratextuellen und visuellen Aspekten von Handschriften wird der soziokulturelle Kontext osmanisch-türkischer Übersetzungen von Hadithwerken im Osmanischen Reich der Frühen Neuzeit deutlich.