Workshop zu Hegels "Wissenschaft der Logik"

Antragsteller: Carolyn Iselt
Fachbereich, Studienrichtung: Fachbereich 8, Philosophie
Projekttitel: Workshop zu Hegels "Wissenschaft der Logik"
Fördersumme: 3.400 Euro
Kontakt: Carolyn Iselt

Projektbeschreibung:

In seiner Wissenschaft der Logik greift Hegel sowohl einen Großteil der traditionellen Metaphysik und Ontologie seit Parmenides als auch die transzendentale Wende Kants und Fichtes auf. Er integriert zudem seine Auseinandersetzung mit Zeit- und Weggenossen – sei es Schellings idealistisches System oder Jacobis Kantkritik – in den notwendigen Fortgang seines logischen Systems. Hegels Anspruch ist demnach die Philosophiegeschichte der Metaphysik, Ontologie, Logik und Transzendentalphilosophie in einen systematischen Zusammenhang zu überführen, der somit nicht streng chronologisch aufgebaut ist. Bereits an dieser Skizze lässt sich die Herausforderung ablesen, die die Beschäftigung mit diesem komplexen Werk mit sich bringt. Andererseits macht diese Fülle an historischen und systematischen Überlegungen den Reiz der Lektüre und des Nachdenkens darüber aus.
Dies bildet grob den Ausgangspunkt für das Projekt, dass in der Erforschung von Hegels Logik Erfahrene und Logik-Leser mit unterschiedlichen Kenntnisständen und Zugängen zusammenbringen sollte. Das ist erfreulicherweise gelungen!
Angelehnt an die Aufteilung der Logik in drei Lehren (vom Sein, vom Wesen, vom Begriff) wurden Experten für jeden dieser Abschnitte eingeladen und drei jeweils zweitägige Workshops in einem Abstand von ca. einer Woche veranstaltet.
Den ersten Workshop am 19./20. Juni hat Prof. Dr. Andreas Arndt von der Humboldt-Universität zu Berlin geleitet und es haben daran Studierende und Promovierende hauptsächlich aus Münster, aber auch aus Oldenburg, Osnabrück und Hildesheim sowie bereits Promovierte von außerhalb teilgenommen. Zum Einstieg haben wir den der Lehre vom Sein noch vorangestellten Text „Womit muß der Anfang der Wissenschaft gemacht werden?“ in Auszügen gelesen und diskutiert. Den logisch notwendigen Anfang Hegels Auffassung zufolge bilden die Begriffe „Sein“, „Nichts“, „Werden“. Diesen Anfang nachzuvollziehen, füllte den Rest des Nachmittags aus. Am zweiten Tag wurde die Diskussion vom Vortag aufgegriffen, um dann mit den Kategorien „Etwas“ und „Anderes“ fortzufahren. Den Abschluss dieser Veranstaltung bildeten die Begriffe „Bestimmtheit“ und „Beschaffenheit“, so dass wir von einem unbestimmten reinen Sein ausgehend soweit logisch vorangeschritten waren, dass wir die begriffliche „Endlichkeit“ bzw. „Begrenztheit“ von „Etwas“ in der Entwicklung der Wissenschaft der Logik erreicht hatten.
Am 26./27. Juni hat der zweite Workshop unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Städtler von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg stattgefunden und abermals kamen auswärtige Teilnehmer, diesmal aus Hannover, Osnabrück und Oldenburg. Bereits Promovierte, Habilitierende, Promovierende und Studierende fanden sich zusammen, um zunächst den Übergang vom Schluss der Lehre vom
Sein
, der „Indifferenz“ aller Bestimmungen, zum „Wesen“ begrifflich zu entwickeln. Das „Wesen“ ist Hegel zufolge „Reflexion“, deren Momente Gegenstand unserer Diskussion am ersten Tag des zweiten Workshops waren. Am zweiten Tag haben wir das zum Abschluss gebracht, um dieses Wissen zur Erschließung der „Reflexionsbestimmungen“ „Identität“ und „Unterschied“ anzuwenden.
Nach einer wohlverdienten zweiwöchigen Pause fand sich ein Großteil der Gruppe wieder am 10./11. Juli zusammen, um mit Prof. Dr. Friedrike Schick von der Eberhard Karls-Universität Tübingen den Anfang der Lehre vom Begriff zu erarbeiten. Auch hier musste zunächst ein Übergang von den Begriffen „Substanz“ und „Notwendigkeit“ zu denen von „Subjekt“ und „Freiheit“ entwickelt werden. Dieser begriffliche Nachvollzug beanspruchte den ersten Veranstaltungstag. Am zweiten sind wir gründlich das Kapitel über das erste der drei Momente des Begriffs, den „allgemeinen Begriff“, durchgegangen, wobei die beiden folgenden Momente, der „besondere Begriff“ und das „Einzelne“, immer schon im Spiel waren.
Das vorab abgesteckte, sehr ambitionierte Textpensum haben wir in allen Workshops nicht bearbeiten können. Jedoch waren die Begriffe, deren Entwicklung im Text nicht nochmal eigens durchgegangen werden konnte, immer schon in den Erläuterungen und der Diskussion präsent, so dass die gewünschten Ziele in allen Veranstaltungen erreicht wurden.
Auch wenn die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit jedem einzelnen der drei Dozenten wünschenswert gewesen wäre, ist rückblickend die von Anfang an geplante Abwechslung als Erfolg zu verzeichnen. Wir haben uns nicht nur in kurzer Zeit die einleitenden Stellen in jeden Teil der Logik zusammen erschlossen, sondern haben auch verschiedene Methoden und Sichtweisen erfahren.
Die Gruppe, die bei jeder Veranstaltung aus 15-20 Teilnehmern bestand, war sehr heterogen, aber trotzdem haben alle im Anschluss nur positive Rückmeldung gegeben und es wurde eine Fortsetzung dieser Zusammenarbeit gewünscht. Das Gleiche gilt für die Professoren/innen, die die Workshops jeweils geleitet haben.
Dieses sehr erfolgreiche Projekt konnte nur durch die großzügige finanzielle Unterstützung der WWU Münster durchgeführt werden. Für die Hilfe bei der Antragserstellung, um diese Förderung zu erhalten, bin ich der Beratungsstelle SAFIR zu großem Dank verpflichtet. Diese einwandfreie Zusammenarbeit hat die Organisation insgesamt sehr erleichtert.