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Münster (upm/bn)
Das neue Kunstwerk an der ULB lässt die Besucher aufmerken.<address>© WWU/mk</address>
Das neue Kunstwerk an der ULB lässt die Besucher aufmerken.
© WWU/mk

GEHORCHEKEINEM

Land stiftet Kunstwerk an der ULB

Genau zehn Buchstaben aus dem Alphabet kommen im Begriff „Universitäts- und Landesbibliothek Münster" nicht vor. Einer davon ist das „G". Doch genau das prangt seit Mittwoch (16. September) plötzlich an der gerade fertiggestellten Glasfassade der ULB - und zwar als roter Leuchtbuchstabe von stattlichen 2,20 Meter Höhe. Kein Wunder, dass viele Studierende und Passanten vor dem Haupteingang ihr Tagwerk eine Weile vergessen und das Treiben der mit der Installation beauftragten Handwerker kritisch beäugen.

Eine Situation, die dem verantwortlichen Künstler Babak Saed sicherlich gut ins Konzept passt. Dieser hat sich seit einiger Zeit in der Fachwelt mit zahlreichen Installationen und Performances rund um das Thema Kommunikation, Schrift und Sprache einen Namen gemacht hat. Für die ULB dachte sich der im Iran geborene und in Bonn lebende Saed etwas Besonderes aus: In großen Leuchtbuchstaben wird zurzeit der Schriftzug „GEHORCHEKEINEM" über Eck an der Foyerfassade angebracht.

Der Künstler will mit dieser ungewöhnlichen Installation bewusst irritieren, aber nicht aus schlichter Lust an der Provokation, sondern mit einem kritisch-hintergründigem Blick auf den Ort der Hochschulbibliothek. „Auch die Fähigkeit zur kritischen Nutzung von Informationen sollte zum Handwerkszeug junger Menschen gehören", erläutert Saed. Ihm ist wichtig, dass gerade die Menschen in Wissenschaft und Studium „die Offenheit besitzen, den Blickwinkel zu ändern, einmal erlernte Regeln in Frage stellen und durch deren Bruch Neues entstehen lassen".

Saeds Kunstwerk setzt diesen hohen Anspruch an die Wissenschaft konsequent um. Es macht es dem Betrachter nicht leicht, den Satz als ganzen in den Blick zu nehmen. Je nachdem, von welcher Seite er sich der ULB nähert, wird er zunächst mit „GEHORCHE" oder mit „KEINEM" konfrontiert. Das Werk sperrt sich so gegen eine allzu oberflächliche Betrachtung und verlangt auch in physischer Hinsicht ein aktives Draufzugehen. Schon deshalb kann man die schriftliche Aufforderung nicht mit einer gefälligen Leuchtreklame verwechseln. Diese Kunst bewirkt ein nachdenkliches Innehalten, aber gerade nicht das schnelle Konsumieren einer Werbebotschaft.

Auftraggeberin und Stifterin des Werks ist die Staatskanzlei des Landes NRW. „Für uns ist dies eine echte Bereicherung", betont Dr. Beate Tröger, die Direktorin der ULB. Gewissermaßen wird damit ein spannendes künstlerisches i-Tüpfelchen auf das Ergebnis der zweijährigen, vom Planungsbüro Pfeiffer, Ellermann und Preckel entworfenen und begleiteten Erweiterungs-, Umbau- und Sanierungsarbeiten gesetzt. Deren Abschluss begeht die ULB am 30. Oktober2009  feierlich, zusammen mit der Einweihung von „GEHORCHEKEINEM".

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