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Münster (upm/kk)
AStA-Sozialreferentin Sophie Kiko berät derzeit viele Studierende telefonisch, die aufgrund der Corona-Pandemie in finanzielle Not geraten sind.<address>© WWU - Peter Leßmann</address>
AStA-Sozialreferentin Sophie Kiko berät derzeit viele Studierende telefonisch, die aufgrund der Corona-Pandemie in finanzielle Not geraten sind.
© WWU - Peter Leßmann

Sicherheitsnetz für Studierende in Not

Große Spendenbereitschaft in der Corona-Krise – AStA berät bei finanziellen Schwierigkeiten

Mit dem Corona-Shut-Down Mitte März verloren tausende Studierende von einem auf den anderen Tag ihre Jobs – mit zum Teil dramatischen Folgen. Vielen fehlt es an Geld für die Miete, die Krankenversicherung oder sogar für Lebensmittel. Die WWU handelte in dieser Lage schnell und unbürokratisch: Seit Mitte April ruft die Universitätsleitung mit der Stiftung WWU, der Universitätsgesellschaft Münster und dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) zu Spenden für den Corona-Notfonds für Studierende auf. Bis Anfang Juni kamen bereits fast 340.000 Euro zusammen. Die Hilfe wird als Zuschuss in Höhe von 450 Euro gewährt und muss nicht zurückgezahlt werden.

Wer finanzielle Unterstützung erhalten möchte, meldet sich über ein eigens für den Corona-Notfonds eingerichtetes Ticket-System an. Zunächst findet eine telefonische Beratung mit den geschulten AStA-Sozialberatern statt – für ausländische Studierende ist die Sozialberatung des International Office der WWU zuständig. In diesen Gesprächen stellen die Berater fest, ob und für welche Art der Unterstützung die betroffene Person in Frage kommt. Denn neben Zuschüssen aus dem Corona-Notfonds kann der AStA in besonderen Härtefällen 200 Euro vom Semesterbeitrag erstatten und zinslose Sozialdarlehen vergeben. Dank des Corona-Notfonds‘ hat der AStA ein vielfältiges Sicherheitsnetz aufgebaut und kann in dieser extremen Zeit zügig und unkompliziert helfen.

Nach dem Beratungsgespräch müssen die Studierenden einen Antrag mit ihren persönlichen Daten ausfüllen und unter anderem ihren Studienstand sowie ihre reguläre Studiumsfinanzierung – dazu gehören Angaben zur Erwerbstätigkeit oder BAföG-Zuschüsse –, ihre aktuellen Fixkosten wie etwa Miete und Krankenversicherung sowie ihre Kontostände per Kontoauszug nachweisen. Das Geld wird nach Prüfung und Empfehlung von mindestens zwei Referenten aus den AStA-Referaten für Finanzen sowie Soziales, Wohnraum und Partizipation überwiesen. Das transparente Beratungs- und Vergabeverfahren gewährleistet Datensicherheit und basiert auf einer Vergaberichtlinie, die gemeinsam mit dem Justiziariat der WWU entwickelt wurde. Einen rechtlichen Anspruch haben die Studierenden auf das Geld aus dem Corona-Notfonds nicht. Wem die Förderung nicht zusteht, kann sich beim AStA über Alternativen informieren.

Bis Ende Mai sind bereits mehr als 1.000 Anfragen beim AStA aufgelaufen. „Normalerweise erhalten wir in der Beratungsstelle 300 Anfragen im Jahr. Aktuell herrscht eine Art Ausnahmezustand. An manchen Tagen habe ich von morgens bis abends telefoniert“, erklärt der hauptamtliche AStA-Sozialberater Ahmed Abu Ergaila. Auch Sozialreferentin Sophie Kiko verbringt mehr Zeit als üblich im AStA-Büro, um eine zügige Bearbeitung der Anträge zu gewährleisten. „Jetzt für die Studierenden da zu sein, die Hilfe benötigen, ist für mich das Wichtigste“, betont die 21-jährige Lehramtsstudentin.

Da für viele Studierende die kommenden Wochen und Monate immer noch mit einer großen finanziellen Unsicherheit verbunden sind, bleibt der Notfonds für Spenden weiterhin wichtig. „Wir waren und sind von der Hilfsbereitschaft und der großen Solidarität innerhalb und außerhalb der Universität überwältigt“, betont Petra Bölling, Leiterin der Stabsstelle Universitätsförderung und Koordinatorin des Notfonds‘. „Alumni, WWU-Beschäftigte, Unternehmen, Vereine und Stiftungen aus der Region und auch Studierende haben in dieser besonderen Situation gespendet – von fünf bis 45.000 Euro war alles dabei.“

Autorin: Kathrin Kottke

 

KURZ NACHGEFRAGT:

Wie erleben Studierende die Unterstützung durch den Corona-Notfonds?

 

„Eine große Hilfe, um grundlegende Dinge zu kaufen“

Ich bin in der glücklichen Situation, dass ich eine Stelle als studentische Hilfskraft an der Universität habe und meinen Aufgaben sehr gut im Homeoffice nachkommen kann. Trotzdem kämpfe ich mit einer großen finanziellen Herausforderung, da meine Eltern zurzeit nicht arbeiten können. Meine Mutter hat in der Corona-Krise ihren Job fristlos von heute auf morgen verloren. Mein Vater, der selbstständig ist und vorwiegend im Ausland arbeitet, kann aufgrund der Reisebeschränkungen nicht arbeiten. Da er zudem kein festes Gehalt bekommt, sondern einige große Jobs im Jahr ausübt, die das finanzielle Einkommen für einige Monate sichern, ist das Einkommen meines Vaters ebenfalls fast vollständig weggebrochen. Seit dem ersten Semester habe ich mit meinen Eltern die Vereinbarung getroffen, dass ich mit meinem Gehalt meinen Lebensunterhalt wie Lebensmittel und Versicherungen bestreite und sie mich bei der Miete unterstützen. Durch die Corona-Krise können meine Eltern diese Zahlung nun nicht mehr übernehmen, weswegen ich meine Miete im Moment von meinem Gehalt zahle. Die Unterstützung des Corona-Notfonds der Universität Münster ermöglicht es mir, meinen Lebensunterhalt für die nächsten Wochen zu finanzieren. Für mich ist das eine sehr große Hilfe, um grundlegende Dinge zu kaufen, die für das alltägliche Leben notwendig sind.

* Name von der Redaktion geändert

 

„Für das normale Leben bleibt nichts mehr übrig“

Seitdem ich studiere, wohne ich in einer kleinen Wohnung in Münster, die natürlich auch während der Corona-Zeit bezahlt werden muss. Da ich als Saisonkraft in einer Museumsaustellung arbeite und diese während der letzten Wochen nicht öffnen konnte, habe ich zu dieser Zeit kein Geld verdient. Abgesehen davon bekomme ich ein Studiendarlehen, von dem ich die Miete und Internetkosten bezahle. Da bleibt leider nichts für andere wichtige Dinge übrig. Meine Eltern unterstützen mich, indem ich mein Kindergeld bekomme. Davon bezahle ich Lebensmittel und Bücher für mein Studium. Das Einkommen von meinem Nebenjob muss ich mir über das ganze Jahr gut einteilen, da die Ausstellung in den Wintermonaten geschlossen ist. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte ich seit April nicht arbeiten und kein Geld für die Wintermonate ansparen. Ich kann zwar durch meinen Studienkredit meine Miete bezahlen, für das normale Leben bleibt aber leider nichts mehr übrig. Als ich von den Corona-Notfonds gehört habe, habe ich mich darauf beworben, um das normale Leben weiterführen zu können und nicht mit der Angst leben zu müssen, dass ich größere nötige Anschaffungen irgendwann nicht mehr stemmen kann. Ich finde es super, dass die Universität diese Unterstützung bietet, da sie sehr hilfreich für Studierende ist, die sich aktuell in einer schwierigen Situation befinden.

* Name von der Redaktion geändert

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