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Münster (upm/kk)
<address>© Kyle Glenn - Unsplash</address>
© Kyle Glenn - Unsplash

"Man schärft seinen Blick für die Perspektive des Anderen"

Hans-Christian Pape über internationale Kooperation und Austausch

Anlässlich des ersten Humboldt-Tags am 30. Januar an der WWU berichtet Prof. Dr. Hans-Christian Pape, Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung und Wissenschaftler an der Universität Münster, in einem Interview mit Kathrin Kottke über internationale Wissenschaftlermobilität, die Research-Alumni-Strategie der WWU und die Bedeutung der Förderungen durch die Humboldt-Stiftung.

Warum ist in der heutigen Zeit internationale Wissenschaftlermobilität und -kooperation wichtig?

Prof. Dr. Hans-Christian Pape<address>© Mario Wezel</address>
Prof. Dr. Hans-Christian Pape
© Mario Wezel
Dialog und Austausch sind heute – in einer konfliktreichen Welt, die immer enger zusammenrückt – vielleicht wichtiger denn je. Persönliche Beziehungen und Netzwerke, wie sie die Humboldt-Stiftung fördert, können hierbei eine bedeutende Rolle spielen. Der Wissenschaftsaustausch wird dadurch zu einem Mittel der Diplomatie und der ‚Soft Power‘. Vertrauen, Freiheit, Frieden und eine gute Existenz für alle – diesen Zielen haben sich Humboldtianerinnen und Humboldtianer in allen Teilen der Erde verpflichtet. Sie wirken nicht nur durch ihre Forschung, sondern nehmen oft zentrale Positionen in anderen Bereichen ein. So können sie als Motoren nicht nur für wissenschaftlichen, sondern auch für politischen und gesellschaftlichen Fortschritt wirken. Das Bewusstsein für diese verantwortungsvolle Rolle ist in unserem Netzwerk stark verbreitet und wird in vielen internationalen Kooperationen gelebt. In der Wissenschaft lässt sich erfahren, wie sehr sich die grenzüberschreitende Zusammenarbeit lohnt. Nebenbei schärft man seinen Blick für die Perspektive des Anderen. Das lohnt sich immer.

Inwiefern kann die Research-Alumni-Strategie (RE.AL) der WWU den Standort Münster im Bereich Forschungsmarketing stärken? Wie schätzen Sie die Rolle der Humboldt-Alumni ein?

Die RE.AL-Strategie ist eine wichtige Säule des Forschungsmarketings der WWU, weil sie hervorragende Maßnahmen implementiert hat, um Münster als exzellenten Forschungsstandort international sichtbar zu machen und seine Reputation zu fördern. Es beginnt mit einer guten Beratung der Gastwissenschaftler. Das Welcome Centre der WWU informiert und unterstützt in allen Phasen des Aufenthalts. Spitzenforscher sollen hier optimale Arbeitsbedingungen vorfinden. Durch „Reunion Grants“ und „Senior brings Junior“-Programme können Forscher-Alumni zu einem späteren Zeitpunkt zurückkehren und auch wissenschaftlichen Nachwuchs mitbringen. Das sorgt für langfristige Bindungen und nachhaltige Kooperationen. Ausgewählte RE.AL-WWU-Ambassadors bewerben den Forschungsstandort weltweit und leisten so wertvolle Netzwerkarbeit für Münster. Die RE.AL-Strategie konnte nicht nur durch ein von der Humboldt-Stiftung gefördertes Projekt eingerichtet werden, auch einzelne Humboldt-Alumni spielen in der Umsetzung der Strategie eine entscheidende Rolle. Zurzeit sind vier der fünf WWU Alumni-Ambassadors Humboldtianer.

Welche Bedeutung haben Förderungen durch die Humboldt-Stiftung im Drittmittel-Portfolio einer Universität?

Der Wert der Förderprogramme der Alexander von Humboldt-Stiftung für eine Universität bemisst sich nicht in Form von Prozentanteilen in Relation zum gesamten Drittmittel-Portfolio einer Universität. In Münster sind es beispielsweise unter fünf Prozent. Allein die Nachwuchswissenschaftler aus aller Welt, die als Humboldt-Forschungsstipendiaten an deutsche Universitäten kommen, tragen ungemein zur Internationalisierung bei. Sie werden ein Leben lang Teil des internationalen Netzwerks einer Universität sein. Die erfahrenen Forschenden und Preisträger der Stiftung bringen zudem Kontakte aus ihren großen internationalen Netzwerken mit. Die Alexander von Humboldt-Professur lockt Stars an die Universitäten. Sie bringen internationale Arbeitsgruppen mit, reißen oft traditionelle Fächergrenzen ein und brechen die eingefahrenen Strukturen der Fakultätsorganisation auf. Sprich, sie geben unschätzbar wertvolle Impulse, tragen zur Weiterentwicklung der Spitzenforschung an der jeweiligen Universität und zur Internationalisierung bei. Auch die WWU profitiert von dieser Exzellenzförderung. Die WWU konnte die weltweit führende Judaistin Prof. Dr. Katrin Kogmann-Appel als Alexander von Humboldt-Professorin für Münster gewinnen, der erste münstersche Alexander von Humboldt-Professor Michael Weiss ist nach Ende der Förderung geblieben. Im Nachwuchsbereich tragen zurzeit gleich drei Sofja Kovalevskaja-Preisträger mit ihren internationalen Arbeitsgruppen zur Bedeutung der WWU bei.

 

Informationen zum Humboldt-Tag an der WWU

Mit dem Humboldt-Tag am 30. Januar wird eine Serie von Veranstaltungen des Welcome Centres in Kooperation mit SAFIR, der Forschungsförderberatung, und dem Brasilien-Zentrum der WWU eröffnet. Die Veranstaltung bezieht sich auf die Förderung von internationalem Wissenschaftleraustausch, Kooperationen und globalen Aktivitäten. Lehr- und Forschungskooperationen erfordern internationale Wissenschaftlermobilität. Internationale Wissenschaftlermobilität ihrerseits kann und soll Kooperationen nach sich ziehen. Nachdem zunächst die Region Südamerika, insbesondere Brasilien, einbezogen wird, werden im Folgenden semesterweise weitere Regionen vorgestellt, mit denen Fachbereiche Kooperationen und Austausch pflegen. Ziel ist es, Finanzierungsmöglichkeiten vorzustellen, die Wissenschaftler untereinander zu vernetzen und exzellente internationale Nachwuchswissenschaftler zu gewinnen.

WWU-Wissenschaftler können sich unter support.academics@uni-muenster.de für den ersten Humboldt-Tag am 30. Januar anmelden.

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