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Münster (upm/kn)
Magnus Enxing<address>© F. Enxing</address>
Magnus Enxing
© F. Enxing

"Die norwegische Literatur wird nicht selten zu Exportschlagern"

WWU-Lektor Magnus Enxing über das Gastland Norwegen auf der Frankfurter Buchmesse

Auf der 70. Frankfurter Buchmesse vom 16. bis zum 20. Oktober ist Norwegen Ehrengast. Unter dem Motto „Der Traum in uns“ präsentiert das skandinavische Land seine Literatur und Kultur. Kathrin Nolte sprach mit Magnus Enxing, Lektor am Institut für Nordische Philologie der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster, über die Bedeutung der Literatur in Norwegen und die Gründe für die weltweite Popularität.

Drei Literaturnobelpreisträger stammen aus Norwegen. Das impliziert die Vermutung, dass Literatur in Norwegen eine große Bedeutung hat, oder?

Das stimmt, die Literatur hat einen sehr hohen Stellenwert. Auch in Zeiten der Digitalisierung lesen knapp 90 Prozent der Norweger mindestens ein Buch pro Jahr, wobei der Schnitt bei 15 Büchern pro Jahr und Person liegt. Im Land der Fjorde mit nur gut fünf Millionen Einwohner wird vonseiten des Staates einiges unternommen, eine vielfältige Literaturproduktion anzuregen. Dass diese Erzeugnisse nicht selten zu Exportschlagern werden, bezeugt die hohe Qualität insgesamt. Trotz der vergleichsweise wenigen Einwohner und damit auch potenziell Kunstschaffenden gehört das Norwegische zur weltweiten Top 20 der am meisten übersetzten Sprachen.

Wodurch zeichnet sich die norwegische Literatur aus?

Vor allem durch eine hohe Intensität. Dass neben Bjørnstjerne Bjørnson, Sigrid Undset und Knut Hamsun weitere klassische Hochkaräter wie Henrik Ibsen, Alexander Kielland und Jonas Lie ohne Nobelpreisauszeichnung sind, zeigt eigentlich nur, wie vielfältig und gesellschaftlich relevant die norwegische Literatur schon ab der Mitte des 19. Jahrhunderts war. Von dieser Bedeutung der Literatur als Ort, an dem Kernfragen des Seins und täglichen Miteinanders verhandelt werden, hat die norwegische Gegenwartsliteratur keinen Deut verloren, spinnen wir den Faden etwa über Stig Sæterbakken, Kjersti A. Skomsvold, Jon Fosse und Karl Ove Knausgård weiter. Doch auch die Unterhaltungsliteratur genießt eine hohe Akzeptanz.

Warum sind Bestsellerautoren wie Jo Nesbø so erfolgreich?

Jo Nesbø bedient eine spezielle Sparte mit seinen Polizei-Thrillern, obwohl er auch erfolgreiche Kinderbücher schreibt. Man muss jedoch festhalten, dass sich seit Beginn der Neunzigerjahre das Subgenre des Nordic Noir etabliert hat – eine Kriminalliteratur aus Skandinavien, in der die Autoren ihren Figuren die winterliche Finsternis in die Seele schreiben zu wollen scheinen. In einer Kombination aus der Faszination des Grauens und der Skandinavien nach wie vor zugeschriebenen Exotik liegt wohl der besondere Erfolg nordischer Krimis begründet.

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