Bereich C

Soziale Probleme in multikulturellen Gesellschaften
 

1. Soziale und kulturelle Verhältnisse und Wandlungen im Aufnahmeland und Probleme multikultureller Gesellschaften

2. Soziale, wirtschaftliche, kulturelle, rechtliche und politische Situation in den Herkunftsländern unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Migrationsforschung und der Rückwanderungsproblematik

3. Analyse der Randgruppensituation von Migranten und der Lebenswelt im Aufnahmeland sowie Probleme schulischer und außerschulischer Sozialisation
 
 

VV-Nr.: 02.080.1 Bereich/Teilgeb.: C1

Name: Prof. Dr. Jürgen Werbick
Titel: Zur Theologie der Religion im Kontext des religiösen Pluralismus
Zeit: Do 16-18 Beginn: 16.4.98
Ort: Siehe Aushang (Sem. f. Fundamentaltheologie)
Kommentar: Inhaltliche Schwerpunkte: Der religiöse Pluralismus wird zunehmend zu einem Zentralthema theologischer Selbstreflexion, zu einem Thema, dem man kirchenamtlich mit äußerster Vorsicht, aber auch in der Fundamentaltheologie mit großer Unsicherheit begegnet. Dazu trägt wesentlich bei, daß der Denkstil vieler anglo-amerikanischer Protagonisten einer "Pluralistischen Theologie der Religionen" für die mitteleuropäische Theologie durchaus gewöhnungsbedürftig und vielfach mißverständlich ist. Das Seminar soll durch die genaue Lektüre eines Standardwerks, das nun in deutscher Übersetzung vorliegt (J. Hick, Religion. Die menschlichen Antworten auf die Frage nach Leben und Tod, München 1996) sowie durch Einarbeitung in die gegenwärtige Diskussion um die "Pluralistische Theologie der Religionen" zu einer etwas unvoreingenommeneren Kenntnisnahme des hier Diskutierten beitragen.
Einführende Literatur: (neben dem Buch von Hick):
R. Schwager (Hg.), Christus allein? Der Streit um die pluralistische Religionstheologie, Freiburg-Basel-Wien 1996.
Leistungsnachweis: Teilnahmevoraussetzungen: Referat und Seminararbeit oder Hausarbeit.
Sprechstunde: Do 13.30-15.00, Zi 108

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VV-Nr.: 06.016.0 Bereich/Teilgeb.: C3

Name: Prof. Dr. Dietrich Thränhardt
Titel: Die fließenden Grenzen des Nationalstaats. Migration, Ausgrenzung und Solidarität
Zeit: Do 14-16 Beginn: 1. Vorlesungswoche
Ort: Sch 2
Kommentar: Aufgrund der steigenden Geburtendefizite fast aller hochentwickelten Nationalstaaten ergibt sich in Zukunft ein Einwanderungsbedarf, der zu anderen Wanderungsursachen hinzukommt. Dies macht neue Formen der Akzeptanz in traditionellen Nichteinwanderungsländern nötig, wirkt sich auf die Zusammensetzung aller Gesellschaftsbereiche aus, steht in einem Spannungsverhältnis zu Arbeitslosigkeit oder Randständigkeit von Teilen der einheimischen Bevölkerung und kann zu neuen Formen intergenerationaler Konflikte führen. Neben dem Denken in größeren Räumen und Zusammenhängen bleibt der Nationalstaat aber die maßgebende Integrationsinstanz.
Literatur: Dietrich Thränhardt (Hg.): Europe. A New Immigration Continent. Policies and Politics in Comparative Perspective. Münster/New Brunswick 1996²
Hubert Heinelt (Hg.): Zuwanderungspolitik in Europa. Nationale Politiken. Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Opladen 1994.

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VV-Nr.: 06.065.2 Bereich/Teilgeb.: C3

Name: Dr. Bernhard Santel
Titel: Chance oder Ballast? Einwanderung in Europa und Nordamerika (Proseminar)
Zeit: Mo 11-13 Beginn: 2. Vorlesungswoche
Ort: R 301
Kommentar: Einwanderung gehört zu den wichtigsten Themen unserer Zeit. Wie gehen demokratische Staaten mit diesem Thema um? Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es? Welche Gefahren drohen?
Sowohl Einwanderungs- als auch Einwandererpolitik unterliegen einem Prozeß ständiger Anpassung und Reformulierung. Verschärfungen der Aufnahme- und Aufenthaltsbedingungen für bestimmte Gruppen stehen Öffnungsprozesse bei anderen gegenüber, ohne daß ein einheitlicher Trend erkennbar wäre. Zweck dieses Beitrags ist es, die Einwanderungssituation in Deutschland und den Vereinigten Staaten in vergleichender Perspektive zu untersuchen, wobei besonderes Augenmerk auf neuere Entwicklungen gelegt wird. Bei näherem Hinsehen zeigt sich, daß die Politiken beider Staaten wesentlich mehr Gemeinsamkeiten aufweisen als angenommen wird.
Leistungsnachweis: Für den Erwerb eines Leistungsnachweises im Zusatzstudiengang Interkulturelle Pädagogik halten Sie bitte Rücksprache mit Herrn Santel.

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VV-Nr.: 06.178.8 Bereich/Teilgeb.: C1

Name: Prof. Dr. Karin Priester
Titel: Rassismus in Geschichte und Gegenwart
Zeit: Mo 16-18 Beginn: Siehe Aushang
Ort: R 519
Kommentar: Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gehören fast schon zu den Alltagserfahrungen. Vorurteile spielen dabei ebenso eine Rolle wie "Überfremdungsängste" angesichts der gegenwärtigen Migrationsströme und Angst vor sozialem Statusverlust. In diesem Seminar soll aber auch der Geschichte des Rassismus nachgegangen werden von den ersten Anfängen im 16. Jh. bis zu unserer Gegenwart. Dabei werden die bekanntesten Rassentheoretiker (Gobineau, Chamberlain u.a.) ebenso behandelt werden wie der Beitrag der Wissenschaft (Eugenik) zur Vernichtungspraxis des Nationalsozialismus. Anhand ausgewählter Beispiele aus der Gegenwart wird darüber hinaus länderspezifisch der Umgang mit dem "Fremden" in unseren multikulturellen Gesellschaften untersucht.
Leistungsnachweis: Ein Hauptseminarschein kann nach Absprache erworben werden.
Literatur: Priester, Karin: Rassismus und kulturelle Differenz, Münster 1997

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VV-Nr.: 07.167.5 Bereich/Teilgeb.: C1

Name: Prof. Dr. Horst Gründer
Titel: Kolonialismus und Exotismus - Indianer, Afrikaner und Südseebewohner in Europa
Zeit: Fr. 11-13 Beginn: 24.4.98
Ort: R 019
Kommentar: Europäer haben im Zuge ihrer Expansion nach Übersee neben Gütern, Artefakten, usw. auch immer Menschen aus den entdeckten und eroberten Ländern "mitgebracht". Dieses Verhalten gilt sowohl für die erste Reise des Kolumbus nach Amerika 1492 als auch für die Südseefahrten eines Bougainville und James Cook. Afrikaner, Indianer und Südseebewohner galten in Europa nicht zuletzt als exotische Schaustücke, die - wie die "Hofmohren" - zur Staffage barocker Höfe dienten oder die - wie in den Hagenbeckschen Völkerschauen - einem bürgerlichen Publikum zur Unterhaltung dienten. Im Seminar soll an einer Reihe ausgewählter Beispiele nach den mentalitätsgeschichtlichen, gesellschaftlich-sozialen und nicht zuletzt rassistischen Implikationen dieses Verhaltens und der ihm zugrundeliegenden Eigen- und Fremdwahrnehmung gefragt werden.
Themen zur Anfertigung einer 15-seitigen Hausarbeit werden ab sofort in der Sprechstunde (Di 9-11 Uhr) und den Feriensprechstunden (s. Anschlag) vergeben.
Einführende Literatur:
Foreman, Carolyn Thomas, Indians abroad 1493-1938, Norman 1943;
Feest, Christian F. (Hg.): Indians and Europe. An interdisciplinary collection of essays, Aachen 1987.
Martin, Peter: Schwarze Teufel, edle Mohren. Afrikaner in Geschichte und Bewußtsein der Deutschen, Hamburg 1993. Thode-Arora, Hilke: Für fünfzig Pfennig um die Welt: die Hagenbeckschen Völkerschauen, Frankfurt a.M. New York 1989.

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VV-Nr.: 06.259.8 Bereich/Teilgeb.: C1

Name: Prof. Dr. Rolf Eickelpasch
Titel: Sozialstruktur und Lebensstile
Zeit: Fr 14-16 Beginn: Siehe Aushang
Ort: R 520
Kommentar: Klassen- und Schichtzugehörigkeit scheinen das Leben der Menschen in modernen Wohlstandsgesellschaften weit weniger zu bestimmen als die Zugehörigkeit zu bestimmten Lebensstilgruppierungen und sozialen Milieus. In der Soziologie sind in den letzten Jahren Modelle entwickelt worden, die neben vertikalen auch horizontale Dimensionen sozialer Ungleichheit erfassen. In diesem Zusammenhang sind Thesen einer "Entstrukturierung" bis hin zur Individualisierung sozialer Ungleichheit beinahe soziologisches Allgemeingut geworden.
Dieses Seminar will in einem Durchgang durch die wichtigsten Positionen der neueren Ungleichheitsforschung der Frage nachgehen, ob wir tatsächlich in einer Gesellschaft "jenseits von Klasse und Schicht" (Beck) leben.
Basislektüre:: Dirk Konietzka: Lebensstile im sozialstrukturellen Kontext, Opladen 1995

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VV-Nr.: 06.260.2 Bereich/Teilgeb.: C1

Name: Prof. Dr. Rolf Eickelpasch/M. Brinkschröder/P. Wiechens
Titel: Die Gesellschaft und das Unbewußte. Einführung in die Ethnopsychoanalyse
Zeit: Mo 14-16 Beginn: Siehe Aushang
Ort: R 520
Kommentar: "Totem und Tabu", "Das Unbehagen in der Kultur", "Die Zukunft einer Illusion" sind die bekanntesten Schriften Sigmund Freuds, in denen dieser versucht, psychoanalytische Einsichten auf kulturtheoretische Fragestellungen zu übertragen. Wie fragwürdig die Thesen Freuds im einzelnen auch sein mögen, unbestritten dürfte jedenfalls sein, daß sie wesentliche Bezugspunkte für die sogenannte Ethnopsychoanalyse darstellen. Deren Vertreter - wie etwa G. Devereux oder M. Erdheim - haben nämlich die von Freud anvisierte Verbindung von Psychoanalyse und Ethnologie wissenschaftstheoretisch und forschungspraktisch in die Tat umgesetzt.
Im Seminar sollen zunächst die wichtigsten kulturtheoretischen Thesen der Psychoanalyse Sigmund Freuds behandelt werden, um im Anschluß daran das spezifische Wissenschafts- und Forschungsdesign der Ethnopsychoanalyse in den Blick zu nehmen. Von besonderem Interesse dürfte dabei die Frage nach der Reichweite ethnopsychoanalytischer Perspektiven für eine Analyse der eigenen Kultur und Gesellschaft sein.
Das Seminar bewegt sich an der Schnittstelle von Psychologie, Ethnologie und Soziologie. Studierende dieser Fachbereiche sind daher herzlich willkommen.
Einführende Literatur: Johannes Reichmeyer: Einführung in die Ethnopsychoanalyse. Geschichte, Theorien und Methoden, Frankfurt/M. 1995.

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VV-Nr.: 06.212.4 Bereich/Teilgeb.: C1

Name: Dr. Roland W. Schindler
Titel: Nationalstaat oder Weltrepublik? Hannah Arendt über die Krise des Nationalstaats (Grundstudiumseminar)
Zeit: Mo 11-13 Beginn: Siehe Aushang
Ort: Raum 505 (Inst. f. Soziologie)
Kommentar: Im Zentrum des Seminars wird Hannah Arendts vor fünfzig Jahren entwickelte These vom Scheitern des Nationalstaats stehen. Bereits damals war sie der Meinung, daß die Nationalstaaten mit dem Phänomen der globalen Migration überfordert seien. Historisch dokumentiert sich dies in der Entfaltung rassistischer Ideologien und ihrer praktischen Realisierung. Für ihre Analyse des Nationalstaats reflektiert sie u.a. auf die Frage nach den Menschenrechten. Angesichts der gegenwärtigen Debatte über den Universalismus der Menschenrechte erweist sich die Aktualität von Arendts Argumentation. Ein weiterer Aspekt, der in diesem Kontext beleuchtet werden soll, besteht in Arendts Anthropologie der Fremdheit, die vor obigem Hintergrund zu lesen ist.
Leistungsnachweis: Für den Erwerb eines Leistungsnachweises im Zusatzstudiengang Interkulturelle Pädagogik halten Sie bitte Rücksprache mit Herrn Schindler.

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VV-Nr.: 06.305.9 Bereich/Teilgeb.: C1

Name: Priv.-Doz. Dr. Armin Nassehi
Titel: Multikulturalismus als Ideologie
Zeit: Mo 16-18 Beginn: 2. Vorlesungswoche
Ort: R 520
Kommentar: Der Diskurs um die multikulturelle Gesellschaft weist eine beträchtliche Schieflage auf: Er benutzt einen Kulturbegriff, der Migrantinnen und Migranten unter das Diktat einer "kulturellen Identität" stellt. Dieses Diktat sprechen erstaunlicherweise sowohl wohlmeinende "linke" wie faschistoide "rechte" Teilnehmer des Diskurses aus. Ziel des Seminars ist es, dieser Schieflage auf den Grund zu gehen. Besonderer Wert wird auf das dem Multi-Kulti-Diskurs zugrundeliegende Kulturkonzept gelegt.
Einführende Literatur: Armin Nassehi: Das stahlharte Gehäuse der Zugehörigkeit, in: Ders. (Hg.): Nation, Ethnie, Minderheit, Köln/Wien 1997.

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VV-Nr.: 11.305.0 Bereich/Teilgeb.: C1

Name: Prof. Dr. Helmut Koch
Titel: Dritte Welt im Kinder- und Jugendbuch
Zeit: Do 18-20 Beginn: Siehe Aushang
Ort: R SR 3
Kommentar: Wer über die "Dritte Welt" spricht, spricht auch für die "Eine Welt". Zentral wird für uns die Frage sein: Inwiefern betrifft uns die Dritte-Welt-Problematik? Was leisten zu dieser Frage Kinder- und Jugendbücher? Wir wollen die Frage theoretisch, aber auch mit einem deutlich didaktischen Schwerpunkt angehen (unter Einbeziehung vorhandener Unterrichtsmodelle). Schwerpunkte:
1. "Dritte Welt" als Thema von Kinder- und Jugendbüchern (historisch)
2. Straßenkinderproblematik (Lateinamerika) im KJB
3. Ökologieproblematik im KJB (Regenwald)
4. Vorstellung von Dritte/Eine Welt-Initiativen.
Empfohlene Lektüre::
U.Pollmann: Rosana bricht ihr Schweigen. Elefantenpress 1994
M. Lind: Isabel. Ein Straßenkind in Rio. Arena 1996
S. Koehler/F. Ruprecht: Der Schlangengarten. Peter Hammer Verlag 1987.
R. Schmitt (Hg.): Eine Welt in der Schule. Klasse 1-10. Arbeitskreis Grundschule 1997.
H. Koch/T. Kupsch: Dritte Welt im Kinder- und Jugendbuch. Methodische Überlegungen und exemplarische Überlegungen. Seminarskript Münster 1996 (in der Arbeitsstelle Randgruppenkultur/-Literatur erhältlich).

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VV-Nr.: 09.086.0 Bereich/Teilgeb.: C1

Name: Dr. Dieter Keiner
Titel: Fin de Siècle: Analphabetismus, Menschenrecht auf Bildung und Globalisierung
Zeit: Mo 16-18 Uhr Beginn: 20.4.98
Ort: B 301
Kommentar: Illiteracies - Metropolen-Variante I:
"Um es noch deutlicher auszudrücken: Wo sich epistemische Selbständigkeit zu epistemischer Unselbständigkeit verkehrt, wo in Informationsform zwischen Wissen und Meinung nicht mehr unterschieden wird bzw. dieser Unterschied nicht mehr kenntlich ist, öffnet sich in überraschender Weise in einer Gesellschaft, die sich selbst als Informationsgesellschaft bezeichnet, eine kulturökologische Nische für eine neue Dummheit. Diese Dummheit ist nicht mehr die dumpfe Dummheit des Ungebildeten und Verstockten, aber sie teilt mit der Dummheit im üblichen Sinne die habituelle Nicht-Existenz von Wissen im hier definierten Sinne. Sie ist eine Dummheit auf hohem Niveau, gibt sich nur dem auf Wiederherstellung einer ursprünglichen Wissenswelt Dringenden wirklich zu erkennen und fällt im übrigen nur deshalb nicht sonderlich auf, weil sie, technologisch gesehen, ungeheuer erfolgreich ist." (Jürgen Mittelstraß)