© Uni MS / Nikolaus Urban

Dr. Venkateswer Reddy Motakatla aus Indien

Institut für Molekulare Mikrobiologie und Biotechnologie


1) Aus welchem Grund haben Sie beschlossen, für Ihre Forschung nach Münster zu gehen?

Hauptsächlich wegen des Gastgebers Professor Alexander Steinbüchel und wegen der Einrichtungen, die in der Mikrobiologischen Fakultät der WWU Münster zur Verfügung stehen. Professor Steinbüchel an der WWU Münster verfügt im Forschungsbereich der Biopolymere über eine international anerkannte Reputation, hat bereits viel veröffentlicht und ist sowohl auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene sehr erfolgreich. Darüber hinaus wird Professor Steinbüchel von einem Team von mehr als 30 Forschern in der Postgraduierten-, Doktoranden- und Postdoktorandenphase unterstützt, und mit einer solchen kritischen Masse zusammenzuarbeiten, ist für mich hochspannend. Die Arbeit in der Gruppe um Professor Steinbüchel kann mir wichtige neue Möglichkeiten eröffnen. Dazu kommt, dass mir die Alexander von Humboldt-Stiftung ein Stipendium verliehen hat, das zwei Jahre meiner Forschungsarbeit an der WWU Münster finanziert, deshalb entschied ich mich, nach Münster zu kommen.


2) Worum geht es in Ihrem Forschungsbereich (in einfachen Worten)?

Es werden große Mengen verschiedener Arten von Abfällen aus unterschiedlichen Quellen generiert, was zu erheblichen Problemen beim Abfallmanagement und der Entsorgung führt. Die Abfallaufbereitung ist ein Prozess, bei dem Abfallstoffe in nützliche Produkte wie Chemikalien, Materialien und Brennstoffe, verwandelt werden. In meiner Forschung verwenden wir kostengünstig erhältliche landwirtschaftliche und kommunale Abfälle für die Produktion von Biobrennstoffen (mittelkettige Fettsäuren, MCFA) und Biokunststoffe (Polyhydroxyalkanoate, PHA), wobei wir neben der Lösung des Problems des Abfallmanagements gleichzeitig auch die Produktionskosten senken.

Die Vorteile der MCFA-Produktion durch Kettenlängung sind: (i) MCFA kann unter nicht-sterilen Bedingungen produziert werden, damit ist eine Sterilisierung des Rohmaterials nicht notwendig, was wiederum die Produktionskosten senkt, (ii) MCFA kann im Vergleich zu korrosiven Inhibitoren vielseitiger eingesetzt werden, wie beispielsweise zur Behandlung von Krankheiten wie Demenz (Demenz ist Gedächtnisverlust, Alzheimer ist die am häufigsten vorkommende Form der Demenz), (iii) MCFA funktioniert als Vorläuferstoff bei der Herstellung von anti-mikrobiellen Mitteln, Biobrennstoffen und Biokunststoffen, (iv) das Rohmaterial für MCFA und PHA sind lignozelluläre Stoffe, die für den menschlichen Verzehr nicht geeignet sind, auf diese Weise ließe sich die Konkurrenz zwischen Nahrungsmitteln und Kraftstoffen vermeiden.

Der Hauptvorteil der Kettenlängung ist jedoch, dass dadurch - bei gleichzeitiger Abfallverwertung - Produkte generiert werden können (MCFA), deren Treibhausgasemissionen im Vergleich zu bestehenden konventionellen Technologien niedrig sind. Die über diesen innovativen biotechnischen Ansatz generierten Erkenntnisse kommen nicht nur dem Umweltmanagement von globalen Abfällen zugute, sondern sie können auch zur Produktion verschiedener Chemikalien eingesetzt werden.


3) Hat das Forschungsumfeld in Münster Ihre Arbeit beeinflusst? Würden Sie Kollegen empfehlen, nach Münster zu kommen?

Ja (mit Nachdruck). Die Mikrobiologische Fakultät der WWU verfügt über voll ausgestattete Laboratorien mit vielen Einrichtungen, die mir bisher nicht zur Verfügung standen. An der WWU gibt es ein bewährtes System für die Betreuung und Beratung internationaler Forscher. Die Mikrobiologische Fakultät organisiert regelmäßig interne Schulungen zu verschiedenen Forschungsaspekten, die in den Bereich der Mikrobiologie und der Biotechnologie fallen. Um mein kritisches Denken zu schärfen, gehe ich zu den wöchentlichen Treffen der Forschungsgruppe, bei denen mit dem Projekt im Zusammenhang stehende wissenschaftliche Themen und die Ergebnisse besprochen werden. Außerdem werde ich aktiv Projekte von Doktoranden/Masterstudierenden leiten, um meine Motivation zu stärken und um Team-Leadership-Fähigkeiten aufzubauen. Die Forschung an der WWU Münster bietet mir die einzigartige Chance, meine Karriereaussichten in Forschung und Wissenschaft zu verbessern.

Abgesehen davon bieten das Welcome Center (International Office) und das Graduation Center der WWU zahlreiche Schulungen und Programme zur Karriereentwicklung an, die mir beim Wissenserwerb geholfen haben. Ich hatte so auch die Möglichkeit, an vom Welcome Center organisierten Schulungseinheiten teilzunehmen, die zusätzliche Fähigkeiten vermitteln, wie Spracherwerb, Karrieretraining, Bewahrung der Balance zwischen dem beruflichen und persönlichen Werdegang sowie wissenschaftliches Schreiben. Darüber hinaus nehme ich an monatlichen akademischen Treffen teil, die im Humboldt Club (Hüfferstr. 65) stattfinden, wobei die wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Themen und die resultierenden Gespräche meine Wahrnehmung von Wissenschaft und Gesellschaft verstärkt haben.

Ich würde Kollegen sehr empfehlen nach Münster zu kommen, weil Münster einzigartig ist. Münster ist eine wunderschöne und grüne Stadt und ich hoffe, dass sie jeder liebt.


4) Was würden Sie anderen internationalen Forschern raten, was sie während ihres Aufenthalts in Münster tun sollten? Gibt es da etwas, was Sie an Münster besonders schätzen?

Neben den hervorragenden Forschungseinrichtungen an der WWU organisiert die Stadt Münster viel für die Freizeitgestaltung. Persönlich mag ich Fahrradfahren auf der Promenade, Spazierengehen und Jogging rund um den Aasee, Grillen am Aasee, Zoobesuche mit meiner Familie, Einkaufen auf dem Prinzipalmarkt und schließlich Biertrinken mit Freunden in der Altstadt. Ich besuche auch gerne die von dem Welcome Center der WWU organisierten monatlichen akademischen Treffen und Programme, so bekomme ich die Chance, internationale und nationale Forscher sowie die sehr engagierten und hilfreichen Mitarbeiter des International Office kennenzulernen.