Ausstellung „Zugänge zu kuratorischen Netzwerken – Postkarten von Kasper König“
Die Ausstellung versammelt eine Auswahl collagierter Karten, die Kasper König (1943–2024), Kurator, Mitbegründer und langjähriger künstlerischer Leiter der Skulptur Projekte Münster sowie Direktor des Museums Ludwig, über Jahrzehnte an Künstler:innen, Kolleg:innen und Weggefährt:innen verschickte. Diese persönlichen Mitteilungen, voller Witz und mit klar erkennbarem Duktus, stellen als Gesten der Wertschätzung ein einzigartiges Zeugnis seiner kuratorischen Praxis dar. Viele der Akteur:innen im Kunstbetrieb, mit denen er zusammenarbeitete, verfügen über eine entsprechende Sammlung. In ihrer Bild-Text-Verschränkung changiert die Postkarte zwischen einem sehr konkreten kontextuellen Bezug und Bedeutungsoffenheit. Auf dem standardisierten Format führte König Material aus dem Kunstfeld, aus Werbung und Alltagskultur zusammen. Zerschnittene Museumspostkarten, Zeitungsausschnitte, Werbematerial, Fotografien oder Glitzersticker verdichten sich zu historischen Zeugnissen. Die Dualität von Vorder- und Rückseite löst sich in einem provisorischen Ganzen auf. Diese Missachtung ästhetischer Konventionen lässt eine Verbindung zur Mail Art und künstlerische Familiarität erkennen. Anhand des durch die Postkarten in ihrer Zusammenschau sichtbar werdenden informellen Kommunikationssystems treten Alltagspraktiken kuratorischer Kommunikation ebenso zutage wie biografische Spuren oder performative Gesten der Offenlegung von Geheimnissen, die sich in den handschriftlichen Nachrichten erahnen lassen – oft rätselhaft und informell, mitunter indiskret, stets persönlich und manchmal kaum entzifferbar. Als Zeugnisse der Netzwerke, auf denen kuratorische Praktiken beruhen, verweisen die Karten auf biografische Spuren, deuten Beziehungen und persönliche wie professionelle Konstellationen an. Zugleich stehen diese fragmentarischen Botschaften in ihrer Materialität für die mit medialem Wandel einhergehende Nostalgie hinsichtlich unzeitgemäßer Formate des Ephemeren. Die gezeigten Postkarten entstammen Konvoluten von Nils Emmerichs (Kunsthistoriker und Kurator, Berlin), Ursula Frohne (Ko-Sprecherin der Kolleg-Forschungsgruppe, Institut für Kunstgeschichte, Universität Münster), Dorothea Schöne (Künstlerische Leiterin des Kunsthauses Dahlem, Berlin), Lisa Marei Schmidt (Direktorin des Brücke Museums, Berlin) und Marianne Wagner (Kuratorin für zeitgenössische Kunst am LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster). Wir danken allen Leihgeber:innen sehr herzlich. Die Ausstellung ist die erste in der Reihe „case study“, die das Format der Vitrine als klassischem Präsentationsort von Ephemera aufgreift. In experimenteller, laborartiger Form werden im Rahmen forschender Lehre Möglichkeiten der Schaffung von Zugängen im kunsthistorischen Kontext erprobt. Idee, Konzeption und Organisation: Studierende des Kolloquiums von Ursula Frohne und Berit Hummel (Sommersemester 2025): Maike Einfalt, Malisa Gehrling, Joel Patrice Keller, Lynn Kraft, Joseph Lange, Adelina Meyer, Emma Nachtwey, Paula Niewald, Levi Oppenberg, Alina Selbach, Julia Siebenbrodt, Sebastian Verkamp, Kyra-Anna Weiß; Nachhaltiges Ausstellungsdesign: Malene Saalmann
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