Archiv für den Monat: Juli 2017

Berliner und baden- württembergische Universitäten kündigen Elsevier-Verträge

Im Rahmen des Projekts DEAL wird das Ziel verfolgt, bundesweite Lizenzverträge für das gesamte Portfolio elektronischer Zeitschriften großer Wissenschaftsverlage abzuschließen. Dabei wird eine signifikante Änderung gegenüber dem gegenwärtigen Status Quo bei der Verhandlung, den Inhalten und der Preisgestaltung angestrebt. Durch die Effekte eines Konsortialvertrages auf Bundesebene sollen die einzelnen Einrichtungen finanziell entlastet und der Zugang zu wissenschaftlicher Literatur für die Wissenschaft auf breiter und nachhaltiger Ebene verbessert werden. Zugleich soll eine Open-Access-Komponente implementiert werden.

Die Freie Universität Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin, die Technische Universität Berlin und die Charité kündigten vor kurzem ihre Verträge mit Elsevier, ebenso wie alle baden-württembergischen Universitäten. Der Grund für diese drastischen Schritte war das unzureichende Angebot, das Elsevier den deutschen Wissenschaftsorganisationen vorgelegt hatte.

Zu diesem Vorgehen erklärte Prof. Dr. Ressel, Rektor der Universität Stuttgart:

„Anders als bei herkömmlichen Zeitschriften und Büchern erhalten wissenschaftliche Autoren ganz überwiegend kein Honorar von den Verlagen. Auswahl und Lektorat der Beiträge wird zumeist auch von Wissenschaftlern kostenfrei übernommen; die darin beschriebenen Forschungen sind fast ausschließlich aus Steuermitteln finanziert. Die Publikation erfolgt mittlerweile oft elektronisch und verursacht in diesem Fall keine Druckkosten. Die Gewinnmargen sind bei den Großverlagen mit bis zu 40 % außergewöhnlich hoch, die Verlagsleistung überschaubar und die Rechnung dafür übernimmt der Steuerzahler.“

Alle Pressmeldungen finden Sie im DEAL-Pressespiegel.

Grafik © Projekt DEAL

Südstraße vom 10. Juli bis 24. Juli 2017 gesperrt

Seit einigen Tagen laufen die vorbereitenden Maßnahmen für die Fassadensanierung der Ost-Türme am Zentralklinikum. Dafür wird ein Kran auf dem südöstlichen Teil des Daches aufgestellt. Während der Montage der Unterkonstruktion des Kranes und des Kranes selbst kommt es zu Einschränkungen auf der Südstraße.

Daher ist von Montag, 10. Juli 2017, bis einschließlich Montag, 24. Juli 2017, die Südstraße Höhe Zweigbibliothek Medizin gesperrt. Darob ist der Fußweg nur eingeschränkt nutzbar und das Fahrradfahren sowie das Abstellen von Fahrrädern im Bereich der Bibliothek nicht möglich.

Alternative Wegeleitung / Sperrung:

Bitte nutzen Sie die im Plan grün gekennzeichneten Fahrradständer:

Kontakt: bauinfo@ukmuenster.de

Grafiken © UKM

Neue Springer-Bücher von Mai – Juni 2017

Die Zweigbibliothek Münster / Universitäts- und Landesbliothek kauft alle beim Springer-Verlag erscheinenden Bücher aus den Fachgebieten Medizin, Naturwissenschaften und Psychologie. Im Folgenden finden Sie die 58 Neuzugänge der letzten beiden Monate alphabetisch aufgelistet.

Foto: Springer


Alle in der Universität Münster zugänglichen Springer e-Books finden Sie hier: Medizin, Naturwissenschaften und Psychologie. Im Buchkatalog der Universitätsbibliothek, kann man gezielt nach Online-Büchern suchen. Die Bibliothek wird die Lehrbücher unter den obigen Titeln der Liste aller Online-Lehrbücher hinzufügen. Zugänglich sind diese Bücher nur im Hochschulnetz der Universität.

Geflüchtete Syrerin als Praktikantin an der Zweigbibliothek Medizin


(Parween Ahmad (r.) mit Dr. O.Obst. UKM/Fotozentrale)

Parween Ahmad war vier Wochen Praktikantin an der Zweigbibliothek Medizin und zwei weiteren Bibliotheken in Münster. Frau Ahmad wurde 1992 in Rmelan in Nordsyrien geboren. Vater und Mutter hatten sich während des Studiums der Ingenieurwesens in Kiew kennengelernt und in Syrien geheiratet. Parween hat es immer fasziniert, dass ihre Mutter zunächst studiert und promoviert hatte (in Agrarwissenschaften und Genetik) bevor sie eine Familie gründete. So möchte sie es auch halten.

Ihre Familie ging 2011 nach Damaskus, wo Ahmad an der staatlichen Universität Bibliothekswissenschaft studierte (leider hatte es mit dem Studium der Genetik nicht geklappt). Aufgrund der wachsenden Bedrohungen durch die Polizei (sie wird verfolgt und kann nur durch Glück entkommen) und dem Verfall jeder staatlichen Ordnung muss sie ihr Studium kurz vor dem Bachelor abbrechen. Ahmad hätte zwar gerne noch ihr Studium beendet: „Andere Leute müssen noch mehr leiden als wir!“, aber ihr Vater entscheidet sich angesichts der zunehmenden Übergriffe für die sofortige Flucht.

So flieht sie 2014 mit ihrem Vater und ihrer jüngeren Schwester aus Syrien. Nach einer gefährlichen Flucht mit dem Boot über das Mittelmeer und zahlreichen Schleppern gelangen sie über die Balkanroute im Oktober 2014 nach Deutschland. Der letzte Schlepper stiehlt ihr gesamtes Geld, ein weiterer verursacht einen Unfall mit der Polizei und bringt sie so ins Gefängnis – der PKW des Schleppers ist mit 12 Personen total überladen. Gottseidank kommen sie am nächsten Tag frei und gelangen schließlich über Wien ins Auffanglager nach Giessen, wo sie vier lange Monate bleiben. Endlich kommt die Aufenthaltsgenehmigung und sie können nach Münster. 2015 kann auch ihre Mutter nachgeholt werden, die aus gesundheitlichen Gründen in Damaskus ausharren musste.

Da sie das Studium abbrechen musste und keine Zeugnisse bekommen hat, muss sie hier wieder mit dem Studium bei Null anfangen. Sie möchte gerne ihr Studium der Bibliothekwissenschaft wieder in Köln aufnehmen, doch dazu braucht sie ein vorheriges Praktikum. Durch die Vermittlung von Herrn Neumann, der sich in ehrenamtlicher Zusammenarbeit mit der Diakonie Münster für die Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen einsetzt, und Herrn Becker vom IfAS gelangt sie zur Zweigbibliothek Medizin, die das dringend benötigte 4-wöchige Praktikum für sie organisiert. Neben der ZB Med lernt sie so die zentrale Universitätsbibliothek und die Klinikbücherei im Klinikum kennen. In der ZB Med erhält sie Einblick in den Bibliotheksbetrieb und arbeitet an der Leihstelle mit.

Parween Ahmad spielt Schach und Backgammon und backt leidenschaftlich gerne Baklava und Brownies. Sie liebt den Redemption Song von Bob Marley, der von den Leiden der Geflüchteten erzählt.

Profit vs. Wissenschaft

Unter dem Titel Is the staggeringly profitable business of scientific publishing bad for science? veröffentlichte Stephen Buranyi im Guardian vom 27.06.2017 einen recht ausführlichen Artikel über den wissenschaftlichen Publikationsboom, dessen historische Wurzeln als auch über die Entwicklung und Rückwirkungen auf das wissenschaftliche Publikationswesen. Eine Branche die wie keine andere exorbitanten Gewinnspannen aufweist.

Das Geschäftsmodell – der Kunde liefert unentgeltlich einen Artikel, der auf seine Kosten ein Peer-Review-Verfahren durchläuft  … und schlussendlich wird das Produkt dem Kunden verkauft – führte dazu, dass Bibliotheken sich als Gefangene eines Marktes wiederfinden, dessen alljährliche Preissteigerung ihrer Produkte für die Verlage ein mehr als nur lukratives Geschäft darstellen, hingegen jegliches Bibliotheksbudget auf Dauer sprengen.

Der Artikel arbeitet sich entlang der Entwicklung des Verlages Elsevier, der mit mehr als 1.000 wissenschaftliche Zeitschriften der mit Abstand größte Wissenschaftsverlag der Welt ist.

Ein Bericht des Informationswissenschaftlers Vincent Larivière (Universität von Montreal) aus dem Jahre 2015 führt aus, dass Elsevier 24% des wissenschaftlichen Zeitschriftenmarktes beherrscht. Mit Springer und John Wiley & Sons verfügen diese drei Unternehmen über die Hälfte des Marktes.

Seit Anfang des Jahrtausends haben Wissenschaftler als Alternative zum Subskriptionsmodell „open access“ favorisiert. Und trotz der Unterstützung z.B. durch die Gates Foundation erscheinen nur ein Viertel wissenschaftlicher Publikationen als frei verfügbar – Elsevier hingegen allein im vergangenen Jahr 1,5 Millionen Artikel-Einreichungen erhielt, 420.000 Artikel publizierte und (nach eigenen Angaben) 14 Millionen Wissenschaftler betreute, und 800.000 Wissenschaftler ihre Zeit für Bearbeitung als auch für Peer-Reviews zur Verfügung stellten.

Die Idee, dass die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung für jedermann frei zugänglich sein sollte, kann als Gefahr für das aktuelle System gesehen werden, welches schlicht auf der Möglichkeit der Herausgeber basiert den Zugriff auf wissenschaftliche Literatur zu beschränken.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass gegen die von der Kasachin Alexandra Elbakyan aufgesetzte Webseite, von der wissenschaftliche Arbeiten kostenlos heruntergeladen werden können, von Elsevier wg. Hacking und Urheberrechtsverletzungen in den USA eine einstweilige Verfügung auf Unterlassung bei Androhung einer Strafe von 15 Millionen Dollar erwirkt wurde.

  • Stephen Buranyi: Is the staggeringly profitable business of scientific publishing bad for science? The Guardian, 27.07.2017, online

screenshot © The Guardian

Studienregister DRKS jetzt beim DIMDI

Laut Pressemitteilung von DIMDI wechselt das Deutsche Register Klinischer Studien (DRKS) mit heutigem Datum (1. Juli 2017) dauerhaft zum Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI):

„Das Register dokumentiert klinische Studien, um die Öffentlichkeit an der medizinischen Forschung teilhaben zu lassen und die Wissenschaft über laufende Studien zu informieren. Es besteht seit 2008 und ist von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als einziges deutsches Primär-Register anerkannt.

Das DRKS wurde lange Zeit am Universitätsklinikum Freiburg als vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Projekt betrieben. Der Wechsel zum DIMDI erlaubt nun einen dauerhaften Fortbestand. DIMDI ist eine Behörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit. Somit arbeitet das DRKS weiterhin ohne Einfluss kommerzieller Interessen und unterliegt wissenschaftlichen Kriterien.

Für die Nutzerinnen und Nutzer des DRKS ändert sich nichts. Sie finden weiterhin über die bekannte Website kostenlos Informationen auf Deutsch und Englisch zu geplanten, laufenden und abgeschlossenen klinischen Studien in Deutschland oder können dort eigene Studien registrieren.

Wozu ein Studienregister?

Das DRKS ermöglicht einen aktuellen, patientenorientierten Überblick über in Deutschland durchgeführte klinische Studien. Neben den bestehenden behördlichen Datenbanken kann es damit Ethikkommissionen und Behörden bei deren Begutachtungs- und Aufsichtsaufgaben unterstützen. Patientinnen und Patienten und ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte können auf dem Portal speziell nach passenden laufenden Studien für eine Teilnahme suchen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können sich über laufende und abgeschlossene Studien informieren – die transparente Übersicht der Forschung hilft u. a., parallele Studien zu vermeiden, Forschungsgelder sinnvoll einzusetzen sowie die Qualität der klinischen Forschung und die evidenzbasierte Medizin in Deutschland zu fördern. Durch die Registrierung gerade auch von Studien, die nicht dem Arzneimittel- oder Medizinproduktegesetz unterliegen, gehen zudem weniger Studienergebnisse verloren. Der Zugang zum DRKS ist für alle Nutzer kostenlos.

Aktuell sind über 5.800 Studien beziehungsweise Forschungsvorhaben im DRKS registriert. Zu allen Einträgen listet das Register Eckdaten wie Studientitel, Ein- und Ausschlusskriterien, Studienstatus und Endpunkte. Immer enthalten ist zudem eine allgemein verständliche, deutsche Kurzbeschreibung.

Das Register arbeitet eng mit der WHO zusammen, insbesondere mit der International Clinical Trials Registry Platform (ICTRP). Als WHO-Primär-Register erfüllt es dabei die Anforderungen des International Committee of Medical Journal Editors (ICMJE): Dessen Mitglieder fordern u.a. die prospektive Registrierung klinischer Studien als Voraussetzung für eine Veröffentlichung in führenden medizinischen Fachzeitschriften.“

Weitere Studienregister:

 

Grafik © DRKS