„Grosse intellektuelle Neugier“

Historikerin Barbara Stollberg-Rilinger erhält Bielefelder Wissenschaftspreis

Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger
© Richard Rilinger

Die Frühneuzeit-Historikerin Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger, stellvertretende Sprecherin des Exzellenzclusters „Religion und Politik“, erhält den diesjährigen Bielefelder Wissenschaftspreis. Das teilte die Universität Bielefeld mit. „Mit Frau Prof. Stollberg-Rilinger wird eine Wissenschaftlerin geehrt, die nicht nur zu den herausragendsten Vertretern ihrer Disziplin gehört, sondern mit großer intellektueller Neugier immer auch fachliche Grenzen überschritten hat“, erläutert der Rektor der Bielefelder Universität und Jury-Vorsitzende, Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer. „Barbara Stollberg-Rilinger hat in ihrer Forschung immer über die Grenzen ihres Faches hinausgeblickt und ihre Anregungen etwa aus der Soziologie und nicht zuletzt auch von Niklas Luhmann bezogen.“

Der Bielefelder Wissenschaftspreis wird seit 2004 im Gedenken an den Soziologen Niklas Luhmann von der Stiftung der Sparkasse Bielefeld in Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld und der Stadt Bielefeld verliehen.

Kulturgeschichte des Politischen

Mit ihrem Programm einer Kulturgeschichte des Politischen habe Prof. Stollberg-Rilinger nicht nur der Geschichtswissenschaft eine neue Sichtweise auf die Praktiken von Macht und Herrschaftsausübung erschlossen, so die Jury des Bielefelder Wissenschaftspreises. In ihren Büchern wie „Des Kaisers alte Kleider. Verfassungsgeschichte und Symbolsprache des Alten Reiches“ (2008) und ihrer Biographie „Maria Theresia: Die Kaiserin in ihrer Zeit“ (2017), die weit über die Grenzen des Faches hinaus gelesen werden, gelinge es ihr, „die Fremdartigkeit der Frühen Neuzeit anschaulich und verständlich zu machen, ohne die Differenz zwischen damals und heute aufzugeben oder die Frühmoderne als eine Phase des ,noch nicht zu beschreiben“.

Die Preisverleihung findet voraussichtlich Anfang kommenden Jahres statt. Die Laudatio auf die Preisträgerin hält der Historiker Prof. Dr. Jürgen Osterhammel von der Universität Konstanz, ein „führender Vertreter der Globalgeschichte“, wie die Universität Bielefeld mitteilt.

Die Frühneuzeit-Historikerin Barbara Stollberg-Rilinger hat seit 1997 den Lehrstuhl für die Geschichte der Frühen Neuzeit an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) inne. 2005 erhielt sie den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), 2013 den deutschen Historikerpreis des Historischen Kollegs München. Sie war von 2011 bis 2015 Sprecherin des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Uni Münster und ist seither stellvertretende Sprecherin. Sie wird im September Direktorin des Wissenschaftskollegs zu Berlin und bleibt Professorin der WWU und Hauptantragstellerin des Exzellenzclusters. Ihre Biographie über Maria Theresia wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Preis der Leipziger Buchmesse. (Universität Bielefeld/sca/maz)