Reinheit und Herrschaft
Tagung untersucht religiöse Reinheitsvorstellungen in der Antike
Mit der religiösen, politischen und sozialen Dimension von Reinheitsvorstellungen antiker Gemeinschaften befasst sich eine internationale Tagung am Exzellenzcluster „Religion und Politik“. „Die verschiedenen religiösen Traditionen der Antike waren von der Idee von Reinheit und Unreinheit durchdrungen“, erläutern der Althistoriker Prof. Dr. Klaus Zimmermann und der Liturgiewissenschaftler Prof. Dr. Clemens Leonhard vom Exzellenzcluster. Diese Reinheitsvorstellungen hätten die Präsenz von Individuen und Objekten in heiligen Räumen bestimmt, zugleich aber auch Auswirkungen auf das tägliche Leben gehabt, etwa durch Vorschriften zu Kleidung und Nahrung. „Durch Reinheitsvorschriften konnten Menschen aus bestimmten sozialen Kontexten ein- oder ausgeschlossen werden. Sie spielten auch eine wichtige Rolle bei der Ausbildung von Gruppenidentitäten antiker Gesellschaften wie der der Griechen, Römer, Juden und Christen und erhielten so eine starke politische Dimension“, so die Veranstalter der Tagung.
Im Rahmen der Konferenz hält der Brüsseler Althistoriker David Engels einen öffentlichen Abendvortrag über „‚Reinheit‘ als Herrscherqualität im ideologischen Narrativ der großen Universalherrscher der alten Welt“. Er ist am Montag, 29. Februar, um 20.00 Uhr im Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters in der Johannisstraße 4 in Raum JO 101 zu hören.
Die Tagung trägt den Titel „Purity and Authority in Ancient Mediterranean Religions“ (Reinheit und Autorität in den antiken Religionen des Mittelmeerraums) und wird von Prof. Dr. Klaus Zimmerman und Prof. Dr. Clemens Leonhard vom Exzellenzcluster und Dr. Benedikt Eckhardt vom Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bremen organisiert. Sie findet vom 29. Februar bis 2. März im Raum JO 101 des Exzellenzclusters statt.
Die Vorträge beleuchten die Rolle von Reinheitsvorstellungen für die Konstitution antiker politischer Gemeinschaften. „Die Prinzipien von Reinheit waren zwar allgemein durch die jeweilige religiöse Tradition bestimmt und gelegentlich standarisiert. Doch welche Menschen, Räume oder Objekte konkret als „‚rein‘ oder ‚unrein‘ bezeichnet wurden, entschieden einzelne Menschen“, so die Wissenschaftler. Die Tagung befasst sich mit solchen sozialen Implikationen. Sie untersucht, wer die Macht hatte, Reinheitsgebote zu bestimmen, anzuwenden und Regelverstöße zu sanktionieren. Erörtert wird auch, inwiefern sie infolge konsensbildender Prozesse angefochten werden konnten. Schließlich werden die Konferenzteilnehmer untersuchen, wie die jeweilige Definition von „rein“ und „unrein“ die Beschaffenheit von Gesellschaft und Herrschaft widerspiegelt. Da die Reinheitskonzepte der untersuchten Kulturen sich stark ähnelten, ließen sich Vergleiche ziehen, ohne wichtige Unterschiede wie kulturspezifische Regeln und den Grad an Normativität und Zentralisierung zu vernachlässigen.(maz/vvm)