„Prayer and Power“

Konferenz über das einflussreiche Amt der Gottesgemahlin im Alten Ägypten

Plakat
© Sammlung Diehl

Das Amt der Gottesgemahlin als einflussreichste Position einer Priesterin im Alten Ägypten steht im Mittelpunkt einer internationalen Tagung am Exzellenzcluster „Religion und Politik“. „Seit dem Neuen Reich etwa 1550 vor Christus war diese wichtige religiöse Institution in Theben etabliert“, erläutert Ägyptologin Prof. Dr. Angelika Lohwasser. Eine Reihe von Königinnen habe den Titel einer Gottesgemahlin geführt, bevor das Amt während der Amarna-Zeit – bedingt durch den religiösen Umbruch im 14. und 13. Jahrhundert vor Christus – an Bedeutung verloren habe. Die englischsprachige Konferenz trägt den Titel „Prayer and Power. The God’s Wives of Amun in Egypt during the First Millenium BC“ („Gebet und Macht. Die Gottesgemahlinnen von Amun in Ägypten während des ersten Jahrtausends vor Christus”). Sie findet vom 25. bis 27. Juni im Liudgerhaus am Überwasserkirchplatz 3 statt. Veranstaltet wird sie im Rahmen des Cluster-Projekts B2-12 „Semantik der Veränderung. Vergewisserung, Inszenierung und Magie in der Bildsprache Ägyptens im frühen 1. Jahrtausend vor Christus“.

„Im Verlauf des ersten Jahrtausends vor Christus wurde das Amt der Gottesgemahlin des Amun wieder etabliert und gewann während des 8. bis 6. Jahrhunderts vor Christus zunehmend an religiösem, politischem und ökonomischem Einfluss“, so die Wissenschaftlerin. Die Priesterinnen seien unverheiratet geblieben und hätten die Tochter des nächsten Königs als Nachfolgerin adoptiert. „So bekam die Nachfolge im Priesteramt eine politische Dimension: Da in dieser Zeit Königspalast und Hauptstadt im Norden von Ägypten lagen, handelte die Gottesgemahlin im südlichen Teil des Landes an Stelle des Königs, führte dementsprechend eine königliche Titulatur und schrieb ihren Namen in Kartuschen, die dem König vorbehaltenen Namensringe, die den Name der Herrscher umschlossen.“

Darüber hinaus wurden der Wissenschaftlerin zufolge im Namen der Gottesgemahlinnen Kapellen im Tempelbezirk von Karnak und ihre Grabkapellen im Tempelbezirk von Medinet Habu gebaut. „Als Oberhaupt der thebanischen Theokratie kontrollierte die amtierende Gottesgemahlin eines der größten ökonomischen Zentren dieser Zeit, in das hochrangige Familien der thebanischen Aristokratie eingebunden waren“, so Prof. Lohwasser. „Doch ihre Hauptaufgaben lagen im Kultbetrieb, in der aktiven Ausübung des Tempelrituals.“ So hätten sie vor dem Gott Amun Opfer dargebracht und seien darüber hinaus an Ritualen beteiligt gewesen, die der Bestätigung der territorialen Autorität des Königs sowie der universellen Macht Amuns galten.

Die Konferenz konzentriert sich auf die Blütezeit der Institution und führt Beiträge aktueller Forschung zu den Gottesgemahlinnen des 1. Jahrtausends vor Christus zusammen. „Im Fokus stehen nicht nur der enorme Einfluss und die Macht dieser Priesterinnen, sondern auch ihre Eingebundenheit in die sozialen und ökonomischen Netzwerke ihrer Zeit“, so die Ägyptologin. Die Betrachtung einzelner Persönlichkeiten werde durch allgemeine Gender-Fragestellungen ergänzt. Darüber hinaus werde die Darstellung dieser Frauen in der Kunst ebenso diskutiert, wie ihre Rolle in der offiziellen Baupolitik. Ziel der Veranstaltung ist, verschiedene religiöse, politische und soziale Aspekte der Institution der Gottesgemahlin des Amun näher zu beleuchten und so den Diskurs über diese machtvollen Frauen weiter zu führen. (exc/bhe/vvm)

Programm

Donnerstag, 25. Juni

18:15-18:30 Greetings Angelika Lohwasser, Anke I. Blöbaum, Meike Becker, Münster
18:30-19:30 Gender, Ritual, and the Manipulation of Power: The God’s Wife of Amun (Dynasty 23-26) Mariam Ayad, Cairo

Freitag, 26. Juni

09:00-09:15 Introduction Angelika Lohwasser, Münster
09:00-09:45 The Relationship Between the Libyan Period Rulers and Thebes Raphaële Meffre, Paris
9:45-10:15 Female influence during the Third Intermediate Period besides the God’s wives Meike Becker, Münster
10:45-11:15 Karomama revisited Claus Jurman, Vienna
11:15-11:45 A God’s Wife at Heracleopolis Olivier Perdu, Paris
11:15-11:45 Discussion
14:00-14:30 The sphinxes of Shepenwepet II Wienke Aufderhaar, Münster
14:30-15:00 The iconography of prayer and power: portrayals of the God’s Wife Ankhnesneferibre in Osiris chapels at Karnak Aleksandra Hallmann, Warsaw
15:00-15:30 Discussion
16:00-16:30 Between Amun and Osiris: Reassessing the place of the God’s wives in the decorative scheme of the Osiris chapels at Karnak Laurent Coulon, Lyon
16:30-17:00 Between tradition and innovation: the Hw.t-kA of the God‘s Wives Carola Koch, Würzburg
17:00-17:30 Discussion

Samstag, 27. Juni

09:00-09:30 Historical and art historical questions: late Libyan and Kushite God’s Wives Robert Morkot, Exeter
09:30–10:00 “Nubianess” and the God’s Wives of Amun: Institution, Persons, Reflections Angelika Lohwasser, Münster
10:30-11:00 Family affairs: Relations between the family of Monthemhet, the clergy of Amun and the God’s Wives Anke I. Blöbaum, Münster
11:00-11:30 The God’s wife at the beginning of the 26th Dynasty: A religious function to assert political power Claudia Maderna-Sieben, Heidelberg
11:30-12:00 Research in TT 391 Erhart Graefe, Münster
12:00-12:30 Discussion
14:00-15:00 Discussion