„Für eine friedliche Koexistenz der Religionen“

Wissenschaftler des Exzellenzclusters im Deutschlandfunk über religiösen Austausch

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Beitrag „Wie beeinflussen Religionen sich gegenseitig?“ im Deutschlandfunk

© Deutschlandfunk

Wissenschaftler des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ haben im Deutschlandfunk (DLF) über Forschungen zum Thema Transfer zwischen Religionen berichtet.  In der Sendung „Aus Kultur- und Sozialwissenschaften“ sprachen die Religionswissenschaftler Prof. Dr. Annette Wilke und Prof. Dr. Perry Schmidt-Leukel, der orthodoxe Theologe Prof. Dr. Assaad Elias Kattan und der Byzantinist Prof. Dr. Michael Grünbart darüber, wie religiöse Traditionen einander in verschiedenen Epochen und Regionen beeinflussten und dies bis heute tun. In dem Beitrag „Wie beeinflussen Religionen sich gegenseitig?“ vom 7. Mai 2015 geht es auch um Formen multireligiöser Identität. Der Beitrag ist als Podcast zu hören.

Am Exzellenzcluster ist im Sommersemester eine öffentliche Ringvorlesung zum Thema Transfer zwischen Religionen zu hören, die der Forschungsverbund mit dem Centrum für religionsbezogene Studien (CRS) der WWU organisiert. Die Themen der Reihe reichen von multi-religiösen Identitäten über die christliche Kabbala und die Platonismus-Rezeption in den abrahamitischen Religionen bis zur Rezeption hinduistischer Konzepte im Westen und umgekehrt.

Prof. Kattan und Prof. Grünbart legten in dem Radiobeitrag Beispiele für den Transfer zwischen islamischer Welt und christlichem Abendland dar. Wechselseitige Einflüsse seien beispielsweise in der Sakralarchitektur zu beobachten, so Prof. Grünbart. „Die Hagia Sophia – ehemals eine christliche Kirche – beeinflusste stark die osmanische Architektur.“ So stünden in Istanbul viele Gebäude, die byzantinischen Kirchen ähnelten. Gemeinsame Feste sind Prof. Kattan zufolge ebenfalls Beispiele für den Austausch zwischen Muslimen und Christen. „Das Frühlingsfest in Ägypten etwa, das wahrscheinlich auf heidnische Wurzeln zurückgeht und in seiner jetzigen Form stark von koptischen Christen geprägt ist, wird seit vielen Jahrzehnten zusammen gefeiert.“

Zu Formen multireligiöser Identität äußerten sich die Religionswissenschaftler Prof. Wilke und Prof. Schmidt-Leukel. Seit den 1980er Jahren übernähmen Europäer verstärkt Ideen, die aus fernöstlichen Religionen stammen. Prof. Wilke: „Man misstraut Dogmen und Autoritäten und will selber entscheiden, was einem gut tut.“ Gläubige gingen heute nicht aus Pflichtgefühl in die Kirche, sondern zum Wohlbefinden. Andere zögen den Wald oder das Yoga-Seminar vor. Neben fernöstlichen Praktiken würden aber auch Glaubensinhalte rezipiert, sagte Prof. Schmidt-Leukel. „Die Zahl der Christen, die an Reinkarnation glauben, schwankt um 20 Prozent.“ Für eine friedliche Koexistenz der Religionen sei ein besseres Verständnis eine wichtige Voraussetzung, so der Religionswissenschaftler. (ska/vvm)

Auch weitere Aktivitäten und Ergebnisse des Exzellenzclusters finden regelmäßig Niederschlag in den Medien. Interviews mit Wissenschaftlern des Forschungsverbundes erscheinen in großer Zahl, wie der Presseschau des Exzellenzclusters zu entnehmen ist.